Für Roman über Künstliche Intelligenz

Martina Clavadetscher holt Schweizer Buchpreis

8. November 2021
Redaktion Börsenblatt

"Eine Hymne an das Erzählen als emanzipatorische und urmenschliche Kraft", urteilte die Jury: Martina Clavadetscher hat für ihren Roman "Die Erfindung des Ungehorsams" (Unionsverlag) den Schweizer Buchpreis 2021 erhalten.

Das teilten die Veranstalter mit. In der Begründung der Jury heißt es: "Martina Clavadetscher hat einen Roman über künstliche Intelligenz geschrieben, wie es ihn noch nicht gab: formal avanciert und hochgradig sinnlich. Keine Dystopie mit raunender Technologiekritik, sondern einen waghalsigen Text, der den künstlichen Wesen Leben einhaucht. Im Roman wird spürbar, wie erst unsere Sehnsüchte und Nöte den Maschinen Macht verleihen. Clavadetscher verschmilzt die Erzählkunst mit den Mitteln von Lyrik und Drama. Und sie unterläuft die kategoriale Trennung zwischen Mensch und Maschine. 'Die Erfindung des Ungehorsams' ist eine Hymne an das Erzählen als emanzipatorische und urmenschliche Kraft."

Martina Clavadetscher, geboren 1979, ist Autorin und Dramatikerin. Nach ihrem Studium der Deutschen Literatur, Linguistik und Philosophie war sie Hausautorin am Luzerner Theater, gewann den Essener Autorenpreis und war für den Heidelberger Stückemarkt nominiert. Ihr Debütroman "Knochenlieder" stand 2017 auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises. Sie lebt in der Schweiz.

Das Preisgeld für Martina Clavadetscher beträgt 30.000 Schweizer Franken, die weiteren Nominierten erhalten je 3.000 Franken. Die öffentliche Preisverleihung fand nach der coronabedingten Absage letztes Jahr wieder im gut besuchten Theater Basel statt. Eingereicht waren 92 Titel aus 65 Verlagen.

Die weiteren Nominierten waren:

  • Thomas Duarte: "Was der Fall ist" (Lenos)
  • Michael Hugentobler: "Feuerland" (dtv)
  • Veronika Sutter: "Grösser als Du" (edition 8)

Die Laudatio für Martina Clavadetscher und die für die anderen Nominierten finden sich auf der Website des Schweizer Buchpreises.

  • Im Finale waren nur noch vier Autor:innen, da Christian Kracht seine Nominierung im September zurückgezogen hatte, siehe Börsenblatt online: "Christian Kracht macht Rückzieher"

Mitglieder der Jury für den Schweizer Buchpreis 2021 waren: Tommy Egger (Buchhändler, Buchhandlung im Volkshaus); Sieglinde Geisel (freie Kritikerin, neu); Daniel Graf (Kulturredakteur Republik; Jurysprecher); Annette König (SRF-Literaturbloggerin); Hubert Thüring (Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Universität Basel).

Die Jury wird regelmässig personell erneuert.

Teilnahmeberechtigt für den Schweizer Buchpreis 2021 waren deutschsprachige literarische und essayistische Werke von in der Schweiz lebenden oder Schweizer Autorinnen und Autoren, die zwischen Oktober 2020 und September 2021 erschienen sind.

Zum preis

Der Schweizer Buchpreis wurde 2008 vom Verein LiteraturBasel und dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) initiiert. Ziel ist es, die öffentliche Diskussion über Bücher deutschsprachiger Schweizer Autorinnen und Autoren zu animieren und mit der aktiven Werbung im Buchhandel sowie mit einer Lesetour durch die Schweiz und Nachbarländer dazu beizutragen, dass diese stärker wahrgenommen, gelesen und gekauft werden. Inzwischen hat sich der Schweizer Buchpreis als eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen der Deutschschweiz etabliert, und er geniesst über die Landesgrenzen hinaus Beachtung. Der Schweizer Buchpreis wird dieses Jahr zum vierzehnten Mal vergeben.

Der Schweizer Buchpreis wird unterstützt von der Emil & Rosa Richterich-Beck Stiftung, der Forlen Stiftung, dem Schweizer Bücherbon sowie rund 30 Partnerbuchhandlungen. Die Lesetour der Nominierten wird unterstützt von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.