Stuttgarter Kriminächte

Pflüger, Freytag, Sibai und Eckert erhalten Krimipreise

15. März 2024
Redaktion Börsenblatt

Die Krimipreise der Stuttgarter Kriminächte stehen fest. Der mit 5.000 Euro dotierte Sparda-Krimipreis 2024 etwa geht an Andreas Pflüger für "Wie sterben geht" (Suhrkamp). 

Diese Titel bekamen die Krimipreise der Stuttgarter Kriminächte 2024

Die Preisträgerinnen wurden am 14. März um 19 Uhr in einem öffentlichen Facebook-Meeting präsentiert. Am 28. März werden die Preise beim "Kriminellen Finale" der Stuttgarter Kriminächte im Stuttgarter Renitenztheater übergeben.

 

Das sind die Preisträger:innen 2024:

Sparda Krimipreis 2024 (dotiert mit 5.000 Euro):

  • Andreas Pflüger: "Wie sterben geht", Suhrkamp   

Die Jury schreibt: "Nach seinem aufsehenerregenden Aufschlag mit der Trilogie um die blinde LKA-Sonderermittlerin Jenny Aaron wechselt Deutschlands bester Thriller-Autor einfach mal das Geläuf. Mit "Wie Sterben geht" stellt er sich in die Tradition der deutsch-deutschen Spionagethriller, wie sie bisher eigentlich nur von Briten wie Len Deighton und John le Carré geschrieben wurden. Wir befinden uns im Berlin des Jahres 1983. Auf der Glienicker Brücke ist alles bereit für den spektakulärsten Agentenaustausch der Geschichte. Ein KGB-Offizier soll gegen den Sohn eines Politbüromitglieds getauscht werden. Mittendrin: Nina Winter, die den KGB-Überläufer als Einzige identifizieren kann. Was hier auf der 'Bridge of Spies' endet, hat drei Jahre zuvor in der BND-Zentrale in Pullach begonnen. Der Kinofan und Drehbuchautor Pflüger erzählt mit perfektem Timing, mit absoluter Stilsicherheit und vor allem mit einem spürbaren Spaß daran, seine vertrackte Spionagegeschichte wie einen Hollywood-Blockbuster aussehen zu lassen. Perfekte Unterhaltung."

RSM Ebner Stolz Wirtschaftskrimipreis 2024 (dotiert mit 1.500 Euro):

  • Anne Freytag: "Mind Gap", dtv

Hier lautet die Jurybegründung: "'Wir stehen an der Schwelle zu einer technischen Revolution, die unser Denken und Handeln für immer verändern wird.' Das verspricht Erik Grote bei der Vorstellung des NINK. Ursprünglich in der Militärforschung entwickelt, sollte der NINK-Chip ein Auslöschen traumatischer Kampferinnerungen ermöglichen. Die Journalistin Silvie wird Opfer dieser Realitätsveränderungen, als es heißt, ihr Bruder habe zwei Menschen ermordet und sich danach in den Kopf geschossen. Nichts von all dem ergibt einen Sinn. Also beginnt Silvie zu recherchieren und schnell wird klar, dass jeder noch so bahnbrechende Fortschritt in den falschen Händen aufs Schrecklichste pervertiert werden kann. Anne Freytag hat in 'Mind Gap' eine beängstigende, aber nicht grundsätzlich von der Hand zu weisende Zukunftsvision entwickelt, die die Leserinnen atemlos in Bann hält. Düster, stark und beklemmend und absolut preiswürdig!"

Thalia Debütkrimipreis 2024 (dotiert mit 1.500 Euro):

  • Yasmin Sibai: "Punked", FVA

Die Jury urteilt: "In den 1990ern war Bey Bassistin in einer Avantgarde-Punkband. Nun ist sie Architektin und lebt mit Mann und Kind in Holland am Deich. Plötzlich bekommt sie eine Nachricht: Ihr Ex-Freund Iggy ist gestorben. Sie fährt zur Beerdigung nach Berlin. Dort trifft sie ihre Gefährten von damals wieder und findet Datenträger, die sie vermuten lassen, dass Iggy ermordet wurde. Sie fängt an zu recherchieren, aber einige von den alten Gefährten bremsen sie aus.

Rasanter Roman. Man durchlebt mit Bey die Zeiten des Punk in Hannover und Berlin, die Zeiten von harten und weichen Drogen, von dreckigen Wohnungen und schmutzigen Kellerklubs; und die aktuellen Zeiten mit Hackern in ihren Verstecken. Man fiebert mit ihr um die Kinder und schwankt mit ihr, wenn es um die alten Ideale und die neuen Notwendigkeiten geht. Und zwischendrin die abgedrehten Ideen, die ganz real wirken: Hätte es eine Punkband wie 'Bodenkontrolle' nicht wirklich geben können, vielleicht sogar müssen? Und was ist mit dem Empire Backer? Sibais Ideen sind wirklich genial - übrigens auch, was die Durchführung und Verschleierung der kriminellen Handlungen betrifft. Und die Frage, 'was ist aus uns und unseren Idealen geworden?' schwebt über allem und lässt die Leserinnen in ihre eigene Vergangenheit abtauchen. Unbedingt Lesen!

Politikkrimipreis der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg 2024 (dotiert mit 1.500 Euro):

  • Horst Eckert: "Die Macht der Wölfe", Heyne

Das meint die Jury: "Melia Adan hat es im Polizeiapparat schon in jungen Jahren weit gebracht. Doch mit einem Auftrag wie diesem hätte sie im Leben nicht gerechnet: Die Bundeskanzlerin persönlich bittet um ihre Hilfe. Offenbar wird die Regierungschefin von jemandem aus ihrem direkten Umfeld erpresst. Zugleich bringt sich, angeführt von einem bekannten Meinungsmacher, eine neue rechtskonservative Bewegung für die nächsten Wahlen in Position. Angesichts der aufgeheizten Stimmung im Land scheint plötzlich alles möglich. Es entbrennt ein ungeheurer Kampf um politische Glaubwürdigkeit, Einfluss und Macht. Ein Roman, aktueller als wir uns das wünschen. Auch wenn wir keine Bundeskanzlerin mehr haben. Rechtsradikalismus, Faschismus und eine in diesem Sinne immer aufgeheiztere und gespaltenere Bürgerschaft, sind ein Problem für unsere freiheitlichen Gesellschaften – nicht nur in Deutschland. Das ist der Kern dieses ausgezeichneten Romans, der allen ans Herz zu legen ist, die nicht wirklich glauben wollen, was wir grade durchleben müssen. Vielleicht kann Horst Eckert dazu beitragen, mit- und nachzudenken über das Tagesschauwissen hinaus."