Interview mit Martina Fiddrich

"Technologie und Didaktik zusammenbringen"

29. Februar 2024
Michael Roesler-Graichen

Künstliche Intelligenz war auch auf der Didacta ein Schwerpunktthema. Die Bildungsmedienanbieter präsentierten auf der Bildungsmesse neue Lösungen für die Unterrichtspraxis. Martina Fiddrich, Geschäftsführerin bei Cornelsen, über KI und erste Erfahrungen mit der Toolbox cornelsen.ai.

Martina Fiddrich

Martina Fiddrich, Geschäftsführerin beim Cornelsen Verlag

Das Thema KI ist auch auf dieser Didacta in aller Munde, die Entwicklungen sind weiter vorangeschritten. Welche Bedeutung hat das für Sie im Verlag, auch für Sie als Geschäftsführerin?
Martina Fiddrich: Künstliche Intelligenz hat auch für uns eine große Bedeutung, weil wir sie als Chance für die Lehrkräfte einschätzen. Für uns ist es aber besonders wichtig, bei unseren Kernkompetenzen zu bleiben. Wir wollen die KI-Technologien mit unserer didaktischen Expertise zusammenbringen. Dazu haben wir auf der Didacta Anwendungen gezeigt, die gerade auch in der Unterrichtsvorbereitung und in der Nachbereitung Entlastung bringen sollen, damit die Lehrkräfte ihre wertvolle Zeit stärker in den Unterricht investieren können. Deshalb ist das neue Produkt, die KI-Toolbox cornelsen.ai, die wir erstmalig auf der Didacta vorgestellt haben – zunächst in einer geschlossenen Beta-Phase, dann in einer offenen – für uns ein wichtiger Schritt. Wir sind sehr schnell und agil in der Entwicklung, auch gemeinsam mit Lehrkräften.

Wie ist das Feedback der Beta-Tester?
Fiddrich: Die Teilnehmer der geschlossenen Beta-Phase empfinden es als positiv, als erleichternd, als zeitersparend. Was uns von anderen Angeboten unterscheidet: dass wir auch bestimmte Module innerhalb der KI-Toolbox an unsere Lehrwerke anbinden werden. Die KI-Tools sollen nahtlos in die existierenden Medien, die im Unterricht genutzt werden, eingebunden werden. Von Lehrkräften, Schulleitungen und Ministerien bekommen wir die positive Rückmeldung, dass sich unser Angebot niederschwellig in die Unterrichtsmaterialien integrieren lässt.

Wir wollen beim Thema KI immer transparent sein und den maximalen Datenschutz gewährleisten. Es muss immer klar sein, wie das Tool funktioniert.

Martina Fiddrich, Cornelsen

Arbeitet der digitale Assistent Cornelsen GPT auch mit frei verfügbaren Informationen oder greift er auf die Lehrwerk-Inhalte zu?
Fiddrich: Unsere Anwendung auf der Grundlage des Sprachmodells GPT 4 ist mit den Daten aus unseren Unterrichtswerken sowie den Duden-Sprachdatenbanken hinterlegt. Wir wollen beim Thema KI immer transparent sein und den maximalen Datenschutz gewährleisten. Es muss immer klar sein, wie das Tool funktioniert. Dadurch, dass wir Cornelsen GPT mit unseren eigenen Daten trainieren, können wir das Risiko, dass die Anwendung „Halluzinationen“ – also schein-plausible Aussagen – erzeugt, reduzieren.

Was bedeutet der Einsatz von KI-Tools für den Unterricht?
Fiddrich: Der Einsatz der KI-Tools im Unterricht ist eine großartige Chance, entlastet die Lehrkräfte und kann Unterricht ganz grundsätzlich individueller und differenzierter machen. KI liefert eine verlässliche Grundlage, die Lehrkräfte können dann selbst entscheiden, ob und wie sie mit Stundenvorschlägen und Korrekturhinweisen arbeiten wollen. So gewinnen sie Zeit für ihre Kernaufgabe: den intensiven Austausch mit den Schülerinnen und Schülern.