Lesetipp: Fake-Bewertungen bei Amazon

"Schrottbücher" mit 5-Sterne-Bewertung?

16. Dezember 2021
Redaktion Börsenblatt

Das ARD-Magazin "Plusminus" hat am Mittwoch erneut ein brisantes Thema aufgegriffen, das schon länger grassiert: Offenbar zusammengeschusterte Fachbücher, die in Onlineshops wie etwa Amazon.de angeboten werden. Und oftmals gefakte Höchst-Bewertungen bekommen.

Das ARD-Magazin "Plusminus" wurde am 15. Dezember um 21.45 Uhr ausgestrahlt, liegt auch als gedruckter Einzelbeitrag auf der Website des Senders vor. Besonders bei "Ratgebern findet sich eine Flut von Büchern, die gut bewertet sind, oft aber kaum Informationen enthalten, die man nicht auch sonst im Netz findet" heißt es etwa eingangs. Die Autorenfotos seien teils fiktiv: Das Foto des Autors William Lakefield ("Aktien für Einsteiger") etwa wurde offenbar aus einer Fotodatenbank entnommen und zeige den ahnungslosen Michael W. aus Wuppertal, den das Magazin Team besucht (bei anderen Titeln werden offenbar computergenerierte Gesichter als Autorenfotos verwendet). Weiter beurteilt ein Aktienexperte den Inhalt des Buchs als enttäuschend, bemängelt Fehler, "die zumindest bei einem Fachbuch im Lektorat auffallen müssten".

Zudem ist es dem "Plusminus"-Team offenbar gelungen, mit Franziska D. eine Ghostwriterin solcher Bücher auszumachen. Was aus ihren Manuskripten wurde, wisse sie nicht: "Denn das haben ihr die Auftraggeber verschwiegen". 300 Euro habe sie nach eigener Aussage pro Buch bekommen. Darunter auch eines über "Camping für Anfänger", dabei sei sie selbst noch niemals campen gewesen, sagt sie im Gespräch mit den "Plusminus"-Reportern. 110 Seiten kosten 13,90 Euro. Als Autorenbild wird ein männlicher Outdoor-Freak im Onlineshop gezeigt. Soewtas vorzugauklen sei "rechtlich ein sogenannter Mangel", sagt Rechtsanwalt Sascha Greier im Beitrag. Auf dieser Basis könne ein Käufer vom Kaufvertrag zurücktreten.

Solche Titel nennt Autor Jan Höpker "Schrottbücher". Er veröffentlicht seine Erkenntnisse in einem Blog, habe schon mehrere Abmahnungen bekommen.

Ein weiteres Problem: Erstaunlich oft bekämem diese Bilig-Bücher, so "Plusminus", 5-Sterne-Rezensionen. Diese könne man sich tatsächlich kaufen. Das TV-Magazin zeigt die Preisliste eines Agenten. "Es ist einfach unfair", so Jan Höpker im Beitrag, "dass damit echte Bücher von echten Autoren verdrängt werden." Auch bei Amazon hat man angefragt, von dort werden Gegenvorwürfe zitiert.

Abschließend weist Rechtsanwalt Sascha Greier auf einen Gesetzesentwurf hin, der ab Mai 2022 in Kraft treten soll: Dieser untersage ausdrücklich, Bewertungen zu kaufen oder unechte Bewertungen zu verwenden.

  • Den gedruckten Einzelbeitrag lesen Sie hier: "Abzocke mit 'Schrottbüchern'?"
  • In der ARD-Mediathek kann der Beitrag (in leicht gekürzter Form) zudem noch angeschaut werden (ab Minute 20:50): hier

Fake-Bewertungen: Schon länger ein Problem

Das Problem von Fake-Büchern und -Bewertungen etwa bei Amazon ist länger ein Problem, wurde schon öfter aufgegriffen. Hier zwei Beispiele aus 2020: