"Verteidigerin einer offenen demokratischen Gesellschaft"

Heinrich-Mann-Preis an Mely Kiyak

30. Januar 2025
Redaktion Börsenblatt

Die Schriftstellerin Mely Kiyak erhält den Heinrich-Mann-Preis 2025 für Essayistik der Akademie der Künste. Sie sei durch ihre Texte "zu einer wichtigen intellektuellen Stimme der deutschen Gesellschaft geworden", urteilte die Jury.

Mely Kiyak

In der Begründung der Jury, der Lena Gorelik, Kathrin Schmidt und Asmus Trautsch angehören, heißt es weiter: Mely Kiyak "widmet sich der gesellschaftspolitischen Diagnose ebenso wie der künstlerischen Auseinandersetzung, mit äußerst seltenem Sinn für absurd-schöne Komik. Mely Kiyak spielt mit der deutschen Sprache, ihren Tempi, Stilebenen und Ausdrucksdimensionen, während sie genau wahrnimmt und eingehend beschreibt. Ihre für Diskriminierung und Bigotterie sensible Kritik beschreibt und leuchtet aus, rechnet aber nicht auf oder behauptet Überlegenheit. Ambivalenzen werden erkennbar, ohne aufgelöst werden zu müssen. Mely Kiyaks Romane und Kolumnen zeichnen sich durch ein mitfühlendes, zuweilen zärtliches Interesse an anderen Menschen aus, auch an denjenigen, die aus anderen sozioökonomischen und kulturellen Ausgangslagen ihre Orientierung gewinnen."

Als Verteidigerin einer offenen demokratischen Gesellschaft schreibe sie die Tradition aufklärend-kritischer Essayistik im Sinne Heinrich Manns fort. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für Essayistik wird am 25. März 2025, zwei Tage vor dem Geburtstag Heinrich Manns, in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin verliehen. Die Preisträger:innen der letzten Jahre waren Lena Gorelik (2024), György Dalos (2023) und Lothar Müller (2022).

Zur Preisträgerin 2025:

Mely Kiyak lebt und arbeitet in Deutschland. 2005 schloss sie ihr Studium am Literaturinstitut Leipzig ab. Sie erhielt unter anderem den Theodor-Wolff-Preis (2012), den Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik (2021) sowie den BücherFrauen-Literaturpreis "Christine" (2022).

Veröffentlichungen (Auswahl): "Briefe an die Nation und andere Ungereimtheiten" (Fischer Tb., 2013), "Haltung. Ein Essay gegen das Lautsein" (Dudenverlag, 2018), "Frausein" (Hanser, 2020), "Werden Sie uns mit Flixbus deportieren?" (Hanser, 2022), "Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an" (S. Fischer, 2013/2023), "Dieser Garten: Die unglaublich fabelhaften Nonnen aus Fulda und ihre genialen Erfindungen" (Mikrotext, 2024). Aktuell: Neuausgabe mit Vor- und Nachwort zu Thomas Mann "Deutsche Hörer!" (S. Fischer, Januar 2025). Für Zeit Online schreibt sie die Serie "Gute Momente" und ist seit 2013 Theaterkolumnistin für das Maxim Gorki Theater.