Sechs Gewinner und ein Fundstück
Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse hat die Interessengruppe (IG) Kalender im Börsenverein die besten Kalender für das kommende Jahr ausgezeichnet.
Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse hat die Interessengruppe (IG) Kalender im Börsenverein die besten Kalender für das kommende Jahr ausgezeichnet.
Im September gab eine Expert*innen-Jury 18 Titel für die Shortlist des Kalenderpreises des Deutschen Buchhandels bekannt. Hieraus wählte sie nun die Siegertitel in sechs Kategorien und gab die Gewinner am 20. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse bekannt. Die sechs besten Kalender für 2022 sind der Mitteilung des Börsenvereins zufolge (kursiv die Jury-Begründungen):
Gregor Mothes: "Das traurige Sonntagsbild", Satyr, 54 Bl., 21 x 17 cm, 18 €
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Kalenderpreis 2021 für das beste Fotokonzept wurde der Kalender "Das traurige Sonntagsbild" von Gregor Mothes (Satyr Verlag). Unter vielen starken Einreichungen haben die traurigen Sonntagsbilder von Gregor Mothes die Jury in dieser Kategorie am stärksten beindruckt. Der Kalender zeigt auf 52 Blättern Motive, wie wir Sie alle aus sonntäglich ausgestorbenen Gewerbeparks, Einkaufszentren, Wohnvierteln, Hausfluren etc. kennen. Es gelingt dem Fotografen diese Szenen in ihrer Tristesse, Melancholie aber auch Komik einzufangen. So sind die Motive nicht wirklich traurig, sondern – gerade weil sie uns so bekannt vorkommen – von einem hintergründigen Humor, den man gerne teilen möchte. Die Umsetzung der auf Instagram sehr erfolgreichen Bilderserie als Postkartenkalender ist daher nur konsequent und gelungen.
Kat Menschik: "Der große Blumengarten", DuMont Kalenderverlag, 15 Bl., 50 x 70 cm, 36 €
Kennen Sie die Skabiose, die kaukasus-Anemone, die Breitglocken-Schachblume? Man kann Pflanzen botanisch festhalten, man sie malerisch darstellen – oder wie bei Kandidat Nr. 3 interpretieren. Kat Menschik war in Georgien vor Ort und zeigt die Blumen in ihrem ureigenen Terrain im Kaukasus, mit den Bergen, dem Himmel, den Schmetterlingen um sie herum. Sie strahlen eine ungestüme Lebendigkeit aus, wirken elegant und leicht zugleich. Erst im Format 70 x 50 cm bekommen sie eine Wirkung, die ihnen im Galiani-Band "Durch den wilden Kaukasus" verwehrt ist, und erinnern bei einigen Monatsbildern an die große Schweizer Fremdenverkehrsplakatkunst der 1920er Jahre. Die akzentuierte Motivwahl und die Strahlkraft der so unterschiedlich eingesetzten Farben und ihrer Stimmungen haben die Jury bewogen, diesen Kalender in der Kategorie "Bestes Grafikkonzept" auszuzeichnen. Eigentlich hätte man als Betrachter Lust, sofort in den Kaukasus aufzubrechen.
"Der wachsende Kalender. Strippenzieher", Primoza, 14 Bl., 27,2 x 42 cm, 44,90 €
"Der wachsende Kalender – Strippenzieher" hat für uns den maximalen Nutzwert. Es ist ein Planer für Familien, Wohngemeinschaften oder andere Gemeinschaften, die ihre Termine miteinander planen und koordinieren möchten. Der "Strippenzieher" ist plastikfrei und die Samenpapierstreifen sind biologisch abbaubar.
Die Monatsblätter können vollständig wiederverwendet werden – sie bieten viele Vorlagen und Anleitungen zum Spielen, Gärtnern, Basteln und Ausmalen. Das Samenpapier am Ende eines Monats einfach in kleine Stücke zerreißen, in die Erde stecken und schon keimt das Bio-Saatgut. Ein wahrer Tausendsassa, der uns in der Kategorie Bester Nutzwert überzeugt hat.
"Alltagsabenteuer", Harenberg, 640 S., 14 x 11 cm, 12,99 €
Der Tagesabreißkalender "Alltagsabenteuer" konnte die Jury mit dem konsequent umgesetzten inhaltlichen Konzept, der dazu passenden schlichten, aber wirkungsvollen Gestaltung und den herausragenden Vorschlägen für kleine und größere Alltagsfluchten überzeugen. Die Idee, den Kalendernutzer*innen für jeden Tage kleine Vorschläge anzubieten, die den Alltag auffrischen und zu neuen Blickwinkeln führen, ist wundervoll umgesetzt. Die Angebote sind für jede und jeden einfach umzusetzen – egal ob allein, mit der Familie oder mit Freunden.
Um die Abenteuer zu erleben, wird kaum Equipment benötigt und wenn, dann welches, das in den meisten Haushalten vorhanden ist. Größere Anregungen, etwa ein Würfelausflug, sind fürs Wochenende eingetaktet. Der Kalender nimmt also auch Rücksicht auf normale Tagesabläufe. Natürlich passen die Vorschläge auch zum Jahreslauf und auf zu erwartende Wetterlagen. Für alle Abenteurer*innen gilt: Es kostet nur eine erste Überwindung, die Vorschläge anzunehmen. Es lockt eine Belohnung mit neuen Erfahrungen.
Schmidt & Greve: "Monatsbeschimpfungen", Satyr, 14 Bl., 42 x 29,7 cm, 22 €
Jeder der nominierten Kalender hat es definitiv verdient, diesen Preis zu gewinnen, da sie alle auf ganz unterschiedliche Art und Weise durch Ihre innovative Idee überzeugen. Der diesjährige Gewinner in der Kategorie Beste innovative Idee ist "Monatsbeschimpfungen 2022". Denn der Name ist hier Programm – und so wird wortwörtlich jeder Monat einmal durch den Kakao gezogen.
Das Duo Schmidt & Greve schafft es, mit schonungslosem Humor, Wortwitz und stimmigen Illustrationen die Macken und Eigenheiten eines jeden Monats auf den Punkt zu bringen. Gute Laune ist hier also vorprogrammiert! Und weil man selbst manchmal das Gefühl hat, dass das Jahr kein Ende nimmt, gibt es noch einen 13. Monat obendrauf! Aus Sicht der Jury ist "Monatsbeschimpfungen" inhaltlich eine absolut erfrischende Innovation.
"Der Literatur Kalender", Edition Momente, 60 Bl., 32,5 x 24 cm, 22 €
Kurt Vonnegut, Simone de Beauvoir, Peter Rühmkorff: Kennt man. Aber Fabrizia Raimondino, Okot p’Bitek und Jane Bowles? Es ist das Verdienst von Elisabeth Raabe, auch auf unbekanntere Autoren und Autorinnen neugierig zu machen mit ungewöhnlichen Zitaten und kurzen Lebensläufen, immer unter einem anderen Jahresmotto – 2021 waren es die "Momente der Erinnerung". Und es ist das Verdienst von Regina Vitali, unermüdlich auch die entlegensten Fotografien zu finden. Und von Max Bartholl, das Zusammenspiel in ein grafisches Konzept zu gießen. Seit 1984 liefern diese Kalenderaficionados eine gleichbleibend hohe Qualität, was schon selten genug ist. Aber in den vergangenen Jahren noch eine Schippe draufzulegen, ohne sich zu wiederholen: Das muss man können. Raabe, Vitali und Bartholl zeigen diese Perfektion, weshalb die Jury sie mit dem Deutschen Kalenderpreis in der Kategorie Bester Longseller auszeichnet.
Zack Seckler: "Animal Journeys", Weingarten, 14 Bl., 49 x 68 cm, 39 €
Dank Drohne möglich: Aufnahmen von Tierwanderungen, die man selten gesehen hat.
Die Jury:
Ernst-Peter Biesalski (HTWK Leipzig), Horst-Ulrich Deeg (Thalia), Stefan Hauck (Börsenblatt), Iris Hunscheid (Buchhandlung Hoffmann in Achim), Rolf Nüthen (IG Kalender), Susanne Rick (Hugendubel), Karin Senft (Bücher Pustet) und Ingrid Stratmann (Umbreit)
Videos mit den Laudationes der Jury zu den Siegertiteln sind ab sofort abrufbar unter:
https://www.instagram.com/kalendergalerie/
Das Fachmagazin Börsenblatt ist Medienpartner des Preises.
Der Kalenderpreis wird von der Interessensgruppe Kalender des Börsenvereins vergeben.