Ilon Wiklands außerordentliches Talent sei es, "Geschichten mit bildlicher Sprache zu erzählen", aus Worten "Helden aus Fleisch und Blut" und eine "einzigartige Welt" zu erschaffen, die wie eine "Bildermelodie" immer wieder gesungen werde, würdigte Laudator und Wikland-Experte Anton Pärn die Preisträgerin. Der geschäftsführende Direktor der Foundation of Haapsalu and Läänemaa Museums in Estland bezeichnete sie als "meine, deine, unsere Künstlerin" – das sei "die größte Anerkennung, die nur wenigen zuteilwird".
Besonders prominent sichtbar wurde Wiklands Kunst in der Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren. Was 1953 mit einer Probezeichnung für "Mio, mein Mio" begann, mündete in eine 40-jährige Arbeits- und Freundschaftsbeziehung, die für Text- wie Bildautorin ausschlaggebend werden sollte: Aus der kongenialen Verbindung von Wort und Bild entstanden äußerst erfolgreiche Bücher mit einer "Durchbruchskraft" bis hinter den Eisernen Vorhang. Die sehr enge Zusammenarbeit "der beiden Großen" mache es für Leser "manchmal unmöglich, sie voneinander zu trennen", sagte Pärn. Trotz des Altersunterschiedes von mehr als 22 Jahren verband sie viel: Beide schöpften ihre Werke aus einer glücklichen Kindheit, so Pärn – in großer Freiheit und Geborgenheit, mit Freunden, in der Natur, im sicheren sozialen Gefüge von Familie und Kleinstadt. Gemeinsam waren ihnen auch Erfahrungen aus dem Krieg und dem frühen Start in ein eigenständiges Leben. "Ich muss es schaffen", erinnert Pärn, oft von Wikland gehört zu haben.
Wikland wurde als moderne, eigenständige Frau porträtiert, mit durchaus verblüffenden Verbindungen in die Gegenwart: 1930 im estnischen Tartu geboren und bei ihren Großeltern in Haapsalu aufgewachsen, flüchtete sie als 14-Jährige vor der sowjetischen Besatzung und aus Angst vor Deportation auf dem letzten Motorboot über die Ostsee nach Schweden. Sie lebte fortan bei ihrer Tante in Stockholm und begann dort bereits ein Jahr später ihr Kunststudium. Im Anschluss suchte sie Arbeit als freiberufliche Illustratorin und bewältigte das Leben als berufstätige Mutter von vier Töchtern in weiten Teilen allein, während ihr Mann als Marineoffizier unterwegs war. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion 1989 wurde Ilon Wikland auch in ihrer Heimat bekannt. 2006 schenkte sie ihrer Heimatstadt Haapsalu mehr als 800 Illustrationen und gründete dort das Museum "Iloni Imedemaa" (dt. "Ilons Wunderland"), als Dank für ihre glücklichen Kindheitsjahre. Zu ihrem Spätwerk zählen biografische Kinderbücher, darunter "Die lange, lange Reise", in denen Wikland ihre Erinnerungen an das Glück in Haapsalu, aber auch den Schmerz des Abschieds und die Schrecken des Krieges und der Flucht verarbeitet hat. Zuletzt illustrierte sie 2014 das Buch "Peter und der Wolf": Dort drückte sie Sorge und Kritik an der russischen Krim-Annexion und dem Krieg in der Ostukraine aus, in dem sie den Jägern Gesichter von Stalin und Putin verlieh.