Bilderbuchpreis für illustrierte Geschichten

"So dunkel!" ist HUCKEPACK-Preisträger 2024

29. April 2024
Redaktion Börsenblatt

Die Phantastische Bibliothek Wetzlar hat ihren Bilderbuchpreis Huckepack 2024 verliehen. Ausgezeichnet wurde das von Maike Dörries aus dem Norwegischen übersetzte "So dunkel!" von Constance Ørbeck-Nilssen und Øyvind Torseter aus dem Hildesheimer Gerstenberg-Verlag. Die Jury nahm 530 Bilderbücher in Augenschein.

Wurde mit dem Huckepack-Preis 2024 ausgezeichnet

Im Rahmen eines mit über 50 Teilnehmer:innen ausgesprochen gut besuchten pädagogischen Tages unter dem Titel "Mutig voran!" wurde am 26. April in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar zum neunten Mal der dort aus der Taufe gehobene Bilderbuchpreis Huckepack verliehen. Das Preisbuch "So dunkel!" sei ein auf den ersten Blick unscheinbarer, kleinformatiger Titel mit großer emotionaler Kraft, teilt die Bibliothek mit. 

Weil er Angst hat, zu spät nach Hause zu kommen, nimmt ein kleiner Junge verbotenerweise den Fahrstuhl, um in die heimatliche Wohnung im zehnten Stock zu kommen – und bleibt stecken. Um sich zu befreien, müsste er ein zweites Verbot übertreten und den für Kinder streng verbotenen roten Knopf in der Kabine drücken, doch das traut er sich nicht. Angsterfüllt kauert er im Fahrstuhl, wird immer verzweifelter, bis er sich plötzlich an einen schönen Sommertag mit seinem Papa erinnert. Die Gedanken an Sonne, Wald und väterliche Zuneigung geben dem Jungen den Mut, den Knopf endlich doch zu drücken und Hilfe zu bekommen. 

Der Huckepack Bilderbuchpreis würdigt illustrierte Geschichten, die dazu geeignet sind, junge Menschen im übertragenen Sinne "huckepack" zu nehmen, Bilderbücher, die sie halten und stärken und ihnen zu mehr Weitsicht verhelfen, so, wie es das Huckepacknehmen vermag. Er wurde 2016 von einer kleinen Expertenrunde ins Leben gerufen, die sich schon lange um solche besonderen Titel bemüht, um sie den ehrenamtlichen Vorlesern und Vorleserinnen des Wetzlarer Projekts "Vorlesen in Familien" zur Verfügung zu stellen.

Zu den Juroren gehören Abgeordnete des Bremer Instituts für Bilderbuchforschung, Mitarbeiterinnen der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, eine Buchhändlerin aus der Wetterau und eine pädagogische Fachkraft aus Baden Württemberg. Mit kritischem Blick habe dieses Team im vergangenen Jahr 530 Bilderbücher gelesen und daraufhin überprüft, ob sie für Kinder geeignet sind, die besonders von ermutigenden Geschichten profitieren können.

Das überwiegend in Schwarz, Blaugrau und akzentweise leuchtend Orange illustrierte Bilderbuch "So dunkel!" setze dabei schon ein bisschen Leseerfahrung voraus. Die Geschichte ist nicht chronologisch erzählt, sondern arbeitet mit Rückblenden, die ein kleines Maß an literarischem Verständnis erfordern. Elisabeth Hollerweger vom Bremer Institut für Bilderbuchforschung spricht deshalb auch von einer mutigen Entscheidung; die Jury sieht jedoch das Potenzial dieser kleinen Geschichte, die Kinder nicht nur mit Angst konfrontiert, sondern ihnen auch zeigt, wie sie sich selbst aus der Angst befreien können.

Die Favoriten der Kinderjurys

Die Kinder der Kitas Hörbach und Merkenbach, die sich ebenfalls mit den elf für den Preis nominierten Titeln auseinandergesetzt hat, wählte mit knappem Vorsprung vor Rocio Bonillas "Benjamin – Ein kleiner Fisch mit großem Mut" (Jumbo Verlag) das erste Bilderbuch der Reihe "Meck und Schneck" aus dem Programm von Ravensburger und kürte "Ein Löwe ist kein Kuscheltier" mit dem sogenannten "kleinen" Huckepack, weil dort eine kleine Schnecke all ihre Angst überwindet und an der Seite ihres Freundes einen Löwen fängt. Die Kinder vom Kinder- und Familienzentrum Nauborn kürten einen Titel der Longlist und ernannten Alex Wilmores "Aber da war ein Mammut!" (Schneiderbuch) zu ihrem persönlichen Gewinner.

Auf die Beteiligung der drei Kitas ist die Huckepack-Jury besonders stolz, wird so doch der unverstellte kindliche Blick auf die sorgsam ausgewählten Bilderbücher der Nominierungsliste möglich. Alle drei Kitas haben Projekte zu den Büchern erarbeitet, die im Rahmen des pädagogischen Fachtags vorgestellt wurden. Außerdem konnten sich die Besucher:innen des Fachtags in Workshops zur Gewaltprävention, zu Fragen rund um Krankheit, Tod und Sterben oder zum freien Erzählen eines Bilderbuchs fortbilden.

Weitere Informationen zum Bilderbuchpreis und den übrigen nominierten Titeln, ein Interview mit den Preisträgern und mehr findet sich auf der Homepage der Phantastischen Bibliothek Wetzlar (www.phantastik.eu).