Porträt

Sibylle Heyn, Libri-Außendienst

24. Juni 2021
Redaktion Börsenblatt

Sibylle Heyn ist für das Barsortiment Libri im Außendienst unterwegs. Hier erzählt sie von ihren Reisen. Aufgezeichnet von Nicola Bardola.

Ich war Buchhändlerin, habe Germanistik studiert und als Journalistin gearbeitet. Buchhändlerin war und bin ich mit Leib und Seele. Ich fand es wunderbar, Kunden zu bedienen, aber irgendwann war mir der Raum, den der Laden bot, zu klein – und ich wollte raus in die Welt. Passenderweise hatte Libri zu jener Zeit eine Außendienststelle frei. Das Schöne, das der Zwischenbuchhandel zu bieten hat: Man hat weiterhin mit Büchern zu tun, redet mit sehr geistvollen Menschen – und ist gleichzeitig unterwegs. Mittlerweile bin ich eine ›alte Häsin‹: Seit 26 Jahren arbeite ich bei Libri und habe Deutschland gut kennengelernt.
Bei uns haben die Mitarbeiter*innen im Außendienst im Schnitt zwischen 100 und 150 Buchhandlungskunden. Das Kerngeschäft des Barsortiments, das »Von heute auf morgen«-Liefern, ist dabei in der Regel nicht unser Thema. Wir sprechen mit den Buchhändlerinnen und Buchhändlern über Dienstleistungen, die ihnen den Arbeitsalltag erleichtern sollen, damit sie mehr Zeit für ihre Kundschaft haben. Unsere Palette reicht von der bibliografischen Recherche über Webshops bis zu Warenwirtschaftssystemen. Wir schulen Händler*innen in diesen Bereichen und versuchen sie fit zu machen, damit sie den Erwartungshaltungen ihrer Kundschaft zeitgemäß begegnen können. 

Das Schöne, das der Zwischenbuchhandel zu bieten hat: Man hat mit Büchern zu tun, redet mit sehr geistvollen Menschen – und ist gleichzeitig unterwegs.

Sibylle Heyn

Click & Collect kennt seit der Pandemie jeder. Dabei hat sich herausgestellt, dass viele Leserinnen und Leser noch gar nicht wussten, dass ihre Buchhandlung einen Webshop hat – obwohl der oft seit Jahren existiert. Da setzen wir an: Wir 
helfen vor allem bei der Technik, damit Buchhandlungen auch im digitalen Geschäft noch professioneller werden. 
Gerade bereite ich ein Gespräch mit einer Buchhändlerin vor, die ihr Onlinegeschäft in der Corona-Krise auf 15 Prozent des Gesamtumsatzes gesteigert hat. Wie kann man diese Neukunden im Shop langfristig binden? Wie verlagert man die traditionelle Buchempfehlung vom Laden in den Webshop und die sozialen Medien? Das sind konstruktive und praxisnahe Fragen.

Wir haben oft engen Kontakt zu den Buchhandlungen. Manche kennen wir seit der Gründung. Da gibt es dann auch schon mal Situationen, in denen man Tränen trocknet – im übertrage­nen wie im tatsächlichen Sinne. Etwa wenn Buchhändlerinnen und Buchhändler an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen. Ich bewundere sie für ihre Kreativität und ihr Durchhaltevermögen. Beides haben sie ja auch und gerade in der Corona-Pandemie gezeigt. Da entstehen plötzlich neue Lieferwege, Bestellungen werden per Fahrrad ausgeliefert, Buchhandlungen posten Videos mit Buchtipps auf Instagram und Facebook. Das kommt an. 

Dieser Artikel erschien im Börsenblatt-Spezial Dienstleister im Juni 2021.