Alemannischer Literaturpreis 2020

Christoph Keller ausgezeichnet

25. Juni 2020
Redaktion Börsenblatt

Der Schweizer Schriftsteller Christoph Keller erhält für seinen Roman "Der Boden unter den Füßen" den mit 10.000 Euro dotierten Alemannischen Literaturpreis 2020.

Das teilte die Stadt  Waldshut-Tiengen mit, die den Preis vergibt. Der prämierte Roman "Der Boden unter den Füßen" ist 2019 im Limmat-Verlag erschienen. Die vierköpfige Fachjury würdigt damit die "sprachlich und kompositorisch meisterhafte Annäherung an die drängenden Fragen unserer Zeit", die dem Autor mit seinem Werk gelungen sei.
 
Zum Inhalt heißt es: "In 'Der Boden unter den Füßen' zweifelt der erfolgreiche Brückenbauer Lion am Sinn seines Tuns, als beim Einsturz seiner zuletzt fertiggestellten Konstruktion neun Menschen sterben. Er fordert ein Moratorium für neue Brückenbau-Projekte wie auch für die kapitalistische Wachstumslogik insgesamt, und zieht sich in seinen heimischen Garten zurück. In surrealistischen Szenen durchlebt Lion die Läuterung nach seinem persönlichen Weltuntergang traumwandlerisch als Metapher einer globalen Apokalypse im Sinne einer großen Entschleierung."
 
"Indem der Autor seinen Ich-Erzähler zu dieser radikalen Form der Schuldverarbeitung greifen lässt, nimmt er in prophetischer Weise den durch die Corona-Pandemie angestoßenen Diskurs über nachhaltiges Wirtschaften vorweg", urteilt die Jury. Das Buch sei "eine so fantastische wie facettenreiche Auseinandersetzung mit Schuld und Verantwortung".
 
Christoph Keller (56) ist in St. Gallen geboren und aufgewachsen. Der Autor zahlreicher preisgekrönter Romane lebte zeitweise in den USA, wo er auf Englisch publizierte, bevor er in seine Heimatstadt St. Gallen zurückkehrte.  

Der Festakt zur offiziellen Preisverleihung findet am 22. November in Waldshut-Tiengen statt.   

Zum Preis

Der Alemannische Literaturpreis, der alle drei Jahre verliehen wird, ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von der Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen, dem Medienhaus Südkurier und der Sparkasse Hochrhein gestiftet. Mit dem Preis wird die deutschsprachige Literatur – auch die des Dialekts – des alemannischen Sprachraums einschließlich Vorarlberg (Österreich), Deutschschweiz und Elsass (Frankreich) seit 1981 gefördert und ausgezeichnet. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Arno Geiger (2017), Thomas Hürlimann (2014) und Peter Stamm (2011).