Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle hat am 23. Juni gemeinsam mit Bürgermeister Nico Ruhle und der Juryvorsitzenden Nadine Kreuzahler die Preisträgerin des diesjährigen Fontane-Literaturpreises präsentiert, wie die Fontanestadt Neuruppin mitteilt. Kulturministerin Manja Schüle sagte dabei: "'Johnny Ohneland' ist ein selbstbewusster Roman einer ostdeutschen Autorin: Judith Zander erzählt von einer Identitätssuche, die auch durchs geteilte Deutschland führt. Das Buch zieht einen tief hinein in die Erfahrungswelt eines sexuell nicht festgelegten Menschen – und thematisiert den DDR-Hintergrund der Hauptperson ohne die üblichen Klischees und Blaupausen."
Bürgermeister Nico Ruhle ergänzte: "Die verhandelten Fragen um Identitätsfindung, Heimat und Zugehörigkeit sind Gegenwartsfragen, die viele Menschen bewegen und damit in die Zukunft weisen und das ist es, was wir mit dem Preis unterstützen wollen."
Und Juryvorsitzende Nadine Kreuzahler erklärte: "Alle vier Bücher auf der Shortlist waren stark und konnten die Jury mit ihrer literarischen Kraft überzeugen, alle vier Autor*innen hätten den Fontane-Literaturpreis verdient. Am Ende war es eine knappe, aber mit vollster Überzeugung getroffene Entscheidung für Judith Zander und ihren Roman 'Johnny Ohneland'. Ihr Werk ist wie ein Berg, den es immer wieder neu zu besteigen gilt, und gleichzeitig auch wie ein Strom, der einen immer größeren Sog entwickelt und unwiderstehlich mit sich fortreißt. Ich kann mich nicht entziehen – und das ist es, was gute Literatur ausmacht. Auf dringende gesellschaftliche und doch sehr individuelle Fragen wie die Suche nach Identität und Zugehörigkeit und den Verlust von Heimat und Sicherheit findet Judith Zander ganz unverwechselbare Antworten mit Hilfe einer unbestechlichen Figur, die sich zwischen Geschlechtern und Grenzen bewegt. Wir gratulieren Judith Zander ganz herzlich und freuen uns darüber, ihre Arbeit und ihren weiteren Weg mit unserer Entscheidung ein wenig unterstützen zu dürfen."
"Über die Zuerkennung des Fontane-Literaturpreises freue ich mich außerordentlich", so Preisträgerin Judith Zander: "die Wertschätzung meines Romans 'Johnny Ohneland' macht mich gerade in dieser Zeit, in der es so viele Bücher nicht einfach haben, den Weg in die öffentliche Wahrnehmung zu finden, mehr als froh, und die großzügige Dotierung des Preises erleichtert mir das Leben und Schreiben erheblich. Ich hätte mir kaum einen besseren Preispaten als Theodor Fontane wünschen können, dessen scharfem, aber nie zynischem Blick fürs Detail bei Menschen und Dingen, für nur scheinbare Nebensächlichkeiten, ich mich sehr verbunden fühle."
"'Johnny Ohneland' strotzt vor literarischer Kraft und Intensität und ist ein Tagebau an aufgeworfenen Erinnerungen, ein Werk auch, das den Akt des Erzählens und des Sich-Erinnerns selbst nachfühlbar in Form gegossen hat", so die Jury-Begründung. In ihm seien lauter Schätze zu heben.
Die unabhängige Jury für den Fontane-Literaturpreis hatte zuvor eine Shortlist für den diesjährigen Preis beschlossen. Ausgewählt wurden dafür – neben Judith Zander – auch Olivia Wenzel mit "1000 Serpentinen Angst" (S. Fischer), Björn Stephan mit "Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau" (Galiani Berlin) sowie Anna Prizkau mit "Fast ein neues Leben" (Friedenauer Presse).