Zum Tag der Deutschen Einheit

Mehrere Autor:innen erhalten den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

30. September 2024
Redaktion Börsenblatt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnet 28 Bürgerinnen und Bürger, die sich in herausragender Weise für die Werte der Demokratie einsetzen, zum Tag der Deutschen Einheit mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Darunter sind neben Jürgen Klopp auch mehrere Autorinnen und Autoren.

35 Jahre nach der Friedlichen Revolution leisten sie einen wichtigen Beitrag für das gegenseitige Verständnis und den gesellschaftlichen Dialog in der Bundesrepublik. Sie widmen sich zentralen Themen unserer Zeit in Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst, engagieren sich für ein solidarisches Miteinander und sind ehrenamtlich aktiv, teilt der Bundespräsident mit.

  • Die Veranstaltung am 1. Oktober, um 11 Uhr wird im Livestream auf YouTube übertragen.

Ausgezeichnet werden dabei:

(Begründungen aus der Mitteilung des Bundespräsidenten)

Saba-Nur Cheema und Meron Mendel, Frankfurt am Main/Hessen

"Saba-Nur Cheema und Meron Mendel setzen sich seit Langem aktiv gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit ein – und dies sowohl beruflich wie auch ehrenamtlich als engagierte Bürgerin und engagierter Bürger. Beiden ist es in besonderem Maße zu verdanken, dass die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main heute eine der führenden Organisationen in der Bundesrepublik ist, die über das Leben von Anne Frank informiert und zugleich mit innovativen Projekten vermittelt, wie Rassismus und Diskriminierung entstehen können und wie dem entgegengewirkt werden kann. Die Eheleute leben den interreligiösen Dialog und engagieren sich, auch mit ihrer Zeitungskolumne "Muslimisch-jüdisches Abendbrot", für ein demokratisches, friedliches Miteinander. Bei all diesen Aktivitäten stehen sie immer für eine offene Diskussionskultur ein."

Dan Diner, Berlin und Tel Aviv/Israel

"Der Historiker Dan Diner, emeritierter Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem und der Universität Leipzig, hat in herausragender Weise zur Pflege der Wissenschaftsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel beigetragen. Als Direktor des Simon-Dubnow-Instituts in Leipzig hat er führend den Bereich der Jüdischen Studien wie auch der europäischen und Globalgeschichte des 20. Jahrhunderts fortentwickelt. Seine enzyklopädischen Arbeiten zur Bedeutung der jüdischen Lebenswelten für das Verständnis der Moderne haben zudem eine Neuorientierung in den Geschichtswissenschaften bewirkt. Seine Studien zur Gedächtnisgeschichte des Holocaust sind ebenso wegweisend wie der von ihm für das Ereignis "Auschwitz" geprägte Begriff vom "Zivilisationsbruch". Mit seinem großen Engagement um das Geschichtsbewusstsein und die politische Kultur in der Bundesrepublik hat sich Dan Diner in ganz besonderem Maße verdient gemacht."

Barbara Honigmann, Straßburg/Frankreich

"Ihre Bücher sind ein Abbild deutscher Lebenswirklichkeit der vergangenen Jahrzehnte. Sie schützen vor dem Vergessen und helfen, unsere heutige Welt zu verstehen. Eindringlich vermittelt Barbara Honigmann, was es für die Nachkommen der Holocaust-Überlebenden bedeutet, in Deutschland oft als nicht zugehörig gesehen zu werden und selbst auf der Suche nach einer eigenen Identität zu sein. Gleich in ihrem ersten Buch von 1986 hat sie diese Suche am Beispiel ihres eigenen Lebenswegs benannt als dreifachen Todessprung ohne Netz: vom Osten in den Westen, von Deutschland nach Frankreich und aus der Assimilation mitten in das Thora-Judentum hinein. Immer wieder vermittelt Barbara Honigmann in ihrem literarischen Werk auch das heutige jüdische Leben. Wie wichtig die Fragen sind, die sie in ihrem Werk stellt, das zeigt sich gerade heute wieder besonders deutlich."

Gerhard Polt, Schliersee/Bayern

"Wann er lachen muss, wisse er oft selbst nicht, hat Gerhard Polt einmal gesagt. Wie der Kabarettist jedoch sein Publikum zum Lachen bringt, das weiß er ganz genau. Und das große Publikum des Bayern reicht weit über seine Heimat hinaus, erreicht das ganze Land, Jung wie Alt. Seit Jahrzehnten prägt Gerhard Polt als gesellschaftskritischer Künstler das deutsche Kabarett. Seine Figuren stellen zumeist typische Vertreter unserer Gesellschaft dar, die in oft grotesker, aber immer liebevoller Überzeichnung uns allen den Spiegel vorhalten. Mit seinem feinen Humor, der nie verletzend wirkt, gilt Gerhard Polt als der Erbe Karl Valentins. Sein Ratschlag, nur über die Zuneigung kann man Dinge klarer sehen, sollte auch Maxime für das gesellschaftliche Miteinander sein."

Helga Schubert, Neu Meteln/Mecklenburg-Vorpommern

"In ihrem Werk verarbeitet die Schriftstellerin und Psychologin Helga Schubert kunstvoll Erfahrungen und Beobachtungen aus ihrem Alltag. Darin greift sie immer wieder grundlegende gesellschaftspolitische Themen auf. Ihre Geschichten erzählen von einer Kindheit im Krieg, von Flucht, von der Auseinandersetzung mit dem SED-Regime. Schon in der DDR war sie politisch aktiv, weswegen sie von der Stasi über viele Jahre observiert wurde. 1989 gehörte sie zu den ersten Demonstrierenden in Berlin, und sie wirkte am Zentralen Runden Tisch in Ost-Berlin mit, der den Weg zu freien Wahlen mitbereitete. Bis heute erhebt Helga Schubert ihre Stimme für einen konstruktiven Dialog über Geschichte wie Gegenwart. Als engagierte Schriftstellerin setzt sie sich für ein gesellschaftliches Miteinander ein, das auf Ausgleich, Verständigung und Übernahme von Verantwortung setzt – die Stärken eines freiheitlich demokratischen Staates."

Lutz Seiler, Michendorf/Brandenburg

"Lutz Seiler macht als Schriftsteller, so wird gesagt, die Deutschen mit sich selbst bekannt und darüber hinaus die Welt mit den Deutschen. Er wuchs im vom Uranbergbau geprägten Thüringen auf und gehört zu der Generation, die noch in der DDR erwachsen wurde. In Gedichten, Erzählungen und Romanen reflektiert er mit seiner von poetischer Feinheit geprägten Sprache Erfahrungen aus den letzten Jahren der DDR und der Zeit nach der Wiedervereinigung. Er greift Themen auf, die 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution mehr denn je aktuell sind und helfen, gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen. Das ist ein mehr als literarisches Verdienst. Außerdem leitet Lutz Seiler das Peter-Huchel-Haus in Michendorf. An diesem ehemaligen Treffpunkt von Künstlern, die in Opposition zum SED-Regime standen, gelingt es ihm, den Ort über das Museale hinaus zu beseelen und ein großes Publikum für die heutige Literatur und Kunst zu interessieren."

Stephan Zänker, Erfurt/Thüringen

"Viele Jahre wurde die Weimarer Republik von ihrem Ende her als eine Geschichte des Scheiterns gesehen. Der Historiker Stephan Zänker hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch an ihre wegweisenden Errungenschaften zu erinnern – wie Frauenwahlrecht, soziale Verbesserungen und parlamentarische Demokratie. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass in Weimar mit dem "Haus der Weimarer Republik – Forum für Demokratie" ein lebendiger Erinnerungsort entstanden ist. Zugleich ist es ein Forum für demokratische Debatten. Aber Stephan Zänker ist nicht nur einer der engagiertesten Akteure in der Bundesrepublik bei der Erforschung deutscher Demokratiegeschichte. Er lebt deren Werte auch im Alltag und ist vielfältig sozial aktiv, beispielsweise in seiner Kirchengemeinde."

Alle, die am 1. Oktober den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland durch Frank-Walter Steinmeier erhalten, darunter auch Jürgen Klopp, finden sich: hier