Bergen-Enkheim

Marion Poschmann wird nächste Stadtschreiberin

30. Juni 2022
Redaktion Börsenblatt

Das Stadtschreiberhaus in Bergen bekommt eine neue Bewohnerin: Als 49. Amtsinhaberin tritt Marion Poschmann im September die Nachfolge von Dorothee Elmiger an. 

In der Jury-Begründung zur Wahl der neuen Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim, einem Stadtteil von Frankfurt am Main, heißt laut Mitteilung:

"Die Natur ist bei Marion Poschmann tonangebend – in ihren Gedichten genauso wie in der Prosa. Die Autorin sieht sich einer 'Naturlyrik' verpflichtet, die zwangsläufig auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen reagieren muss. In ihrem Essay Laubwerk hat Marion Poschmann ein literarisches Manifest zur Klimaveränderung geschrieben – voller Verve und voller Nachdenklichkeit."

Und weiter: "In ihren Romanen bestechen die poetischen Worterkundungen und das Schaffen neuer imaginärer Räume, und sie spielt auffallend gern melancholisch, skurril und lustbetont mit romantischen Motiven. So begibt sich in Die Kieferninseln ein eheflüchtiger Privatdozent und Bartforscher unvorbereitet nach Japan. Detailkundig, zugleich schimmernd ironisch wird die Reise durch ein hochtechnologisiertes Land auf den Spuren eines Haikudichters geschildert. Je näher der Protagonist der bedeutungsaufgeladenenen Insel mit den wettergeformten Kiefern kommt, umso facettenreicher wird die Geschichte, Konturen lösen sich auf – wie sie die Bewegungen der Schatten, der Wolken, des Himmels einfängt, zeigt die große poetische Kraft dieser Autorin."

Zur neuen Stadtschreiberin

Marion Poschmann, 1969 in Essen geboren, studierte Germanistik und Slawistik und lebt heute in Berlin. Von ihr sind bislang unter anderem vier Romane und fünf Gedichtbände erschienen, zuletzt der Essay "Laubwerk" (Verbrecher Verlag). Für diesen erhielt die vielfach ausgezeichnete 2021 den "Wortmeldungen-Literaturpreis".

Als 49. Amtsinhaberin tritt Poschmann die Nachfolge von Dorothee Elmiger an und wird für ein Jahr im Stadtschreiberhaus in Bergen wohnen und arbeiten können. Außer dem Wohnrecht erhält sie ein Preisgeld von 20.000 Euro, so die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim.

Schlüsselübergabe im September

Der Literaturpreis wird voraussichtlich am 2. September 2022 verliehen. Dorothee Elmiger wird eine Abschiedsrede halten und den Schlüssel für das Stadtschreiberhaus symbolisch an ihre Nachfolgerin übergeben, die sich mit einer Antrittsrede dem Publikum vorstellen wird.

Veranstalter des Stadtschreiberfestes sind die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim und der Ortsbeirat Bergen-Enkheim.

Zum Stadtschreiberamt

Das symbolische Amt des Stadtschreibers / der Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim wurde erstmals 1974 verliehen und ist seitdem von zahlreichen anderen Städten in Deutschland aufgegriffen worden. Der Preis wird von einer Jury vergeben, der Fachjuror:innen (darunter die derzeit amtierende Stadtschreiberin) sowie Juror:innen aus der Bergen-Enkheimer Bürgerschaft und die für Bergen-Enkheim zuständige Ortsvorsteherin angehören.

Namhafte Amtsinhaber:innen waren nach Wolfgang Koeppen u. a. Peter Härtling, Jurek Becker, Peter Bichsel, Eva Demski, Katja Lange-Müller, Robert Gernhardt, Herta Müller, Wilhelm Genazino, Peter Kurzeck, Peter Weber, Katharina Hacker, Ulrich Peltzer, Thomas Lehr, Marcel Beyer, Thomas Melle und Anja Kampmann.

Weitere Informationen zum Stadtschreiberpreis unter: https://frankfurt.de/themen/kultur/literatur/stadtschreiber-von-bergen-enkheim