Auszeichnungen

Gert Loschütz erhält Wilhelm-Raabe-Literaturpreis

28. September 2021
Redaktion Börsenblatt

Der mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm Raabe-Literaturpreis geht in diesem Jahr an Gert Loschütz für seinen Roman „Besichtigung eines Unglücks“.

In "Besichtigung eines Unglücks" (Schöffling & Co) rekonstruiert der Erzähler Thomas Vandersee eines der schwersten Zugunglücke Deutschlands. In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 1939, drei Monate nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, rasen zwei D-Züge in Genthin ineinander.

Dieses epochale Verhängnis rühre nicht nur kausal an die Umstände des beginnenden Krieges, sondern könne auch als eine Allegorie gelesen werden. "Auch wenn der spröde, immer faktenorientierte Erzählstil symbolische Lesarten an keiner Stelle fördert“, heißt es in der Begründung der Jury.

„Gerade die sachlich konkrete aktengenaue Manier dieser Romanprosa gibt dem Entsetzen eine angemessene Form, wie später auch der Tragik einer ergreifenden Liebesgeschichte, die in das besichtigte Unglück eingebettet ist. Alle technischen und dramaturgischen Mittel des Romans sind wiederum Teile eines epischen Diskurses über die prägende Macht des Zufalls und die Gleichzeitigkeit, große Geschichte prägend und das Leben und die Liebe einzelner Menschen.“

Die Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises bestand aus:

  • Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.)
  • Katrin Hillgruber (freie Literaturkritikerin)
  • Alexander Cammann (DIE ZEIT)
  • Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin)
  • Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig)
  • Michael Schmitt (3sat)
  • Julia Schöll (Germanistisches Institut, TU Braunschweig)
  • Katharina Teutsch (u.a. FAZ und ZEIT)
  • Hubert Winkels (Deutschlandfunk)

 

Der Preis wird jährlich von der Stadt Braunschweig und Deutschlandfunk für ein deutschsprachiges, erzählerisches Werk vergeben. Mit der Auszeichnung soll exemplarisch das bis zum Zeitpunkt der Preisverleihung publizierte literarische Schaffen gewürdigt werden. Das Preisbuch muss im laufenden Kalenderjahr der jeweils aktuellen Vergabe erschienen sein.

Die Preisverleihung an Gert Loschütz findet am 27. November um 20.05 Uhr im Deutschlandfunk statt.

Zuletzt wurde der Preis an Christine Wunnicke vergeben.