Anna Seghers-Preis 2022

Yael Inokai und Alia Trabucco Zerán ausgezeichnet

5. Mai 2022
Redaktion Börsenblatt

Die beiden Preisträgerinnen erhalten jeweils 12.500 Euro. Die Auszeichnung wird an junge Autor:innen aus dem deutschen Sprachraum und aus Lateinamerika verliehen. Die Preisverleihung findet am 11. Juni im Literaturforum im Brecht-Haus Berlin statt.

Die Auszeichnung wird von der Anna Seghers-Stiftung vergeben. Die Auswahl der Preisträger übernehmen im jährlichen Wechsel von der Stiftung beauftragte Persönlichkeiten aus dem literarischen Leben. In diesem Jahr sind das der Literaturkritiker Gregor Dotzauer (für Yael Inokai) und die Übersetzerin und Literaturwissenschaftlerin Sarah van der Heusen (für Trabucco Zerán).

Gregor Dotzauer begründet seine Wahl insbesondere mit dem dritten Roman von Yael Inokai ("Ein simpler Eingriff", Hanser Berlin): "In einer Prosa von eindringlicher Schlichtheit und Genauigkeit erzählt sie vom Erwachen des Gewissens in einer streng hierarchischen, von psychischer Selbst-Perfektionierung und gedankenlosem Fortschrittsgeist geprägten Klinikwelt."

Sarah van der Heusen unterstreicht in ihrer Laudatio für die Chilenische Autorin Trabucco Zerán den Facettenreichtum ihrer behandelten Themen und die sich selbst reflektierende energievolle Sprache.

Die Preisträgerinnen

Yael Inokai, als Tochter einer Deutschen und eines Ungarn 1989 in Basel geboren, studierte Philosophie in Basel und Wien, anschließend Drehbuch und Dramaturgie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. 2012 erschien ihr Debütroman Storchenbiss. Ihr zweiter Roman "Mahlstrom" wurde 2019 vom SRF als Hörspiel adaptiert. In dem 2022 erschienenen Roman "Ein simpler Eingriff" erzählt sie aus der Perspektive einer Krankenpflegerin von lesbischer Liebe und einer Gesellschaft, die Menschen krank macht und durch operative Eingriffe meint, heilen zu können. Inokai ist außerdem  Redaktionsmitglied der 2015 gegründeten Zeitschrift "PS: Politisch Schreiben". Sie lebt in Berlin.

Alia Trabucco Zeràn wurde 1983 in Santiago de Chile geboren. Ihr Debütroman "La Resta" (2015, Dt. "Die Differenz", bahoe books 2021) stand auf der Shortlist für den Man Booker International 2019. Ihr zweites Buch "Las Homicidas" ist ein feministischer Bericht über vier chilenische Mörderinnen. Zuletzt erschien 2022 "Limpia", das derzeit in neun Sprachen übersetzt wird und ebenso wie ihr Debüt den Preis für das jeweils beste unveröffentlichte literarische Werk vom Consejo Nacional del Libro de Chile erhielt. Neben Romanen veröffentlicht Trabucco Zerán zahlreiche Kurzgeschichten sowie Essays und Artikel zu gesellschaftlichen und politischen Themen.

Zum Preis

Der mit jeweils 12.500 Euro dotierte Preis wird von der Anna Seghers-Stiftung an junge Autor:innen aus dem deutschen Sprachraum und aus Lateinamerika verliehen, die im Sinne von Anna Seghers mit den Mitteln der Kunst zur Entstehung einer gerechteren Gesellschaft beitragen wollen. Die Gründung der Anna Seghers-Stiftung geht auf die testamentarische Verfügung von Anna Seghers sowie deren beider Kinder Pierre und Ruth Radvanyi zurück.