"Nacht der jungen Lyrik"

Ottensen feiert die Poesie

28. Juli 2021
Redaktion Börsenblatt

Gedichte haben gerade Konjunktur. Der Buchhandel berichtet von wachsendem Interesse an Versen. Ein Veranstalter-Trio in Hamburg-Ottensen will die junge Lyrik jetzt mit einem Wettbewerb fördern.

In dem für Kulturelles so empfänglichen Hamburger Stadtteil Ottensen entsteht gerade eine Initiative zur Förderung junger Lyrik. Ein Verbund dreier Veranstalter – der Buchhandlung Christiansen, dem ökumenischen Verein "Andere Zeiten" und der örtlichen evangelischen Christianskirche (auf deren Kirchhof Friedrich Gottlieb Klopstock begraben liegt) – lädt Lyrikerinnen und Lyriker, die nicht älter als 30 Jahre sind, zur Teilnahme an einer "Nacht der jungen Lyrik" ein. Das Poesiefest soll am 19. September stattfinden.

Buchhändlerin Nicole Christiansen hofft auf die Unterstützung möglichst vieler Verlage, die Lyrik im Programm haben, bei der Suche nach jungen Dichterinnen und Dichtern. "Es wäre schön, wenn die Verlage ihre eigenen Autorinnen und Autoren zur Teilnahme ermuntern können", sagt sie im Gespräch mit Börsenblatt online.

Die Veranstalter haben mit der Auswahl von 15 Teilnehmenden, die im September dann eines ihrer Gedichte vor Publikum vortragen können, eine dreiköpfige Jury beauftragt: Mirko Bonné, Giannina Wedde und Amelie Fechner. "Wir laden Dichtende ein, bis zu drei ihrer schönsten Gedichte zum Thema Nähe einzusenden", so Christiansen, die gemeinsam mit ihrem Mann schon in vierter Generation die Ottensener Buchhandlung führt.

"Wir werden mutiger beim Bestellen"

Über den offenbar gerade wachsenden Stellenwert von Lyrik freut sie sich und hat auch eine Erklärung dafür parat: Es könne ja sein, dass die Pandemie mit ihren erzwungenen Rückzügen viele Menschen dazu gebracht habe, sich auch einmal in ein stilleres, reflektierendes Verhältnis zur Welt zu setzen – und schon liegen Gedichte ganz nahe. Der weltweite Erfolg der Amerikanerin Amanda Gorman mit "The Hill We Climb" wird überdies der Aufmerksamkeit für die Gattung nicht abträglich gewesen sein. "Jedenfalls merken wir nicht nur an unseren Umsatzzahlen ein gesteigertes Interesse an Lyrik", erläutert Nicole Christiansen, "sondern auch an uns ganz persönlich: Wir werden mutiger beim Bestellen, wir kaufen mehr Lyrik ein, auch Unbekanntes, und die Kundschaft dankt es uns."

Die Kooperation zwischen Buchhandlung und Christianskirche hat sich schon oft bewährt. Über viele Jahre wurde ein Poetry Slam dort veranstaltet – jetzt also die nächste Poesie-Offensive. Auf Ottensen, das weiß Christiansen, ist dabei Verlass. "Aber ich bin sicher, so etwas würde auch an vielen anderen Orten auf Interesse stoßen." Und anzunehmen ist auch: Klopstock wäre wohl ganz einverstanden mit seiner Kirche.

Bewerbungen sind willkommen und bis zum 13. August an diese Adresse einzusenden: giering@anderezeiten.de