Auszeichnungen

Raphaela Edelbauer erhält den Österreichischen Buchpreis

9. November 2021
Redaktion Börsenblatt

Raphaela Edelbauer erhält den Österreichischen Buchpreis 2021 für ihren Roman „DAVE“ (Klett-Cotta); der Debütpreis geht an Anna Albinus für „Revolver Christi“ (edition.fotoTapeta). 

Raphaela Edelbauer wurde gestern zum Auftakt der Buch Wien-Woche für ihr Buch „DAVE“ (Klett-Cotta) mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Der Debütpreis ging an Anna Albinus für den Titel „Revolver Christi“ (edition.fotoTAPETA). 

Die Begründung der Jury:

„Wir befinden uns in einer gar nicht fernen Zukunft, das System auf der Erde ist dank ungebremster Klimaerwärmung und extremem Wassermangel kollabiert, in einem ‚Labor‘ knapp über dem Erdboden bilden 118 998 Menschen die vermeintliche Restbevölkerung. Der nicht ganz zuverlässige Ich-Erzähler, der Mathematiker Syz, wird vom dubiosen Laborleiter rekrutiert, um mit seinen Erinnerungen DAVE zu füttern, den in Entwicklung befindlichen Prototyp einer künstlichen Superintelligenz. Raphaela Edelbauer hat mit DAVE einen raffinierten Science-Fiction-Roman mit eingebauter Liebesgeschichte geschaffen, der nach den Gesetzen des Thrillers funktioniert. Dabei unterhält man sich nicht nur, sondern erfährt dank Edelbauers erstaunlicher Belesenheit viel über philosophische Debatten, Bewusstseins- und Gedächtnisforschung, Informatik und lernende Systeme, deren Heilsversprechen die Autorin spürbar misstraut. Denn der Weg zu einer schmerzlosen und total vernünftigen Gesellschaft nach dem Ebenbild des Computers führt durch Überwachung und Repression. Edelbauer erzählt elegant und pointiert, mit galligem Witz, Lust an der Anspielung und immer wieder verblüffenden Wendungen von der Ohnmacht des einzelnen in einer Diktatur der Weltverbesserer.“

Für die Shortlist nominiert waren außerdem: Anna Baar - Nil (Wallstein Verlag), Daniela Chana - Neun seltsame Frauen (Limbus Verlag), Olga Flor – Morituri (Jung und Jung Verlag), Ferdinand Schmalz – Mein Lieblingstier heißt Winter (S. Fischer Verlag).

Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, die vier weiteren Titel der Shortlist mit jeweils 2.500 Euro.

Debütpreis an Anna Albinus

Österreichischer Buchpreis 2021 - Debüt: Anna Albinus - Revolver Christi (edition.fotoTAPETA)

Begründung der Jury:

„Mit der realistischen Beschreibung eines touristischen Groß-Ereignisses beginnt diese Kriminal- und Fantasygeschichte der besonderen Art. Eine Reliquie – jener Revolver, der dem Buch den Titel gibt – zieht die Menschenmassen an. Und dann fällt am dreiundzwanzigsten Ausstellungstag ein Schuss. Die Schützin ist rasch überwältigt, ein seriöser Ermittler tritt auf den Plan, das Publikumsinteresse wächst angesichts der mysteriösen Gewalttat. Dem Genre entsprechend entwickelt sich die Geschichte geheimnisvoll. Deutlich wird allerdings bald, dass zwischen diesem Revolver Christi, der verhafteten Rechtsanwaltsfachangestellten und dem sachlichen Kriminalbeamten ein Zusammenhang besteht. Das Unglück, das mit der Waffe einher geht, wiederholt sich im Lauf der Zeit offenbar immer wieder. Man liest gebannt und ist gespannt auf den Ausgang, der jedoch die Erwartung nach Plot-Auflösung nicht erfüllt. Zeit- und Ortssprünge gelingen der 1986 geborenen Autorin mühelos. Sie ist eine erstaunlich versierte Erzählerin. Alles ist möglich in dieser Geschichte, deren Ende sich jeder Eindeutigkeit verweigert. Das Geheimnis bleibt und das Staunen über die literarische Fertigkeit, die sprachliche Sicherheit dieses Debüts.“

Für die Shortlist-Debüt nominiert waren außerdem: Anna Felnhofer – Schnittbild (Luftschacht Verlag), Clemens Bruno Gatzmaga – Jacob träumt nicht mehr (Karl Rauch Verlag)

Der Debütpreis im Rahmen des Österreichischen Buchpreises ist mit 10.000 Euro dotiert, die zwei weiteren Titel der Shortlist mit jeweils 2.500 Euro. Der Debütpreis wird von der Arbeiterkammer Wien gestiftet.