Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen, wohl aber zwei Buchhandlungspreise an einem Wochenende einheimsen und parallel dazu ein eigenes Literaturfestival samt Buchmesse auf die Beine stellen: Das beweist die Buchhandlung Wassermann in Hamburg-Blankenese.
Gruppenbild zum Hamburger Buchhandlungspreis 2024
Mit Glitzer und Konfetti wurde der Oscar der Hamburger Buchhandelsszene, der Hamburger Buchhandlungspreis, am Sonnabend vergeben. Drei Buchhandlungen wurden zum Abschluss der "Langen Nacht der Literatur" in der Kunsthalle für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet: Die Buchhandlung Wassermann, die Buch- und Kunstbuchhandlung Felix Jud und die Buchhandlung Lüdemann.
Nominiert waren "unsere sieben Buchhandlungen der Herzen", so Antje Flemming von der Hamburger Behörde für Kultur und Medien, die den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preis alle zwei Jahre an inhaber:innen-geführte Läden vergibt. 103 Buchhandlungen soll es laut Börsenverein in der Hansestadt geben, eine Jury hatte die Shortlist erstellt. Zum Auftakt der feierlichen Zeremonie stellte Volker Petri vom Landesverband Nord des Börsenvereins die Nominierten in einem Handyvideo vor: ein wilder Ritt durch die Hansestadt, vom Grindelviertel über die Alster nach Barmbek, von Wilhelmsburg über Neugraben nach Blankenese, der die große Vielfalt von der City bis in die Peripherie abbildete. Allen Porträtierten gemeinsam: Die anhaltende Leidenschaft für das Buch, das Lesen, die Vermittlung und der Kontakt zu den Kund:innen. "Es macht einfach Spaß", so der Tenor.
Bei der Preisvergabe als erstes auf dem Siegertreppchen: Die "Quiddjes", wie Neuhinzugezogene in der Stadt von Alteingesessenen gern bezeichnet werden, von der Buchhandlung Wassermann. Im Oktober 2022 haben Pascal Mathéus und Florian Wernicke die traditionsreiche Buchhandlung Kortes übernommen, die sie nach dem ursprünglichen Gründer in Wassermann umbenannt haben. "Das ist eine riesige Überraschung" freute sich Mathéus, der sich mit dieser Bestätigung nun endgültig angekommen fühlen darf an der Elbe und eine Frage an diesem Abend besonders oft gestellt bekam: "Wo ist denn eigentlich Florian Wernicke?". Der Kompagnon war auf einer Familienfeier in Magdeburg und damit schon auf halbem Wege nach Frankfurt an der Oder. Dort erwartete die Wassermänner am Sonntag die nächste Auszeichnung: Im Rahmen der Vergabe des Deutschen Buchhandlungspreises wurde ihnen hier am Sonntag das Gütesiegel in der Kategorie "hervorragende Buchhandlungen" verliehen, verbunden mit einer Prämie in Höhe von 7.000 Euro.
Feierliches Finale der "Langen Nacht der Literatur": Zu später Stunde wurden im Café Liebermann in der Hamburger Kunsthalle die Gewinner:innen des Hamburger Buchhandlungspreises verkündet.
Ein Teil des Teams der ausgezeichneten Traditionsbuchhandlung Felix Jud (v.l.): Annika Sprünker, Finn-Jona Stehr, Inhaber Robert Eberhardt und Marina Krauth.
Hatten die Ehre, die Preisträger:innen zu verkünden: Christiane Hoffmeister, Inhaberin des Bücherecks Niendorf Nord und Initiatorin der "Langen Nacht der Literatur" in Hamburg, und Rainer Moritz (in der Mitte), Leiter des Literarturhauses.
Pascal Mathéus steht die Freude ins Gesicht geschrieben: 2022 hat er zusammen mit Florian Wernicke die Hamburger Buchhandlung Kortes übernommen, die nun Wassermann heißt und zu einer der besten Buchhandlungen Hamburgs gekürt wurde.
Der Hamburger Buchhandlungspreis ging auch auf die Elbinsel Wilhelmsburg: Sabine Trefzer und Detlef Bede Lüdemann von der Buchhandlung Lüdemann.
Dass sie sich die Auszeichnungen verdient haben, beweisen sie stante pede: Vom 5. bis zum 20. September 2024 veranstalten sie die Herbstlese Blankenese, ein "internationales Festival für Literatur und Kritik". Jeden Abend finden hochkarätig besetzte literarische Veranstaltungen an verschiedenen Orten in Blankenese und Umgebung statt. Ebenfalls dabei: Schriftstellerin Katharina Hagena, die auch die Laudation im Rahmen des Hamburger Buchhandlungspreises hielt: "Die Wassermänner, wie sie liebevoll im Dorf genannt werden, sind gerissen und gefährlich. Sie ködern mit verführerischen Schaufensterarrangements.“ Sie selbst gehe raus aus der Buchhandlung mit "fetten Säcken voller Schwarten".
Auch die ehrenden Reden für die beiden weiteren Preisträgerinnen kamen aus dem Munde von Autorinnen vor Ort: Regula Venske gratulierte Robert Eberhardt von der Kunst- und Buchhandlung Felix Jud dazu, das Unternehmen erfolgreich ins 21. Jahrhundert geführt zu haben und wünschte "immer gut Wasser unterm Kajak!". Denn Juds neuester Coup: die Auslieferung von Ware mit dem roten Kajak über Alster und Kanäle.
Ella Carina Werner fand deutliche Worte für "ihre" Buchhandlung Lüdemann in Hamburg-Wilhelmsburg: Lüdemann sei unverzichtbar, nicht nur weil sie im Stadtteil die einzige Buchhandlung für rund 60.000 Menschen sei, sondern auch weil sich auf den Bestsellertischen "kein pastellfarbener Blödsinn" stapele. "Ein Leben ohne Euch ist unvorstellbar. Bechert bis zum Morgengrauen!", forderte sie das Lüdemann-Team auf.
Im Anschluss an die Preisverleihung im Café Liebermann in der Hamburger Kunsthalle gab es einen musikalischen Ausklang mit Disco.
