Literaturpreis Ruhr

Lina Atfah für ihren Lyrikband ausgezeichnet

15. September 2023
Redaktion Börsenblatt

Lina Atfah erhält für ihren zweisprachigen Lyrikband „Grabtuch aus Schmetterlingen“ (Pendragon Verlag) den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr. Der Förderpreis geht an Julienne De Muirier.

Die Preisträgerin Lina Atfah (rechts) mit Brigitte Oleschinski und ihrem Mann Osman Yousufi, die Atfahs Werk nachgedichtet und ins Deutsche übersetzt haben.

Mit „Grabtuch aus Schmetterlingen“ (Pendragon Verlag) von Lina Atfah und dem Übersetzungsteam Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi erhält erstmals ein übersetztes Werk den Literaturpreis Ruhr.

„Lina Atfah erschafft mit ihren Gedichten eine Welt, die konkret und sinnlich, dabei gleichzeitig universell und doppelbödig ist. Witz, Kampfeslust, zarte Stille, schier unfassbares Leid und naive Weltverliebtheit – bei der Lektüre wird einem die ganze Bandbreite menschlicher Empfindungen geschenkt. Hier schafft es Eine, die tief denkt und fühlt, über Unsagbares zu sprechen. Ermöglicht hat dieses herausragende Leseerlebnis für deutschsprachige Leserinnen und Leser die kongeniale Übersetzungsarbeit von Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi“, so die Begründung der Jury.

"Wie eine besonders schöne Form der Hypnose“, wirkten die Gedichte von Lina Atfah, sagt Jurymitglied Murat Kayı in seiner Laudatio.

Lina Atfah wurde 1989 in Syrien geboren und studierte in Damaskus arabische Literatur. 2014 erhielt sie die Erlaubnis, das Land zu verlassen und kam nach Deutschland. 2019 wurde ihr erster Gedichtband auf Deutsch veröffentlicht: „Das Buch von der fehlenden Ankunft“, für das Lina Atfah 2020 im Rahmen der Frankfurter Buchmesse mit dem LiBeraturpreis ausgezeichnet wurde. „Grabtuch aus Schmetterlingen“ folgte 2022 und war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 nominiert. Seit 2014 lebt Lina Atfah in Wanne-Eickel

Brigitte Oleschinski studierte Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin und promovierte 1993 zum Doktor der Philosophie. Neben ihrer Tätigkeit als Zeithistorikerin veröffentlicht sie seit 1990 Gedichte und Essays, u. a. MENTAL HEAT CONTROL (Rowohlt, 1990), und GEISTERSTRÖMUNG (DuMont, 2004). Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1998 mit dem Peter-Huchel-Preis und 2004 mit dem Erich-Fried-Preis.

Osman Yousufi, geboren 1989 in Aleppo, studierte Physik in Damaskus. Für das Projekt „Weiter Schreiben“ hat er seine ersten arabischsprachigen Texte ins Deutsche übersetzt, so auch Gedichte von Lina Atfah.

Julienne de Muirier

Förderpreis für Julienne De Muirier:

Julienne De Muirier wird für ihre Erzählung „Nachtfahrt“, veröffentlicht auf der Website „Wortmeldungen“ der Crespo Foundation, mit dem mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis ausgezeichnet.

„Nachtfahrt“ nehme die Leserinnen und Leser mit auf eine literarische Reise durch eine Großstadt, durch ein Viertel, das gleichzeitig Heimat und Gefängnis ist. Dabei durchquere die Ich-Erzählerin nicht nur verschiedene Straßenzüge, sondern auch unterschiedliche Lebenswelten.

„Julienne De Muirier schreibt modern und zeitgemäß über Fragen der Herkunft und Identität, über Selbst- und Fremdbestimmung, über das Ungesagte und das, was gesagt werden muss“, so Sandra Da Vina und Krasten Strack in ihrer Laudatio.

De Muirier lebt in Dortmund und schreibt nach ihrem Studium an der Technischen Universität für Theater und Film.

Die Schwestern Semra Uzun-Önder und Fatma Uzun

Ehrenpreis für Literaturdistrikt

Den Ehrenpreis erhält das Festival Literaturdistrikt in Essen mit den Gründerinnen und Macherinnen Fatma Uzun und Semra Uzun-Önder.

„Literaturdistrikt (früher Literatürk) lenkt seit 18 Jahren die Aufmerksamkeit auf die ganze Vielfalt der Literatur in Deutschland, der Literatur in einer pluralen Gesellschaft. Das jährlich stattfindende Festival in Essen hat eine entscheidende Rolle dabei gespielt, die sogenannte ‚Gastarbeiterliteratur‘ zu einem gleichwertigen und wichtigen Bestandteil der deutschen Literaturlandschaft zu machen“, heißt es in der Jurybegründung.