Preis der Wuppertaler Literatur Biennale

Hauptpreis geht an Orhan Erdem

8. April 2024
Redaktion Börsenblatt

Orhan Erdem erhält den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis der Wuppertaler Literatur Biennale 2024 für seine Erzählung "Ein unser Dorf". Die beiden Förderpreise gehen an Lili Aschoff und Maria Marggraf. Für den literarischen Nachwuchspreis hatten sich 227 Autor:innen beworben. 

Orhan Erdem

Zum sechsten Mal verleiht die Stadt Wuppertal den von der Kunststiftung NRW gestifteten Preis der Wuppertaler Literatur Biennale: Den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis erhält Orhan Erdem für seine Erzählung "Ein unser Dorf". Die beiden mit 1.000 Euro dotierten Förderpreise gehen der Mitteilung zufolge an Lili Aschoff für "Ein Dachboden voller Genies" und Maria Marggraf für "Invasive Arten".

Für den Preis, mit dem der literarische Nachwuchs gefördert wird, hatten sich 227 Autor:innen unter 35 Jahren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum mit einem Text zum diesjährigen Biennale-Thema "Vom Verschwinden" beworben.

Aus der Begründung der Jury zum Hauptpreis für Orhan Erdems Text "Ein unser Dorf": "Erdem entwickelt eine verspielte aber klare Sprache für das kollektive Wir, das erzählt: Von den mittlerweile verlassenen, zwölftausend Jahren alten Kalksteinhöhlen, dem ehemaligen Schulgebäude, der komplizierten Beziehung der Dorfbewohner*innen zum Tigris, einem Fluss, der sie ihr Leben lang begleitet hat, der nun gestaut werden und ihre Häuser, ihr Dorf, ihre Geschichte überfluten wird. 'Ein unser Dorf' zeigt eindrücklich, wie fragil Natur und Kultur, wie Ökologie und menschliche Geschichte miteinander verwoben sind. Orhan Erdem findet poetische Bilder für ein politisches Schicksal, über das andernorts entschieden wird."Orhan Erdem (*1989), studiert Literarisches Schreiben am Literaturinstitut in Leipzig und Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In seinen Texten sucht er nach einer sprachlichen Gestaltung des Spannungsverhältnisses zwischen Kollektiv und Individualität, zwischen Flucht und Heimkommen. Orhan Erdem lebt in Berlin.

Maria Marggraf (l.) und Lili Aschoff

Zu den beiden Förderpreisträgerinnen:

Maria Marggraf (*1991) lebt in Basel. Produktionsleiterin des Lyrikfestivals Basel und literarische Stadtführerin. Sie arbeitet gerne gattungsübergreifend. U. a. entwickelte sie für die Zentrale für Umweltausstellungen das Insektenorakel und gestaltete einen lyrischen Ausstellungsrundgang im Forum Würth Arlesheim. 2022 erschien ihr Lyrikdebüt "am morgen der schildkrötenpanzer" (bübül Verlag).

Lili Aschoff (*1990) studierte Visuelle Kommunikation in Budapest. Sie arbeitet als Grafikdesignerin und Autorin, seit 2019 schreibt sie regelmäßig Buchbesprechungen für das Fresko Magazin. 2021 erschien "Das Leben ist hart. Benimmbuch für junge Leute" – ein ironischer Reiseführer durch die Welt der Jugend – im Klinkhardt & Biermann Verlag.

Zur Jury:

Der Jury gehören 2024 Luisa Banki (Literaturwissenschaftlerin), Annika Domainko (Schriftstellerin, Preisträgerin 2022), Gerold Theobalt (Dramaturg), Svenja Reiner (Literaturvermittlerin) und Halim Youssef (Schriftsteller) an.

Preisverleihung:

Die Preisverleihung ist immer einer der Höhepunkte der Wuppertaler Literatur Biennale, die traditionell mit einer Rede zum Biennale-Thema eröffnet wird. Diese wird in diesem Jahr von Lena Gorelik gehalten. Die Preisverleihung findet am Sonntag, 5. Mai 2024, um 11 Uhr im Kronleuchterfoyer des Opernhaus Wuppertal statt, die Veranstaltung wird moderiert von Şeyda Kurt.

Wuppertaler Literatur Biennale 2024: "Vom Verschwinden"

Die siebte Ausgabe der Wuppertaler Literatur Biennale wird vom 3. bis 11. Mai 2024 zum Thema "Vom Verschwinden" stattfinden.

Tier- und Pflanzenarten, Ressourcen, Lebensräume, Traditionen, Begriffe, ganze Sprachen, kollektive Identitäten, Zugehörigkeit, Erinnerungen. Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie verschwinden. Angesichts der Bedrohungen durch den sich verschärfenden Klimawandel, Kriege und anderer gesellschaftlicher Herausforderungen erscheint die uns bekannte Lebenswelt flüchtiger denn je.

Die Wuppertaler Literatur Biennale 2024 nimmt diese Thematik auf. Geschichten vom Verschwinden sind jedoch nicht durchweg nostalgisch geprägt: Gerade in der Literatur offenbart sich das Verschwinden oft als Metamorphose oder als einziger Ausweg aus einer Sackgasse und wird damit zum radikalen Kurswechsel, zum Aufbruch in etwas Neues. Der Blick zurück dient lediglich der Spurensuche, dem Verständnis der Gegenwart durch das Füllen von Leerstellen.

Veranstaltet wird die Wuppertaler Literatur Biennale vom Kulturbüro der Stadt Wuppertal. Das Programm entsteht in enger Abstimmung mit literarischen Akteurinnen und Akteuren aus Wuppertal, kuratiert wird es 2024 von Julia Wessel, Thorsten Krämer, Torsten Krug und Ruth Eising.