"Dichter sein auf eigenem Grund"
Am 5. November wurde Lutz Seiler mit dem Georg Büchner Preis, dem bedeutendsten deutschen Literaturpreis, in Darmstadt ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Lothar Müller.
Am 5. November wurde Lutz Seiler mit dem Georg Büchner Preis, dem bedeutendsten deutschen Literaturpreis, in Darmstadt ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Lothar Müller.
"Wer dem Jahrgang 1963 angehört, war schon erwachsen, aber noch jung, als 1989 die Mauer fiel. 26 Jahre, das ist das Alter, in dem man loslegen kann. Der Schriftsteller Lutz Seiler, dessen Bücher alle nach 1989/90 erschienen sind, hat das getan. Aber seinen eigenen Ton, den Reichtum seiner Sprache hat er gewonnen, indem er nicht nach vorne stürmte, sondern sich Zeit ließ mit dem Ankommen in der Gegenwart. Er ist ganz Auge und Ohr in dem, was er schreibt, nah am Körper und an den Sinnen. Aber der Momentaufnahme zieht er das Nachbild, dem Mitschnitt des O-Tons die Echokammer vor, das akustische Relief einer vergangenen Gegenwart. Die Gegenwart ist bei ihm auf das temporale Präsenz, die Jetztzeit nicht verengt, sondern umfasst die physische Präsenz, die leibhaftige Gegenwart", beschreibt Lothar Müller Lutz Seilers Schreiben in seiner Laudatio, die auf der Website der "Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung" in voller Länge zu lesen ist.
In seiner Dankesrede beschreibt Lutz Seiler sein Schreiben folgendermaßen: "Durch die Substanz der Herkunft zu lauschen bis auf jenen Grund, an dem die Stimme wurzelt, anhebt, wo das Anstimmen der Sprache beginnt, nur ein Ton, nur ein Wort und seine Melodie ... So ginge die Begründung meines Schreibens, und, ja, im Grunde ist das alles, was ich wirklich habe: eine Phantasie vom Hören, ein Daheim im Geräusch, ein Klang vom Anfang und seiner Musik, der ich folge, sei es im Vers oder im Satz – das ist schon die ganze Poetologie. Und auch ein Traum: Dichter zu sein auf eigenem Grund."
Auch die Dankesrede kann in voller Länger auf der Website der Deutschen Akademie nachgelesen werden.