Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur

Großer Preis an Illustrator Mehrdad Zaeri

7. September 2023
von Börsenblatt

Mehrdad Zaeri, einer der wichtigsten und einflussreichsten Illustratoren der Gegenwart, wird für sein vielseitiges kinderliterarisches Schaffen gewürdigt. Auch zwei Volkacher Taler werden vergeben.

Cover von "Das Mondmädchen", mit Illustration von Mehrdad Zaeri

Das teilte die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur mit Sitz in Volkach mit. Der mit 5.000 Euro dotierte Große Preis geht 2023 an den Illustrator Mehrdad Zaeri (Mannheim). Die Akademie Faber-Castell überreicht einen "perfekten" Bleistift.

Zaeri, 1970 im iranischen Isfahan geboren, zähle seit knapp zwei Jahrzehnten zu den vielseitigsten und produktivsten Illustratoren in Deutschland: Seine Illustrationen, für die er bereits vielfach ausgezeichnet wurde, finden sich in Kalendern, Aphorismen- und Anekdotenbänden ebenso wie in deutschen und arabischen Märchenbüchern, in Erzählungen für Kinder und phantastischen Romanen für Jugendliche und nicht zuletzt natürlich in zahlreichen Bilderbüchern.

Kaum weniger eindrucksvoll gestalte sich die Liste der Autorinnen und Autoren, mit denen Mehrdad Zaeri im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hat, darunter Cornelia Funke, Rafik Schami, Anja Tuckermann und nicht zuletzt mit Mehrnousch Zaeri-Esfahani, seiner jüngeren Schwester, die als Lyrikerin und Autorin in Erscheinung getreten ist. Ihre 2016 erschienenen autobiografischen Texte "Das Mondmädchen" sowie "33 Bogen und ein Teehaus", die sich beide mit Familien auf der Flucht aus dem Iran und dem Leben in der neuen Heimat Deutschland beschäftigen, hat Mehrdad Zaeri mit Illustrationen versehen, so dass hier im weitesten Sinne von zwei Doppelautobiografien zu sprechen sei.

Cover der illustrierten Schmuckausgabe von "Krabat" (Thienemann, 2023), mit Illustrationen von Mehrdad Zaeri

Illustriert habe Mehrdad Zaeri aber auch zahlreiche kinderliterarische Klassiker, darunter Märchenbücher der Brüder Grimm, die Neuauflage von Clara Asscher-Pinkhofs "Sternkinder" (2018) und zuletzt die viel beachtete Neuausgabe von Otfried Preußlers bekanntem Sagenroman "Krabat" (2023).

Mit seiner Tätigkeit als Illustrator, Künstler und Geschichtenerzähler erfülle sich Mehrdad Zaeri zugleich einen Lebenstraum, denn schon seit seiner Schulzeit wollte er unbedingt zeichnen und mit seinen Bildern zugleich Geschichten erzählen. Verwirklichen konnte er seine Pläne jedoch erst als junger Erwachsener, denn Mitte der 1980er-Jahre floh die Familie Zaeri aus dem Iran und gelangte über die Türkei und die DDR schließlich in die Bundesrepublik nach Heidelberg. Erst als Jugendlicher lernte Mehrdad Zaeri Deutsch und fasste nach seinem Abitur den Entschluss, Künstler zu werden. Wie viele Autoren und Illustratoren versucht auch Zaeri mit seinen Illustrationen alle Altersgruppen anzusprechen, wichtig sei ihm vor allem, so die Mitteilung weiter, dass seine Bilder Geschichten im Kopf der Betrachterinnen und Betrachter auslösen.

Nicht von ungefähr nenne er Friedrich Karl Wächter und Pablo Picasso als seine wichtigsten künstlerischen Vorbilder. Mit ihnen teilt er auch das gesellschaftliche Engagement, das aus vielen seiner Illustrationen spricht: Verfolgung, Flucht, Solidarität und Freiheit sind immer wiederkehrende Themen seiner Illustrationen. Es seien diese Themen, seine künstlerische Vielseitigkeit, aber auch seine enge Zusammenarbeit mit anderen Autorinnen und Autoren, die Mehrdad Zaeri zu einem der produktivsten und wichtigsten Illustratoren der Gegenwart haben werden lassen, so die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.

Volkacher Taler an Schleihagen und Herzog

Mit dem Volkacher Taler werden 2023 Barbara Schleihagen (Berlin) und Markwart Herzog (Irsee) ausgezeichnet.

Barbara Schleihagen zählt zu den Grandes Dames der Bibliothekswelt. Als Bundesgeschäftsführerin leitete sie von Dezember 2005 bis Mai 2023 den Deutschen Bibliotheksverband e. V. (dbv) mit über 2.000 Mitgliedsbibliotheken. Geboren 1960 in Lechenich, Nordrhein-Westfalen, war sie nach ihrem Studium des Bibliothekswesens in Köln und einem Master in "Management of Library and Information Services" der Universität Aberystwyth in Wales an verschiedenen Spezialbibliotheken und in der auswärtigen Kulturpolitik tätig. Von 1996 bis 2000 vertrat sie als Direktorin von EBLIDA, dem europäischen Dachverband für Bibliotheken mit Sitz in Den Haag, Niederlande, die Interessen der Bibliotheken bei der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament. Es folgten von 2000 bis 2003 das Amt der Generalsekretärin für die Organisation des Weltkongresses der International Association for Library Associations and Institutions (IFLA) 2003 in Berlin sowie von 2004 bis 2005 der Aufbau des Bereichs Internationale Kooperation beim Deutschen Bibliotheksverband im Rahmen des neu eingerichteten Kompetenznetzwerkes für Bibliotheken, ehe sie Bundesgeschäftsführerin des Verbandes wurde. Barbara Schleihagen war zudem Mitglied in zahlreichen internationalen Ausschüssen. Neben ihrem internationalen Engagement im Vorstand von IFLA und NAPLE, dem Zusammenschluss der für Öffentliche Bibliotheken zuständigen Regierungsstellen, vertrat sie den dbv im Arbeitskreis für Jugendliteratur und engagierte sie sich von 2013 bis 2023 im Vorstand der Stiftung Lesen.

Auch wenn Barbara Schleihagen ein herausragendes Beispiel für ein äußerst effizientes Networking sei, habe sie sich persönlich stets zu Gunsten der Vernetzung aller in der Leseförderung aktiven Branchenmitglieder zurückgenommen und auch die kleineren Bibliotheken in ihrer Arbeit mitgedacht. Sei es bei der Unterstützung des Programms "Lesestart" oder bei Förderprogrammen wie "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung", "Kultur in ländlichen Räumen" oder "Vor Ort für Alle". Bibliotheken im ländlichen Raum seien ihr ebenfalls ein zentrales Anliegen. Bei Schleihagen werde in sehr authentischer Weise spürbar, dass Bibliotheken essenzielle Bildungsplayer für eine gelingende Lesesozialisation bei allen Menschen sind.

Dr. Markwart Herzog zähle zu den "stillen", zugleich aber zu den effektivsten Arbeitern im Weinberg des Herrn, lobt die Akademie. Als Direktor leitet er seit 2009 die Schwabenakademie Irsee, für die er schon seit 1997 als wissenschaftlicher Bildungsreferent tätig war. Geboren 1958 in Heilbronn am Neckar, studierte er Philosophie, Theologie und Kommunikationswissenschaft an der Hochschule für Philosophie der Philosophischen Fakultät S. J. in München, arbeitete dort als wissenschaftlicher Assistent und von 1987 bis 1995 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fundamentaltheologie und Ökumene der Ludwig-Maximilians-Universität München, danach an der Stiftungsprofessur Evangelische Theologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort wurde er 1995 in Religionsphilosophie über die Deutungen der Höllenfahrt Jesu von der Frühen Neuzeit bis in die Strafrechtsphilosophie des Deutschen Idealismus promoviert. Sicherlich ein Anlass, neben dem Schwäbischen Kunstsommer, dem Musikfestival "Klang & Raum" oder dem Kunsthistorischen Forum Irsee auch Vortrags- und Tagungsreihen zu Sterben, Tod und Jenseitsglauben ins Programm der Akademie aufzunehmen. Auch in seinem umfangreichen Publikationsverzeichnis finden sich zahlreiche Veröffentlichungen zu thanatologischen Betrachtungen, wie auch zum Harry Potter-Universum, zu göttlichen Kindern und Unterweltfahrten in der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur.

Und da Markwart Herzog die Zusammenarbeit mit Partnereinrichtungen schätze, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine erste gemeinsame Konferenz zu "Sterben und Tod in der zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur" mit der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur initiiert wurde. Auch in seiner Vorliebe für sporthistorische Tagungen überschnitten sich die Arbeitsgebiete der beiden Akademien, so dass unter anderem eine Tagung zu "Fußball in der deutschen Kinder -und Jugendliteratur" sowie zahlreiche Lesungen an Schulen den freundschaftlichen "Lese-Kick" im Allgäu bekräftigten.

Seit fünf Jahren verbinde die beiden Akademien zudem die Auslobung des Josef Guggenmos-Preises für Kinderlyrik, der alle zwei Jahre in Irsee, dem Wohnort des schwäbischen Dichters Josef Guggenmos (Träger des Großen Preises der Akademie), verliehen wird. Dass der Preis in die Hallen der Schwabenakademie Einlass gefunden hat, sei insbesondere Markwart Herzog zu verdanken.

Preisverleihung

Der Festakt findet am Freitag, 17. November 2023, um 18 Uhr, im Volkacher Schelfenhaus, dem Sitz der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, statt. Die Einladung erfolgt aus Platzgründen persönlich.