Der Hauptpreis geht an Frank P. Meyer für seinen Roman "Vom Ende der Bundeskegelbahn" (Conte), den Förderpreis erhält Caroline Wahl für "22 Bahnen" (DuMont). Nach 2009 wird in diesem Jahr auch wieder ein Sonderpreis vergeben. Er geht an Simone Grünewald und Klaus Puth für "Die Abenteuer des Simplicissimus. Grimmelshausen für Jugendliche und Junggebliebene" (Triga). Die Preisverleihung findet der Mitteilung zufolge am 12. Oktober 2023 in Gelnhausen statt.
Hinter dem auf den ersten Blick ein wenig schräg, fast dokumentarisch anmutenden Titel "Vom Ende der Bundeskegelbahn" verberge sich ein humoriger Globalisierungsroman über Freundschaft und Verrat, eine Dorfgemeinschaft und ihre Außenseiter, Klischees und Vorurteile. Frank P. Meyer stelle als Dreh- und Angelpunkt eine in die Jahre gekommene Kegelbahn ins Zentrum seiner aberwitzigen Dorf-Groteske, die im Hunsrück spielt. Dort hat der Chinese Wang Fei großes vor. Er kauft eine leerstehende Fabrikhalle und zwei gebrauchte Lieferwagen und will "Wangs Welthandel" zu einem blühenden Unternehmen machen. Diese Bemühungen gipfeln schließlich in dem tollkühnen Vorhaben, einen kompletten Weinberg aus dem Ruwertal in die chinesische Provinz Shandong zu versetzen. Seine Mitarbeiter rekrutiert Wang aus den Außenseitern des Dorfes, doch die Provinzler funktionieren leider nicht immer so typisch deutsch wie es sich der Jungunternehmer vorstellt. Auf der anderen Seite geraten auch die Lebensentwürfe der verschworenen Dorfgemeinschaft durch die Konfrontation mit dem Fremden gehörig durcheinander. Dabei bediene der Autor mit einem Augenzwinkern das eine oder andere Klischee: "Ich sag‘ nur: Der Chinese an sich…" Und einen Toten gebe es auch noch.
Die Jury begründet ihre Entscheidung für diesen Schelmenroman über die Globalisierung wie folgt: "Ein Chinese will im Hunsrück groß investieren und lernt, dass das Global Village vor allem ein Dorf ist. Das Buch changiert souverän zwischen Kriminalposse und Geschäftsgroteske, zwischen Weltenrausch und Heimatpsychogramm. Frank P. Meyer gelingt mit feinsinnigem Humor eine menschenfreundliche Innenansicht interkultureller Begegnungen. Die Provinz wird zur Chiffre einer unterschätzten Geborgenheit, die das Fremde in der Nähe zu würdigen weiß. Der Roman ist ein literarisch hochwertiges Plädoyer für Toleranz und Freundschaft über alle Grenzen hinweg. Die Kategorie der komödiantischen Ironie und reportagenhaften Verschrobenheit bekommt ein leichtes literarisches Gewand, doch Sprachmacht und Bedeutung dieses Buches wiegen wunderbar schwer."
Frank P. Meyer, Jahrgang 1962, schreibt Kolumnen, Erzählungen und Romane. Er studierte Anglistik, Germanistik und Niederländische Philologie in Trier und Oxford, danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Hildesheim (Promotion im Fach Anglistik). Heute ist er Leiter der Studienberatung an der Uni Trier. 2012 wurde Meyer zum Trierer Stadtschreiber gewählt. 2014 erhielt er den Saar-Hunsrück-Literaturpreis. Zwischen 2014 und 2018 sind seine Romane "Normal passiert da nichts", "Hammelzauber" und "Club der Romantiker" erschienen. "Vom Ende der Bundeskegelbahn" ist sein aktueller Roman, der 2022 im Conte-Verlag veröffentlicht wurde.