Für sein lyrisches Schaffen

Nico Bleutge erhält Düsseldorfer Literaturpreis

26. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Der mit 20.000 Euro dotierte Düsseldorfer Literaturpreis geht in diesem Jahr an den Schriftsteller Nico Bleutge. 

Überreichung der Urkunde mit Karin-Brigitte Göbel, Nico Bleutge und Tobias Lehmkuhl auf einer Bühne

Überreichung der Urkunde mit Karin-Brigitte Göbel, Nico Bleutge und Tobias Lehmkuhl (v.l.n.r.).

Die Jurybegründung:

„Ein Leben endet, ein anderes beginnt, ein Mensch verstummt, ein anderer fängt an zu sprechen, unartikuliert noch, in einer Art Traumsprache, ein schemenhaftes Murmeln ist es, mit dem das Kind Antwort auf die Frage sucht: ‚was macht gorilla, was der elefant im schlaf‘? In seinem fünften Gedichtband „schlafbaum-variationen“ bewegt sich Nico Bleutge in den Randbereichen der Wahrnehmung. Dort, wo Schlafen und Wachen ineinander übergehen, wo Wörter sich kreuzen, wo Bilder einander überlagern, wo die Welt noch nicht in Plus und Minus geschieden ist, setzen Bleutges poetische Erkundungen ein und führen damit zugleich sein bisheriges Schaffen konsequent fort. In Zyklen von klanglichem Farbreichtum und rhythmischer Raffinesse spricht Bleutge vom Tod des Vaters, von der Geburt der eigenen Tochter, und davon, wie Erinnerungen an die eigene Kindheit in der neuen Rolle als Vater an die Oberfläche treten. Das Gestern und das Heute fließen in diesen vielgestaltigen Gedichten ineinander über und weiten mit einem ‚glucksen im bauch‘ den Blick in die Zukunft.“

Der Preisträger:

Nico Bleutge wurde am 13. Oktober 1972 in München geboren und wuchs in Pfaffenhofen an der Ilm auf. Seine ersten Gedichte schrieb er bereits im Alter von fünfzehn Jahren. Von 1993 bis 1998 studierte er Neuere Deutsche Literatur, Allgemeine Rhetorik und Philosophie in Tübingen. Seine Gedichte wurden in zahlreichen Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht und vielfach übersetzt. 2006 debütierte er mit dem Gedichtband „klare konturen“. Seit 2001 arbeitet er zudem als freier Literaturkritiker unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, den Tagesspiegel, Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur. 2016 wurde er mit dem Alfred-Kerr-Preis des Börsenblatts für Literaturkritik ausgezeichnet. Nico Bleutge lebt in Berlin.

Düsseldorfer Literaturpreis

Der Düsseldorfer Literaturpreis zeichnet Autorinnen und Autoren aus, deren deutschsprachiges literarisches Werk inhaltlich oder formal Bezug auf andere Künste nimmt. Bisher wurden einundzwanzig Autorinnen und Autoren damit ausgezeichnet. Zum Beispiel: Patrick Roth, Christoph Peters, Thomas Kling, Katharina Hacker, Ulrich Peltzer, Ursula Krechel, Michael Köhlmeier, Marcel Beyer, Marion Poschmann, Jackie Thomae oder zuletzt Emine Sevgi Özdamar.

Der Preisträger wurde von folgender siebenköpfiger Jury ausgewählt:

  •  Maike Albath, Literaturkritikerin
  •  Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Instituts
  •  Dorothée Coßmann, Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland
  •  Tobias Lehmkuhl, Literaturkritiker
  •  Rudolf Müller, Inhaber der Buchhandlung Müller & Böhm
  •  Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW
  •  Hubert Winkels, Literaturkritiker

Der Düsseldorfer Literaturpreis wurde zum 22. Mal verliehen. Getragen wird er von der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf.