Zum sechsten Mal verleiht die Stadt Wuppertal den von der Kunststiftung NRW gestifteten Preis der Wuppertaler Literatur Biennale: Den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis erhält Orhan Erdem für seine Erzählung "Ein unser Dorf". Die beiden mit 1.000 Euro dotierten Förderpreise gehen der Mitteilung zufolge an Lili Aschoff für "Ein Dachboden voller Genies" und Maria Marggraf für "Invasive Arten".
Für den Preis, mit dem der literarische Nachwuchs gefördert wird, hatten sich 227 Autor:innen unter 35 Jahren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum mit einem Text zum diesjährigen Biennale-Thema "Vom Verschwinden" beworben.
Aus der Begründung der Jury zum Hauptpreis für Orhan Erdems Text "Ein unser Dorf": "Erdem entwickelt eine verspielte aber klare Sprache für das kollektive Wir, das erzählt: Von den mittlerweile verlassenen, zwölftausend Jahren alten Kalksteinhöhlen, dem ehemaligen Schulgebäude, der komplizierten Beziehung der Dorfbewohner*innen zum Tigris, einem Fluss, der sie ihr Leben lang begleitet hat, der nun gestaut werden und ihre Häuser, ihr Dorf, ihre Geschichte überfluten wird. 'Ein unser Dorf' zeigt eindrücklich, wie fragil Natur und Kultur, wie Ökologie und menschliche Geschichte miteinander verwoben sind. Orhan Erdem findet poetische Bilder für ein politisches Schicksal, über das andernorts entschieden wird."Orhan Erdem (*1989), studiert Literarisches Schreiben am Literaturinstitut in Leipzig und Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In seinen Texten sucht er nach einer sprachlichen Gestaltung des Spannungsverhältnisses zwischen Kollektiv und Individualität, zwischen Flucht und Heimkommen. Orhan Erdem lebt in Berlin.