"Engagiert, interessiert, elaboriert"

Kathrin Röggla erhält Böll-Preis

7. Juli 2023
von Börsenblatt

Die Autorin Kathrin Röggla wird mit dem Heinrich-Böll-Preis 2023 der Stadt Köln ausgezeichnet. "Eleganz und Präzision ihres Schreibens setzen Maßstäbe", urteilte die Jury.

Kathrin Röggla

Eine Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeisterin Henriette Reker entschied für Kathrin Röggla, teilt die Stadt Köln mit. Die Begründung der Jury lautet: "Kathrin Röggla ist eine Schriftstellerin, die mit drei Adjektiven beschrieben werden kann: engagiert, interessiert, elaboriert."

Seit die gebürtige Salzburgerin vor mehr als dreißig Jahren nach Berlin kam, sei sie zu einer der vielseitigsten deutschsprachigen Autorinnen geworden, die in Theater und Rundfunk sogar noch präsenter sei als in den Verlagsprogrammen großer und kleiner Häuser. "Allen ihren Texten gemeinsam ist neben deren stilistischer und formaler Brillanz das gesellschaftspolitische Engagement, das seinen Ausdruck nicht in Theorie, sondern in dokumentarisch-literarischer Beobachtung findet. Exemplarisch dafür sei ihre aktuelle Publikation 'Laufendes Verfahren' angeführt: ein Roman über den von Röggla über Jahre hinweg begleiteten NSU-Prozess. Seinen Schauplatz findet dieses Buch nicht unter Angeklagten, Anklägern oder Richtern, sondern auf der Zuschauertribüne, deren Publikum typisiert und zum Spiegelbild der unterschiedlichen Erwartungen an den Rechtsstaat wird. Rögglas Interesse an dem, was deutsche Gegenwart (auch Geistesgegenwart) erfordert und ausmacht, verbindet sie mit Heinrich Böll. Eleganz und Präzision ihres Schreibens setzen Maßstäbe."

Den mit 30.000 Euro dotierten Preis wird Röggla am Freitag, 1. Dezember 2023, um 18.30 Uhr im Historischen Rathaus der Stadt Köln entgegennehmen.

Der Jury gehörten neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dem Dezernenten für Kunst und Kultur, Stefan Charles, und der Direktorin der Kölner Stadtbibliothek, Dr. Hannelore Vogt, auch Vertreter:innen aus der Politik an sowie als Fachjuror:innen Marion Brasch, Professor Dr. Christof Hamann, Guy Helminger, Andreas Platthaus, Jackie Thomae und Ilija Trojanow.

Zum Preis

Im Gedenken an einen der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit und Literaturnobelpreisträger des Jahres 1972, den Kölner Autor Heinrich Böll (1917–1985), vergibt die Stadt Köln seit 1985 den nach ihm benannten Literaturpreis. Er ist mit 30.000 Euro dotiert und zeichnet herausragende literarische Leistungen aus dem deutschsprachigen Raum aus.

Bis 1992 wurde der Preis jährlich vergeben, danach alle zwei Jahre. Seit 2017 ist die Ehrung in der heutigen Preisgeldhöhe dotiert.