"Lorena Simmel schreibt einen leise vibrierenden, scharf beobachtenden Roman, der die Ökonomie der Gefühle stets im Blick behält. Aufmerksamkeit, Informiertheit, Neugierde, Geduld und vor allem stilistische Sorgfalt treten an die Stelle von Pathos. In der landwirtschaftlichen Saisonarbeit kommt dabei ein nach wie vor nur selten beleuchteter Themenkomplex zur Sprache. Als träten mit jeder Figur, jedem Stimmungsbild und jeder erzählten Erfahrung unbehandelte Sedimente einer kulturellen Landschaft zutage, die ebenso historisch wie aktuell ist", heißt es in der Jurybegründung.
Simmel wurde 1988 in Fribourg geboren und ist in der Schweiz geboren. Sie studierte Literarisches Schreiben in Biel sowie Europäische Literaturen in Berlin und Warschau. Sie veröffentlichte Gedichte, Prosa und Essays u. a. in EDIT, Neue Rundschau und STILL und war Stipendiatin des 16. Klagenfurter Literaturkurses. Für die Arbeit an ihrem Debütroman "Ferymont" erhielt sie das Arbeitsstipendium für Literatur des Berliner Senats. 2022 war sie Literaturstipendiatin der Jürgen-Ponto-Stiftung. Lorena Simmel lebt in Berlin.
"Ferymont" (Verbrecher Verlag) handelt von einem gleichnamigen fiktiven Ort in der Schweiß, in dem die namenlose Protagonistin für eine Saison auf den Feldern arbeitet. Sie ist Studentin und möchte sich während der Semesterferien in ihrem Heimatort etwas dazuverdienen. Schnell freundet sie sich mit der gleichaltrigen Daria an, die jedes Jahr aus der Republik Moldau nach Ferymont fährt, um in der Schweiz Geld für ihre Familie zu verdienen. Lorena Simmel porträtiert in ihrem Debüt den Arbeitsalltag von Saisonarbeiter:innen und das Ungleichgewicht zwischen west- und osteuropäischen Regionen.
"Ferymont" ist Lorena Simmels Debütroman, für den sie nun mit dem Robert-Walser-Preis ausgezeichnet wird. Der Preis ist mit 20 000 CHF dotiert und wird alle zwei Jahre gleichzeitig an ein französischsprachiges und ein deutschsprachiges Werk vergeben.