"Begnadet für das Schräge"

Christine-Lavant-Preis für Ann Cotten

20. September 2024
von Börsenblatt

Der mit 15.000 Euro dotierte Christine-Lavant-Preis 2024 geht an die Schriftstellerin Ann Cotten. Ihre Gedichte, Erzählungen und Prosaminiaturen seien Einladungen zum kritischen Hinterfragen und zum offenen Mitdenken, urteilte die Jury.

In der Jury-Begründung heißt es: "Das Werk der 1982 in den USA geborenen, in Österreich aufgewachsenen und jetzt in Berlin und Wien lebenden Autorin Ann Cotten ist von Originalität, Selbstreflexion und konstruktivem Theoriebewusstsein geprägt." Cotten begann ihre literarische Karriere mit Poetry Slams und Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. Ihr erster Gedichtband "Fremdwörterbuchsonette" erschien 2007 bei Suhrkamp. Ihr vielfältiges Werk umfasse neben Übersetzungen so Unterschiedliches wie das Versepos "Verbannt!" von 2016, Erzählungen, gesammelt unter anderem in den Bänden "Der schaudernde Fächer" (2013) und "Lyophilia" (2019), Essays und poetologische Texte. Cotten überschreite Sprach- und Genregrenzen, auch zur bildenden Kunst und zur Philosophie, zumeist leichtfüßig und begnadet für das Schräge. "Ihre Gedichte, Erzählungen und Prosaminiaturen sind Einladungen zum kritischen Hinterfragen und zum offenen Mitdenken, gleichzeitig aktuell und überzeitlich", so die Jury.

Preisverleihung findet am 6. Oktober, um 11 Uhr im RadioKulturhaus Wien mit Verena Altenberger, Martin Kušej, Tobias Meissl und Robert Unterköfler statt.

Zur Preisträgerin:

Ann Cotten, geboren in Iowa in den USA, kam als 5-Jährige mit ihrer Familie nach Wien. An der Wiener Universität begann sie ein Studium der Deutschen Philologie, das sie mit einer Arbeit über "Konkrete Poesie" abschloss (Klever Verlag 2008). Studien führte sie aber auch nach Hawai und Berlin. Ihre ersten literarischen Auftritte hatte Cotten bei Poetry Slams und es folgten erste Veröffentlichungen von Gedichten und Prosatexten in Literaturzeitschriften und Anthologien. 2007 begann ihre Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag, die bis heute andauert. Zuletzt erschien 2023 "Die Anleitungen der Vorfahren".

Sie ist eine zweisprachige Schriftstellerin, schreibt und publiziert auch auf Englisch ("Lather in Heaven" sowie "I, Coleoptile"). Diese Zweisprachigkeit macht sie zu einer anerkannten Übersetzerin aus dem Englischen und neuerdings aus dem Japanischen.

Ann Cotten wurde bereits vielfach ausgezeichnet. 

Zum Christine-Lavant-Preis

Der mit 15.000 Euro dotierte Preis für Lyrik und Prosa würdigt Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die in ihrem literarischen Schaffen – so wie Christine Lavant – einen hohen ästhetischen Anspruch mit humaner Haltung und gesellschaftskritischem Blick vereinen.

2024 wird die Auszeichnung zum 9. Mal vergeben. Die bisherigen Preisträger und Preisträgerinnen waren Kathrin Schmidt, Bodo Hell, Claus Merz, Angela Krauß, Judith Schalansky, Maja Haderlap, Alois Hotschnig und Yevgeniy Breyger.