Buch Wien

Österreichischer Buchpreis für Kaiser-Mühlecker

19. November 2024
Redaktion Börsenblatt

Reinhard Kaiser-Mühlecker erhält für sein Buch "Brennende Felder" (S. Fischer) den Österreichischen Buchpreis. Mit dem Debütpreis wird Frieda Paris für "Nachwasser" (Voland & Quist) ausgezeichnet.

Reinhard Kaiser-Mühlecker

Reinhard Kaiser-Mühleckers "Brennende Felder" wurde am Montagabend zum Auftakt der Buch Wien mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Er ist mi 20.000 Euro dotiert.

Der Roman handelt von Luisa Fischer, die unfähig zu Empfindungen und für ihre zwei Kinder eine unzuverlässige Mutter ist. "Der Kontakt zu ihrer eigenen Mutter bricht endgültig ab, als sie eine Beziehung mit ihrem Stiefvater eingeht. Als dieser bei einem Einbruch umgebracht wird, zieht es Luisa zu dessen Mörder. Von jedem neuen Mann erhofft sie sich, er möge sie aus ihrem tristen Alltag, aus ihrer Unzufriedenheit befreien. Aus einer Familie befreien, deren Mitglieder mit Sprachlosigkeit ringen, sich gegenseitig nicht trauen und dennoch nicht voneinander bzw. von der Gegend abkönnen", heißt es in der Beschreibung der Jury. 

Kaiser-Mühlecker erzählt "Brennende Felder" aus der Perspektive der Schwester der Protagonisten seiner vorangegangenen Romane "Fremde Seele, dunkler Wald" und "Wilderer". "Kaiser-Mühlecker schreibt verdichtet, einfach und knapp, in ruhigem Ton. Durch unerwartete Wendungen spielt er nicht nur mit seinen Figuren, sondern auch mit den Lesenden. So konstruiert und dekonstruiert er diese abgründige, kalte und düstere Welt immer wieder aufs Neue", heißt es in der Jurybegründung.

Für die Shortlist nominiert waren außerdem: Valerie Fritsch "Zitronen" (Suhrkamp Verlag), Elias Hirschl "Content" (Zsolnay Verlag), Elke Laznia "Fischgrätentage" (Müry Salzmann Verlag) und Katharina Winkler "Siebenmeilenherz" (Matthes & Seitz). Sie erhalten ein Preisgeld von jeweils 2.500 Euro.

 

 

 

Frieda Paris

Debütpreis für Frieda Paris "Nachwasser"

Die Jury beschreibt das mit dem Debütpreis ausgezeichnete Langgedicht "Nachwasser" als Wagnis. "Wer schon traut sich mit dem Debüt auf die spiegelglatte Fläche autopoetischer Lyrik und poetologischer Reflexion, setzt sich ungeschützt aus? Paris", schreibt die Jury. "Sie erkundet das Schreiben beim Schreiben, zieht uns in diesen Prozess hinein, hält auf uns zu und stürzt – nicht.  Es entstammt einem Eintauchen in viele Quellen, allen voran in den Nachlass Friederike Mayröckers, der „Großen Wortmutter“: ins Nachwasser. Doch in diesem Making-of a Poem wird den Leser:innen in 110 Sequenzen noch weit mehr aufgefächert. Das Schreiben, das Wie-und-warum-Schreiben, das Dichterin-Werden von Kindheit an, Erinnerungsspuren von Liebe und Verlust werden gekonnt versetzt mit Fundstücken einzelner Wortväter von Paul Celan bis Peter Waterhouse, vor allem aber vieler Wortmütter, von Ingeborg Bachmann über und immer wieder Mayröcker bis Sarah Kirsch – und eine poetische Antwort auf die Frage gegeben: Was darf ein Gedicht? Alles."

Für die Shortlist-Debüt waren außerdem Verena Dolovai mit "Dorf ohne Frau" (Septime Verlag) und Julia Jost mit "Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht" (Suhrkamp Verlag) nominiert. 

Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die zweit weiteren Titel der Shortlist mit 2.500 Euro.

 

Die Jury des Österreichischen Buchpreises

  • Zita Bereuter (Ressortleiterin Literatur, FM4)
  • Anke Bosse (Literaturwissenschaftlerin, Universität Klagenfurt)
  • Nicole List (Buchhändlerin, Buchhandlung List)
  • Johanna Öttl (Literaturprogramm, Alte Schmiede)
  • Judith von Sternburg (Literaturkritikerin und Redakteurin, Frankfurter Rundschau)