Christine Lavant Preis an Alois Hotschnig

"Seine Texte sind Gewissensprüfungen"

23. September 2022
Redaktion Börsenblatt

Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig erhält den Christine Lavant Preis 2022. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 2. Oktober in Wien überreicht.

Das teilte die Internationale Christine Lavant Gesellschaft in Wien mit, die den Preis vergibt. Preisträger Alois Hotschnig, 1959 in Kärnten geboren, lebt als freier Autor in Innsbruck. Er schreibt erzählende Prosa, Gedichte, Theaterstücke und Hörspiele. 1992 erschien sein Roman "Leonardos Hände" (Kiepenheuer & Witsch; TB-Ausgabe bei Haymon), 2000 folgte "Ludwigs Zimmer". Zuletzt legte er 2021 den Roman "Der Silberfuchs meiner Mutter" vor. Zudem verfasste er mehrere Erzählbände, u.a. "Eine Art Glück" und "Im Sitzen läuft es sich besser davon" (alle Kiepenheuer & Witsch).

Für "Die Kinder beruhigte das nicht" (Kiepenheuer & Witsch 2006; TB-Ausgabe bei Haymon, 2009) erhielt er 2008 den Erich-Fried-Preis, für sein erzählerisches Werk 2011 den Gert-Jonke-Preis. Er wurde zudem mit einigen anderen, renommierten Preisen ausgezeichnet, wie etwa 2007 mit dem Tiroler Landespreis für Kunst oder 2009 dem Anton-Wildgans-Preis der Österreichischen Industrie. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Katja Gasser, Mitglied der Jury und des Literarischen Beirats, die die Laudatio auf Alois Hotschnig sprechen wird, urteilt: "Alois Hotschnigs Prosa ist Wort für Wort gebaut. Seine Texte bestehen aus Sätzen, die mehrfach durch die Gegenwart und Vergangenheit, das Leben und die Literatur gedeckt sind, um letztlich ein Haus zu ergeben, in das es hineinregnet und das zugleich Schutz bietet – Alois Hotschnigs Werk nimmt sich des Menschen ungeschützt und zärtlich an. Seine Texte sind Gewissensprüfungen, sind Prüfungen von Gewissheiten. Sie zeigen nicht zuletzt, dass jedes Ende auch 'Der Anfang von etwas ist' – so der Titel einer seiner Erzählungen. Nie greift sein Werk in etwas ein, nie geht es darin handfest zu, vielmehr ist es ein intensives sprachliches Umkreisen, das es kennzeichnet. Zugleich sind diese Texte von einer Entschiedenheit, die nur einer haben kann, der mit beiden Füßen fest im Leben steht – und dieses Leben: es ist ohne den Schrecken nicht zu haben und ohne die Schönheit nicht zu ertragen – beides, Schönheit wie Schrecken, pulsieren in den Tiefenschichten dieser dem Schweigen und dem Verschweigen abgerungenen Literatur."

Der Jury des Literarischen Beirats gehörten 2022 waren Katja Gasser, Ferruccio Delle Cave, Robert Huez, Martin Kušej, Klemens Renoldner und Monika Rinck an.

Die Matinee und Preisverleihung findet am 2. Oktober, um 11 Uhr im Radiokulturhaus Wien (1040 Wien, Argentinierstraße 30A) statt.

Zum Preis

Die Internationale Christine Lavant Gesellschaft – gegründet 2015 – hat sich zum Ziel gesetzt, die weltweite Verbreitung und das Verständnis des literarischen Werks von Christine Lavant zu fördern, ihr Andenken zu pflegen und ihre geistige Hinterlassenschaft als große Dichterin mit humaner Haltung und sozialkritischem Blick stärker ins Bewusstsein der österreichischen und internationalen Öffentlichkeit zu heben. Dazu dient auch der Christine Lavant Preis, dessen Preisgeld 15.000 Euro beträgt. Der Preis würdigt Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die im Sinne Christine Lavants in ihrem literarischen Schaffen einen hohen ästhetischen Anspruch mit humaner Haltung und gesellschaftskritischem Blick vereinen.

Bisherige Preisträger:innen des Christine Lavant Preises waren etwa Angela Krauß 2019, Judith Schalansky 2020 und Maja Haderlap 2021.