Wilhelm-Busch-Preis

Mawil für sein Werk geehrt

8. Februar 2021
von Börsenblatt

Der Berliner Comic-Autor Markus Witzel alias Mawil wird für sein Werk mit dem Wilhelm-Busch-Preis 2021 für satirische und humoristische Zeichenkunst und Versdichtung ausgezeichnet. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Mit Mawil ehrt die Jury in diesem Jahr einen national wie international höchst angesehenen, aber vor allem auch viel gelesenen Comic-Künstler, dessen Auszeichnung für den Wilhelm-Busch-Preis in mehrfacher Hinsicht eine Wegscheide markiere, so die offizielle Pressemitteilung.
 
Mit dem 1976 geborenen Markus Witzel werde erstmals ein Zeichner geehrt, der auf eine Veröffentlichungshistorie seiner Werke zurückblicken kann, die komplett in das 21. Jahrhundert falle. Er stehe zudem für eine neue Künstler-Generation, die selbstbewusst die Hochschulen für eine ausgewiesene Comic-Ausbildung für sich erobert habe. Im Fall von Mawil war das die Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo er auch Teil der Monogatari-Gruppe war, der neben ihm Comic-Schaffende wie Jens Harder oder Ulli Lust angehörten, die bis in diese Tage wichtige Protagonisten der deutschsprachigen Comic-Szene seien.

Mawil sei auch der erste Wilhelm-Busch-Preisträger, der in der DDR geboren wurde, wo er seine Kindheit in Ost-Berlin in einer religiös geprägten Familie verbrachte, die den Alltag in kritischer Übereinkunft mit den Erwartungen der sozialistischen Herrschaftsordnung organisieren musste. Von dieser Zeit erzähle auch sein – in Teilen klar autobiographisch konnotiertes – Comic-Schaffen. Allen voran die preisgekrönte Graphic Novel "Kinderland" von 2014, die zur Zeit des Mauerfalls spielt und für Mawil mit zahlreichen Übersetzungen, darunter einer vielbeachteten französischen Ausgabe, den endgültigen internationalen Durchbruch markiert habe.  

Alle seine Comics zeichne bereits beginnend mit seinen Frühwerken "Strandsafari" und "Wir können ja Freunde bleiben" ein gleichzeitig sehr lockerer wie auch ungemein stilsicherer Zeichenstrich aus – der ganz spezielle Mawil-Stil. Der Künstler selbst siedle diesen zwischen klassischem Funny und spontanem Krakel an. Die Zeichnungen würden so eine ungekünstelte Authentizität ausstrahlen, die perfekt zu den sehr persönlichen Inhalten seiner Werke passe.
 
Das würden ganz besonders seine opulenten Comic-Sonntagsseiten bestätigen, die von 2006 bis 2019 im Berliner "Tagesspiegel" erschienen. Hier konnte er sich – gepaart mit einer unglaublichen Detailfülle in den Zeichnungen – nicht nur in die Tradition der großen amerikanischen Zeitungs-Comics stellen, sondern eroberte sich mit diesem grandiosen Comic-Schaufenster schon in jungen Jahren ein veritables Massenpublikum, so die Mitteilung weiter.
 
Das habe erst recht gegolten, als Mawil vor zwei Jahren als erster deutscher Comic-Künstler die frankobelgische Traditionsserie "Lucky Luke" für ein Album übernahm und dem Westernhelden gleich einen Sattelwechsel verpasste – runter von Jolly Jumper und rauf auf einen Drahtesel. Wie er diese sich überraschend gut in das Setting des Originals einpassende Aufgabe bewältigte und gleichzeitig einen authentischen Mawil-Comic ablieferte, unterstreiche die Meisterschaft dieses Künstlers, von dem auch in den nächsten Jahren sicherlich noch Großes zu erwarten sei. Humor, Vielseitigkeit und der genaue Blick auf den menschlichen Alltag zeichneten auch Wilhelm Busch aus. Mawil trete – ganz in diesem Sinne – würdig in seine Nachfolge.  

Bibliographie (Auswahl):

  • "Die Band" – Reprodukt, Berlin 2004
  • "Strandsafari" – Schwarzer Turm, Hünfeld 2002
  • "Wir können ja Freunde bleiben" – Reprodukt, Berlin 2003
  • "Vom Leben gezeichnet"-Beiträge – Zeitungs-Sonntagsseiten in "Der Tagesspiegel", Berlin 2006–2019 (Buchausgabe bei Reprodukt, Berlin 2015)
  • "Action Sorgenkind" – Reprodukt, Berlin 2007
  • "Kinderland" – Reprodukt, Berlin 2014
  • "Lucky Luke Hommage 3: Lucky Luke sattelt um" – Egmont, Berlin 2019

Zum Preis

Der Wilhelm-Busch-Preis wird alle zwei Jahre von der Stiftung Sparkasse Schaumburg, der Schaumburger Landschaft und den Schaumburger Nachrichten verliehen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.  
 
Der Preis würdigt im deutschsprachigen Raum Autorinnen und Autoren, die sich in ihrer Arbeit der künstlerischen Qualität und der Tradition Wilhelm Buschs verbunden und verpflichtet fühlen. Hierbei sind nicht nur deren Fähigkeiten als satirische Erzähler gefragt, sondern vor allem auch eine ästhetisch-hochwertige Zeichenkunst. Bisherige Preisträger waren Robert Gernhardt, F.W. Bernstein, Vicco von Bülow (Loriot), Ernst Kahl, Franziska Becker, Hans Traxler und Ralf König. 2019 hat Isabel Kreitz den Wilhelm-Busch-Preis erhalten.