Essayistik

Merck-Preis für Marie Luise Knott

26. Juli 2024
von Börsenblatt

Marie Luise Knott wird mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2024 ausgezeichnet. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird gemeinsam mit dem Georg-Büchner-Preis am 2. November in Darmstadt verliehen.

Marie Luise Knott

In der Begründung der Jury heißt es, dass Marie Luise Knott in ihrem weit gespannten Werk als Essayistin, Kritikerin, Editorin, Übersetzerin und Kuratorin "die Kunst der minutiösen Lektüre zur Freilegung der politischen und sozialen Energien sowie der Migrationserfahrungen nutzt, die in die Literatur wie in die theoretische Reflexion eingehen. Im Blick auf die späten Jahre der Weimarer Republik deutet sie die ästhetischen Formen als Resonanzräume intellektueller und politischer Radikalisierung. Als Herausgeberin und Interpretin von Schriften und Briefen Hannah Arendts erschließt sie deren Denkwege und Interventionen im Blick sowohl auf den europäischen Antisemitismus und die Erfahrung des Holocaust wie die Debatten über die Sklaverei und den Rassismus in den Vereinigten Staaten. Ihre zugleich anschauliche und präzise Prosa ist von ihrer Arbeit als Lektorin, Redakteurin, Übersetzerin und Übersetzungstheoretikerin geprägt. Als Literaturkritikerin agiert sie im Raum der Weltliteratur, nicht der Nationalliteratur. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt der internationalen wie der deutschsprachigen Gegenwartslyrik, mit ihrer digitalen Kolumne Tagtigall trägt sie den veränderten medialen Voraussetzungen der Kritik Rechnung. Ihr Werk steht für die Einheit von ästhetisch avancierter und politisch wacher Kritik."

Über die Preisträgerin

Marie Luise Knott wurde 1953 in Köln geboren und arbeitete nach dem Studium zunächst als Lektorin in den Verlagen Otto Maier und Rotbuch. Von 1995 bis 2006 leitete sie die von ihr gegründete deutschsprachige Ausgabe der französischen Monatszeitung "Le Monde diplomatique". Seither ist sie als freie Essayistin, Kritikerin, Herausgeberin, Kuratorin und Übersetzerin tätig. 

Zu ihren Buchveröffentlichungen gehören die Essay-Bände "Verlernen. Denkwege bei Hannah Arendt" (2011, Matthes & Seitz), nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse sowie für den Tractatus Preis; "Dazwischenzeiten – 1930. Wege in der Erschöpfung der Moderne" (2017, Matthes & Seitz); "370 Riverside Drive, 730 Riverside Drive. Hannah Arendt und Ralph Ellison" (2022, Matthes & Seitz), für den sie mit dem Tractatus-Preis für philosophische Essayistik ausgezeichnet wurde.

Knott ist im Vorstand des Deutschen Übersetzerfonds aktiv und schreibt in ihrer monatlichen Kolumne "Tagtigall" auf perlentaucher.de zur zeitgenössischen Lyrik. Als Kritiken schreibt sie für Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk.