Für "Vatermal"

Literaturpreis Ruhr für Necati Öziri

12. September 2024
Redaktion Börsenblatt

Necati Öziri wird für sein Romandebüt "Vatermal" (Claassen) mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. Miedya Mahmod erhält den Förderpreis. Jörg Hilbert bekommt den undotierten Ehrenpreis. 

Necati Öziri hat den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr für sein Romandebüt "Vatermal" gewonnen. RVR-Regionaldirektor Garreit Duin und Moderatorin Katty Salié gratulierten. 

In Necati Öziris Romandebüt "Vatermal" (Claassen9 schreibt der junge, todkranke Arda einen Brief an seinen Vater, den er nie kennengelernt hat. Das Buch erzähle die Geschichte einer Einwandererfamilie auf absolut mitreißende Weise, heißt es in der Begründung der Jury.

Hochliterarisch, aber gleichzeitig auch im Sound der Straße geschrieben, biete das Werk ein intensives Leseerlebnis. "Vatermal" sei ein Buch, in dem es um Alltagsrassismus geht, ohne dass das Wort Rassismus je explizit genannt werde. "Ein feministisches Buch, ohne dass die Begriffe Feminismus oder Patriarchat jemals fallen", so die Jury weiter. Und ohne dass der Ort oder das Ruhrgebiet jemals genannt werde, sei man als Bewohnerin oder Bewohner des Ruhrgebiets sofort dort. Fazit: "Ein Buch, das man in vielen Jahrzehnten noch lesen wird."

Deshalb erkennt die Jury Öziri den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr zu. 

Necati Öziri wurde 1988 in Datten geboren und hat Philosophie, Germanistik und Neue Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. In Berlin lebt, arbeitet und schreibt er, überwiegend fürs Theater. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung. Für "Vatermal" stand er auch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2023. 

Mit ihm beim Literaturpreis Ruhr nominiert waren außerdem Dietlind Falk ("No Regrets", Carl Hanser Verlag), Sarah Jäger ("Und die Welt, sie fliegt hoch", Rotfuchs) und Sina Scherzant ("Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne", Park x Ullstein) 

"Der Literaturpreis Ruhr ist Schaubild der erstklassigen und vielfältigen Literatur im und über das Ruhrgebiet. Die diesjährige Bestenliste ist auffallend jung. Die Autorinnen und Autoren sind alle noch nicht lange im Geschäft und ziehen schon jetzt jeden Lesenden mit ihren Texten in ihren Bann", sagte Garret Duin, Regionaldirektor des Regionalverbandes Ruhr, zur Auszeichnung. 

Miedya Mahmod erhält den Förderpreis. 

Förderpreis für Miedya Mahmod

Miedya Mahmod, die vor allem in der Poetry-Sla-Szene und vom letzten Bachmannwettbewerb bekannt ist, erhält für ihr Langgedicht "Hinter vorgehaltener Zunge schweigen wir oder Die Destinationale" den mit 5.000 dotierten Förderpreis. 

Mit Miedya Mahmod werde eine literarische Stimme ausgezeichnet, die nicht besser das Herz des Ruhrgebiets zum Ausdruck bringen könnte, sagt Jurymitglied Bozena Badura in ihrer Laudatio: "Gleichzeitig in vielen Sprachen verwurzelt, synchron multilingual, eine Stimme, die unter Einfluss vieler Kulturen zu sich selbst gefunden hat. Es ist eine literarische Stimme, die ebenso stark-laut wie verletzlich-leise wirkt, frisch, modern, zurückhaltend-selbstbewusst. Es ist eine literarische Stimme, deren unverwechselbarer, rhythmisch-melodischer Klang noch lange nachhallt."

Ehrenpreis für Jörg Hilbert

Ehrenpreis für Jörg Hilbert

Jörg Hilbert, Vater von "Ritter Rost", erhält für seine besonderen Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet, den undotierten Ehrenpreis. 

Felix Janosa, der unter anderem die Lieder zu den Ritter-Rost-Geschichten komponiert und schreibt, hebt hervor: "Jörgs große Gabe ist die kindliche Sicht auf Menschen und Dinge. Ein Teil seiner Persönlichkeit hat sich wahrscheinlich immer geweigert, erwachsen zu werden und ist im positivsten Sinne naiv: rotzfrech, mit starkem Selbstwert und mit einem scharfen Auge für alles, was schief, komisch und ungerecht in der Welt ist. Manchmal denke ich an Michael Ende, häufiger an Walter Moers, doch die Sprache mit ihren zahllosen Neuschöpfungen und Eigenheiten ist immer als echter Hilbert erkennbar."