Autorin und Filmemacherin aus Simbabwe

Tsitsi Dangarembga erhält den Friedenspreis 2021

21. Juni 2021
Redaktion Börsenblatt

Die simbabwische Autorin, Aktivistin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021 ausgezeichnet. Das gab Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs heute bekannt.

"Sie eröffnet Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen"

Karin Schmidt-Friderichs ist als Vorsteherin des Börsenvereins zugleich Vorsitzende des Stiftungsrats des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, der die Preisträgerin ausgewählt hat. In der Begründung des Stiftungsrats heißt es der Mitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zufolge: "Die Schriftstellerin und Filmemacherin aus Simbabwe verbindet in ihrem künstlerischen Werk ein einzigartiges Erzählen mit einem universellen Blick und ist deshalb nicht nur eine der wichtigsten Künstlerinnen ihres Landes, sondern auch eine weithin hörbare Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur. In ihrer Romantrilogie beschreibt Tsitsi Dangarembga am Beispiel einer heranwachsenden Frau den Kampf um das Recht auf ein menschenwürdiges Leben und weibliche Selbstbestimmung in Simbabwe. Dabei zeigt sie soziale und moralische Konflikte auf, die weit über den regionalen Bezug hinausgehen und Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen. In ihren Filmen thematisiert sie Probleme, die durch das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne entstehen. Ihre Botschaften richten sich erfolgreich an ein breites Publikum sowohl in Simbabwe als auch in den Nachbarländern. Begleitet wird ihr künstlerisches Schaffen von dem jahrelangen Engagement, die Kultur in ihrem Land zu fördern – und diese insbesondere für Frauen zu öffnen. Gleichzeitig kämpft sie für Freiheitsrechte und politische Veränderungen in Simbabwe. Gegenwärtig richtet sich ihr friedlicher Protest gegen Korruption, für den Tsitsi Dangarembga auch in Kauf nimmt, von der Regierung gerichtlich verfolgt zu werden. 'Wenn ihr wollt, dass euer Leiden aufhört, müsst ihr handeln', fordert sie. 'Handeln kommt aus der Hoffnung. Dies ist das Prinzip von Glauben und Handeln.'"

Zur Person

Tsitsi Dangarembga wurde am 14. Februar 1959 in Mutoko im damaligen Rhodesien (heute Simbabwe) geboren und gehört zu den wichtigsten Schriftsteller*innen, Dramatiker*innen und Filmemacher*innen ihres Landes. An der University of Zimbabwe studierte sie in den 1980er Jahren Psychologie und schrieb ihre ersten Theaterstücke. 1988 erschien ihr Debüt-Roman "Nervous Conditions" als erster Teil einer autobiografisch geprägten Trilogie. 2006 wurde der zweite Teil, "The Book of Not" veröffentlicht, 2018 folgte "This Mournable Body". Die drei international erfolgreichen Bücher erzählen vom Aufwachsen und Leben einer nach Selbstbestimmung strebenden Frau in Simbabwe und veranschaulichen dabei die komplexen Unterdrückungsmechanismen von Gender, Kolonialismus und Rassismus.

"Nervous Conditions" (dt. "Aufbrechen", Orlanda Verlag 2019) wurde 1989 mit dem Commonwealth Writers’ Prize ausgezeichnet und 2018 von der BBC in die Liste der 100 wichtigsten Bücher aufgenommen, die die Welt geprägt haben. "This Mournable Body" (erscheint im September 2021 unter dem Titel "Überleben" auf Deutsch im Orlanda Verlag) wurde 2020 auf die Shortlist des Booker Prize gesetzt.

Tsitsi Dangarembga engagiert sich seit vielen Jahren als Aktivistin für feministische Anliegen und politische Veränderung in Simbabwe. Nachdem sie im Juli 2020 zur Teilnahme an einer Anti-Korruptions-Demonstration aufrief, wurde sie für kurze Zeit inhaftiert und auf Bewährung wieder freigelassen. 2021 erhielt sie den PEN Pinter Prize sowie den PEN International Award for Freedom of Expression, mit dem Autor*innen ausgezeichnet werden, die trotz Verfolgung ihr Schreiben fortführen. Tsitsi Dangarembga und ihr Ehemann Olaf Koschke leben in Harare. Ihre drei Kinder studieren zum Teil im Ausland.

Der Stiftungsrat

Dem Stiftungsrat gehören Klaus Brinkbäumer, Prof. Dr. Peter Dabrock, Prof. Dr. Raphael Gross, Prof. Dr. Moritz Helmstaedter, Dr. Nadja Kneissler, Felicitas von Lovenberg, Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza, Prof. Bascha Mika sowie Karin Schmidt-Friderichs an.

Preisverleihung am 24. Oktober

Die Verleihung des Friedenspreises findet am Sonntag, 24. Oktober 2021, unter den zu diesem Zeitpunkt geltenden Gesundheitsbestimmungen in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live um 11 Uhr im ZDF übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen sind abrufbar unter www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de.