IPA Prix Voltaire 2023

Shortlist wurde auf London Book Fair verkündet

21. April 2023
Redaktion Börsenblatt

Die International Publishers Association hat auf der London Book Fair die Shortlist für den IPA Prix Voltaire 2023 bekannt gegeben. Die Auszeichnung würdigt Verleger:innen oder Verlage, die sich trotz Repressalien für die Freiheit des Publizierens in ihren Ländern einsetzen.

Auf der Shortlist des IPA Prix Voltaire 2023 stehen der Mitteilung zufolge fünf Kandidat:innen aus Ägypten, Irak, Irland, Pakistan und der Türkei.

Kristenn Einarsson, Vorsitzende des "Freedom to Publish Committee" der IPA sagte: "Verleger spielen eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der freien Meinungsäußerung von Autoren. Die diesjährige Auswahlliste für den IPA Prix Voltaire 2023 legt ein Zeugnis ab für die Verleger, die sich selbst in Gefahr begeben, um die Werke anderer zu veröffentlichen und einen Beitrag zu unserer Gesellschaft zu leisten, indem sie sicherstellen, dass die Leser Zugang zu verschiedenen Stimmen und Perspektiven haben."

Der Preisträger 2023 wird am Montag, dem 22. Mai, auf dem World Expression Forum (WEXFO) in Lillehammer, Norwegen, bekannt gegeben.

So sieht die Shortlist zum Prix Voltaire 2023 aus

Mazen Lateef Ali, Irak:

Mazen Lateef kam bereits als Student mit dem Kauf und Verkauf von Büchern in der Al-Mutanabi-Straße in Bagdad, Irak, ins Buchgeschäft. Im Jahr 2007 gründete er den Verlag Dar Mesopotamia und wurde zu einem etablierten und angesehenen Mitglied der irakischen Kulturgemeinschaft. Er veröffentlichte eine Reihe von Büchern, darunter viele über die jüdischen Gemeinden und Personen im Irak. Am 31. Januar 2020 wurde er mit vorgehaltener Waffe entführt, und seitdem gibt es keine Nachrichten über seinen Verbleib.

Günışığı Kitaplığı Publishing House, Türkei:

Der 1996 gegründete Verlag Günışığı Kitaplığı ("Sonnenschein-Bibliothek") hat sich auf zeitgenössische Literatur für Kinder und junge Erwachsene spezialisiert. In den letzten zehn Jahren wurde eine Reihe von Büchern des Verlags von den Leselisten der Schulen gestrichen, in den sozialen Medien unter Druck gesetzt, vom Verkauf auf Online-Plattformen und auf Buchmessen ausgeschlossen und vom Amt für den Schutz von Minderjährigen vor obszönen Veröffentlichungen als "obszön" eingestuft. Derzeit kämpfen sie in sieben Fällen gegen das Verbot von Büchern, die als "jugendgefährdend" gelten.

Mehr Husain, Pakistan:

Mehr Husain ist Journalistin, Redakteurin, Autorin und Verlegerin. Sie ist die Gründerin von ZUKA Books, das nach dem pakistanischen Verbot von Büchern aus Indien gegründet wurde. Als einzige Stimme, die sich bei der Regierung für die Unterstützung einheimischer Autoren einsetzte, gründete sie ZUKA Books mit dem Ziel, einen kulturellen Umbruch herbeizuführen, indem sie sich für die Freiheit des kreativen Ausdrucks, die Gleichstellung der Geschlechter und ein integratives Verlagswesen einsetzte. ZUKA Books hat Bücher veröffentlicht, die die ersten ihrer Art in Pakistan sind und einen landesweiten Dialog über die Einbeziehung von Frauen und die Ermächtigung von Frauen angestoßen haben. Im Jahr 2021 war ZUKA Books Mitveranstalter des "Ananke Women In Literature Festival", das sich auf weibliche Stimmen in Südasien und der MENA-Region konzentriert.

Ahmed Mahmoud Ibrahim Ahmed, Ägypten:

Ahmed Mahmoud Ibrahim Ahmed ist ein junger Autor, Fotograf und Mitbegründer von Kotopia, einem ägyptischen Verlag, der 2016 gegründet wurde und sich der Veröffentlichung von Büchern verschiedener Genres widmet. Ahmed wurde im Oktober 2022 in Saudi-Arabien während der Internationalen Buchmesse in Riad ohne Angabe von Gründen verhaftet. Er wurde anschließend freigelassen und kehrte am 5. März 2023 nach Ägypten zurück.

Mercier Press, Irland:

Mercier Press wurde 1944 von Captain Seán und Mary Feehan gegründet, da sie davon überzeugt waren, dass Irland in der Lage sein müsse, allen, die sich für das irische Leben interessieren, zugängliches historisches und kulturelles Schrifttum zu bieten. Mercier stellte das katholische Dogma, das die irische Gesellschaft beherrschte, sowie die Zensur in Irland in Frage und veröffentlichte Bücher wie "Marriage Partnership" (das unter der Ladentheke verkauft werden musste) und später eine Reihe von Titeln zu bisher nicht diskutierten Themen wie Drogenmissbrauch, häusliche Gewalt, sexuelle Revolution, Frauenrechte und sexueller Missbrauch durch Geistliche. Mercier veröffentlicht weiterhin kontroverse Bücher – darunter Titel wie "One Day in My Life" von Bobby Sands; "The SAS in Ireland" von Raymond Murray; "Lethal Allies: British Collusion in Ireland" von Anne Cadwallader; "Burnt Out: How the Troubles Began" von Michael McCann.

Über den IPA Prix Voltaire 2023

Die für den Prix Voltaire Nominierten sind Verleger – Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen –, die typischerweise kontroverse Werke unter Druck, Drohungen, Einschüchterungen oder Schikanen veröffentlicht haben, sei es von Regierungen, anderen Behörden oder privaten Interessen. Es kann sich aber auch um Verleger handeln, die sich durch die Wahrung der Werte der Publikations- und Meinungsfreiheit ausgezeichnet haben. Für die Zwecke des IPA Prix Voltaire ist die Definition eines "Verlegers" eine Einzelperson, ein Kollektiv oder eine Organisation, die anderen die Möglichkeit bietet, ihre Ideen in schriftlicher Form, auch über digitale Plattformen, zu veröffentlichen.

Der mit 10.000 Schweizer Franken dotierte IPA Prix Voltaire wird durch großzügige Beiträge von Sponsoren ermöglicht, die alle Verlage und Organisationen sind, welche die Werte teilen, die der IPA Prix Voltaire anerkennt.

Die aktuellen Sponsoren des IPA Prix Voltaire sind, in alphabetischer Reihenfolge:

  • Albert Bonniers Förlag (Schweden)
  • Bonnier Media Deutschland (Deutschland)
  • Holtzbrinck (Deutschland)
  • Penguin Random House
  • Norstedts (Schweden)
  • Samlaget (Norwegen)
  • Verlag C. H. Beck (Deutschland)