Aus zwei Gründen lohnt es sich, über die Einrichtung einer ›Poet Laureate‹ zu diskutieren. Erstens liegt dem Vorschlag die Einschätzung zugrunde, dass Poesie mit ihren Mitteln etwas zur Diskussion und Reflexion politischer und gesellschaftlicher Fragen beitragen kann. Das ist richtig. Und es ist eine Stärke der gegenwärtigen Lyrik, sich dazu mit eigenen Sprech- und Denkweisen einzubringen. Zweitens ist es begrüßenswert, dass es öffentliches Interesse an der Förderung poetischer Positionen gibt.
Beides kann Grundlage für ein sachliches Gespräch sein. Kurzzeitig wirkte es jedoch, als ob Ironie, Häme und ein erstaunlich unzeitgemäßes Lyrikverständnis die Diskussion dominieren würden. Auch wurde der Begriff ›Poetin‹ häufig im übertragenen Sinne gedeutet, von allen möglichen kreativen Tätigkeiten war die Rede. Wenn aber diskutiert wird, was andernorts die Begriffe ›Poet‹ (Kanada, USA u.a.) oder ›Dichter‹ (Belgien, Niederlande u.a.) im Titel trägt, dann sollte es auch um das gehen, was sie bezeichnen: um Lyrik. Und dann sollten beim Gespräch darüber auch Lyriker*innen einbezogen werden.