Im Rahmen eines mit über 50 Teilnehmer:innen ausgesprochen gut besuchten pädagogischen Tages unter dem Titel "Mutig voran!" wurde am 26. April in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar zum neunten Mal der dort aus der Taufe gehobene Bilderbuchpreis Huckepack verliehen. Das Preisbuch "So dunkel!" sei ein auf den ersten Blick unscheinbarer, kleinformatiger Titel mit großer emotionaler Kraft, teilt die Bibliothek mit.
Weil er Angst hat, zu spät nach Hause zu kommen, nimmt ein kleiner Junge verbotenerweise den Fahrstuhl, um in die heimatliche Wohnung im zehnten Stock zu kommen – und bleibt stecken. Um sich zu befreien, müsste er ein zweites Verbot übertreten und den für Kinder streng verbotenen roten Knopf in der Kabine drücken, doch das traut er sich nicht. Angsterfüllt kauert er im Fahrstuhl, wird immer verzweifelter, bis er sich plötzlich an einen schönen Sommertag mit seinem Papa erinnert. Die Gedanken an Sonne, Wald und väterliche Zuneigung geben dem Jungen den Mut, den Knopf endlich doch zu drücken und Hilfe zu bekommen.
Der Huckepack Bilderbuchpreis würdigt illustrierte Geschichten, die dazu geeignet sind, junge Menschen im übertragenen Sinne "huckepack" zu nehmen, Bilderbücher, die sie halten und stärken und ihnen zu mehr Weitsicht verhelfen, so, wie es das Huckepacknehmen vermag. Er wurde 2016 von einer kleinen Expertenrunde ins Leben gerufen, die sich schon lange um solche besonderen Titel bemüht, um sie den ehrenamtlichen Vorlesern und Vorleserinnen des Wetzlarer Projekts "Vorlesen in Familien" zur Verfügung zu stellen.
Zu den Juroren gehören Abgeordnete des Bremer Instituts für Bilderbuchforschung, Mitarbeiterinnen der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, eine Buchhändlerin aus der Wetterau und eine pädagogische Fachkraft aus Baden Württemberg. Mit kritischem Blick habe dieses Team im vergangenen Jahr 530 Bilderbücher gelesen und daraufhin überprüft, ob sie für Kinder geeignet sind, die besonders von ermutigenden Geschichten profitieren können.
Das überwiegend in Schwarz, Blaugrau und akzentweise leuchtend Orange illustrierte Bilderbuch "So dunkel!" setze dabei schon ein bisschen Leseerfahrung voraus. Die Geschichte ist nicht chronologisch erzählt, sondern arbeitet mit Rückblenden, die ein kleines Maß an literarischem Verständnis erfordern. Elisabeth Hollerweger vom Bremer Institut für Bilderbuchforschung spricht deshalb auch von einer mutigen Entscheidung; die Jury sieht jedoch das Potenzial dieser kleinen Geschichte, die Kinder nicht nur mit Angst konfrontiert, sondern ihnen auch zeigt, wie sie sich selbst aus der Angst befreien können.