Michael Wildt für "literarische Qualität" geehrt
Wildt kann sich über die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung freuen. Der Preis des Historischen Kollegs gilt als renommiertester Preis für Historikerinnen und Historiker.
Wildt kann sich über die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung freuen. Der Preis des Historischen Kollegs gilt als renommiertester Preis für Historikerinnen und Historiker.
Der Berliner Zeithistoriker Michael Wildt, der bis zum Wintersemester 2021 an der HU lehrte, wird mit dem „Preis des Historischen Kollegs“ geehrt. Wildt erhält den Preis vornehmlich für sein Buch „Zerborstene Zeit. Deutsche Geschichte 1918–1945“ (C.H.Beck: München 2. Auflage 2022).
Die Dotierung stellte das Kuratorium des Freundeskreises des Historischen Kollegs unter Leitung von Clemens Börsig, dem Vorsitzenden des Freundeskreises, zur Verfügung. Der Kuratoriumsvorsitzende des Historischen Kollegs, Hartmut Leppin, betonte in seiner Begrüßung im Plenarsaal der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in der Münchner Residenz: „Mit der Auszeichnung von Michael Wildt wird ein Historiker für ein Werk geehrt, das in sprachlich anspruchsvoller, literarisch inspirierter, dabei eingängiger Form über die deutsche Geschichte von 1919 bis 1935 handelt. Hier treten immer wieder Zeitzeugen auf, die zumal nach 1933 Dinge erlebten, die ihnen zuvor unmöglich erschienen wären. Dadurch gewinnt die Darstellung eine faszinierende Multiperspektivität“.
Seine Synthese, so Leppin weiter, habe, ohne den wissenschaftlichen Charakter zu verlieren, zweifelsfrei literarische Qualität. Durch seinen erzählerischen Duktus eignet sich Wildts Werk auch besonders für jüngere Leserinnen und Leser, für die Biopics und Doku-Dramen gängige Formate sind. Leppin betonte überdies, welche Leistung ein solches Werk für Hochschullehrerinnen und -lehrer im universitären Alltag darstelle, weshalb es spezielle Rückzugsorte wie das Historische Kolleg in München brauche. Dieses Institute for Advanced Study in History biete Gelehrten über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr die Gelegenheit zu konzentriertem Schreiben. Dass es in der Gegenwart das ungebrochene Bedürfnis nach Werken gebe, die eine historischer Einordnung aktueller Ereignisse und Prozesse ermögliche, sei offensichtlich.
Im Anschluss an die Verleihung der Preisurkunde diskutierten Hannah Bethke („Zeit online“) und Ewald Frie (Universität Tübingen) mit Michael Wildt über sein Werk. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt durch Musik – die drei Jiddischen Lieder (1944) von Victor Ullmann und die Doppelfuge (1926) von Charlotte Schlesinger –, die sich der Preisträger gewünscht hatte.
Mit dem Preis des Historischen Kollegs wurden seit 1983 der Althistoriker Alfred Heuß, die Mediävisten Arno Borst und Johannes Fried, der Sozialhistoriker Michael Mitterauer, die Neuzeithistoriker Reinhart Koselleck, Thomas Nipperdey, Wolfgang Reinhard, Gerhard A. Ritter und Christopher Clark, der Ägyptologe und Kulturhistoriker Jan Assmann, Barbara Stollberg-Rilinger, (2013), Karl Schlögel (2016) und zuletzt Ulinka Rublack (2019) ausgezeichnet.