Literaturpreis der Stadt Fulda

Debütant Kaleyta auserkoren

19. Februar 2021
Redaktion Börsenblatt

Timon Karl Kaleyta erhält für sein Erstlingswerk "Die Geschichte eines einfachen Mannes" den Literaturpreis der Stadt Fulda 2021. Die Auszeichnung wird jeweils an das beste Prosadebüt der Saison vergeben.

Coronabedingt fanden sich die Mitglieder der Jury diesmal nicht zur finalen Sitzung persönlich im Fuldaer Stadtschloss zusammen, sondern trafen ihre Wahl in einer digitalen Konferenz aus dem Homeoffice. Literaturkritikerin Insa Wilke, die Schriftsteller Frank Witzel und Jan Brandt, Autorin Verena Güntner und Literaturkritiker Christoph Schröder entschieden sich bei der Online-Sitzung, die von Silke Hartmann von der Frankfurter Agentur "Kulturperle" organisiert und moderiert wurde, für das Debüt von Timon Karl Kaleyta als bestes der Buchsaison 2020/21. Das teilte die Stadt Fulda mit.
 
In der Jury-Begründung heißt es, dass der Roman "Die Geschichte eines einfachen Mannes" durch den satirischen Blick auf den Zeitgeist und die gesellschaftlichen Verhältnisse seit dem Ende der Ära Kohl überzeuge: "Die Erzählung von einer heutigen Hans-im-Glück-Figur staffelt Kaleyta ausgehend von popliterarischen Traditionen durch Bezüge in die Tiefe des literarischen Raums: Schelmenroman und expressionistische Hybris spielen ebenso eine Rolle wie die Melancholie Joseph Roths und das Engagement neusachlicher Sozialkritiker. Ein erster Roman, der ohne zynisch zu werden aus den erzählerischen Konventionen der neuen Ernsthaftigkeit ausbricht."

Zum Inhalt des Buchs heißt es in der Mitteilung: In seinem Roman "geht es um den einzigen Sohn einer Arbeiterfamilie, der sich auf ganz besondere Weise vom Schicksal erwählt fühlt. Erst als Helmut Kohl 1998 die Wahl verliert, beginnt diese Zuversicht zu bröckeln. Wird alles schlechter? Nach dem Abitur macht sich die Hauptfigur euphorisch und besorgt zugleich auf eine Reise nach ganz oben, erlebt beinah mit seiner Band den großen Erfolg, beginnt fast eine steile akademische Karriere und findet ebenso fast in der Liebe sein Glück. Gleichzeitig tänzelt er bei allem ständig am Abgrund. Wird für ihn am Ende alles gut, wie der Erzähler glauben macht?"

Zur Person

Timon Karl Kaleyta (Jahrgang 1980) wuchs in Bochum auf, studierte in Bochum, Madrid und Düsseldorf Medienwissenschaften, Literatur und Soziologie und gehört zu den Gründern des Instituts für Zeitgenossenschaft IFZ. Mit seiner Band "Susanne Blech", für die er die Songtexte schreibt und als Sänger auf der Bühne steht, hat er bislang vier Alben veröffentlicht und viele Konzerten gespielt. Als Autor arbeitet er unter anderem als Kolumnist für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" und ist als Drehbuch- und Fernsehautor tätig.

Die Preisverleihung ist im Sommer geplant. Jury-Mitglied Insa Wilke wird die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger halten.
 

"Die Geschichte eines einfachen Mannes" erscheint am 6. April im Piper Verlag. 
 
Zum Preis

Der mit 10.000 Euro dotierte Literaturpreis der Stadt Fulda wird seit 2019 jährlich für das beste Prosadebüt der Saison vergeben.  

Erste Preisträgerin war 2019 Johanna Maxl mit ihrem Roman "Unser großes Album elektrischer Tage". 2020 ging die Auszeichnung zu gleichen Teilen an Nadine Schneider für "Drei Kilometer" und an Olivia Wenzel für "1000 Serpentinen Angst".