Auf einer Preisverleihung am 26. November wurde der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel mit dem mit 100.000 Euro dotierten Gerda Henkel Preis ausgezeichnet. Michael Hanssler, Vorsitzender des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, hob die Strahlkraft der Sprache und die Fähigkeit zur stets kritischen Selbstbefragung hervor, die Schögels Forschung auszeichneten.
Karl Schlögel sprach in seiner Preisrede über den "Schock" des russischen Überfalls auf die Ukraine. Er schilderte, wie er sein Russlandbild revidieren und als Wissenschaftler noch einmal ganz von vorne beginnen musste: "In einer Zeit, in der Russland zum Gegner, zum Feind geworden ist und ins Abseits der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu geraten droht, muss die Losung lauten: Jetzt erst recht! Nicht nur Ukraine-, sondern auch Russlandstudien auf der Höhe der Zeit", forderte er.
Besonders in Deutschland erkennt er einen Nachholbedarf im Hinblick auf die Bewältigung des Putinismus. Darüber hinaus rief Karl Schlögel zur Solidarität mit den politisch Verfolgten in Russland und im Exil auf.
Für seine Arbeit erhielt Karl Schlögel in der Vergangenheit bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz, den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und den Preis der Leipziger Buchmesse.