Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur

Staatspreis für Drago Jančar

7. August 2020
Redaktion Börsenblatt

Österreichs Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat den slowenischen Schriftsteller Drago Jančar mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (25.000 Euro) ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand unter anderem im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke im Solitär der Universität Mozarteum in Salzburg statt.

Mayer bezeichnete Drago Jančar als europäischen Geschichtenerzähler slowenischer Sprache, "der uns mit oftmals verstörenden Wahrheiten konfrontiert und der über das wunderbare Talent verfügt, uns für alle Formen von Ideologie, Machtmissbrauch und Gewalt empfindlich zu machen und gegen Hochmut, Eitelkeit und Größenwahn aller Art zu immunisieren." Bundespräsident Alexander Van der Bellen erzählte, er habe  Jančars jüngsten Roman, "Wenn die Liebe ruht", geschenkt bekommen und ihn zunächst angesichts des Titels für "Strandlektüre" gehalten. Aber: "Ich musste ein weiteres Vorurteil begraben. Die Lektüre war ein Erlebnis und ich habe das Buch inzwischen selbst mehrmals verschenkt."

"Das Wissen darum, dass die Begabung des Menschen, sich für das Schöne zu öffnen, unversöhnt neben seiner Fähigkeit zu Hässlichkeit in allen Spielarten besteht, gibt den Grundton an, in dem die Texte Drago Jančars gehalten sind", so Jurymitglied und Laudatorin Katja Gasser (ORF). "Versöhnung kann, wenn überhaupt, nur die Kunst, die Literatur stiften und zwar eine, die sich nicht als 'Generator für Optimismus' versteht."

Jančar selbst bezeichnete die europäische Literatur in seinem Dank als "Orchester vieler verschiedener Stimmen in vielen verschiedenen Sprachen. Meine Stimme, mein Instrument, ist nur eine von ihnen." Er freue sich, dass sie auch in Österreich Gehör gefunden habe.

Zum Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur

Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 jährlich für ein literarisches Gesamtwerk vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Zuletzt ging der Preis an Karl Ove Knausgård (2017), Zadie Smith (2018) und Michel Houellebecq (2019).

Die fünfköpfige Jury bestand 2020 aus Katja GasserCornelius HellAlexander PotykaMartina Schmidt und Anne-Cathrine Simon.