Böll-Preis an Lyriker José F. A. Oliver
Der Heinrich-Böll-Preis 2021 der Stadt Köln geht an den Lyriker und Essayisten José F. A. Oliver. Die Jury lobte "die Sprachmagie seiner Verse sowie seiner Prosa".
Der Heinrich-Böll-Preis 2021 der Stadt Köln geht an den Lyriker und Essayisten José F. A. Oliver. Die Jury lobte "die Sprachmagie seiner Verse sowie seiner Prosa".
Das teilte die Stadt Köln mit. Der Schriftsteller Guy Helminger begründet die Wahl stellvertretend für die Jury wie folgt: "José F. A. Oliver gehört zu den herausragenden Lyrikern und Essayisten unserer Zeit. Die Sprachmagie seiner Verse sowie seiner Prosa, die ein Alphabet aus Aufbruch und Ankunft deklinieren, sind von analytischer Prägnanz, fein durchdacht und dabei von haptischer Lebenslust durchzogen."
1961 im Schwarzwald geboren, thematisiere José F. A. Oliver in seinen Büchern immer wieder das Nomadische der Heimat, indem er auf seine andalusische Herkunft rekurriere und so fremde Kulturräume begehbar mache, so Helminger in seiner Jurybegründung. Die sprachliche Nachbarschaft des Deutschen und Spanischen, des Andalusischen und Alemannischen, die in seinem Werk zu finden sei, vollziehe bei aller lokaler Verortung im Schwarzwald oder in Andalusien den Schritt ins Universale. Das aufklärerische Moment, das so zutage trete, die Auseinandersetzung mit Migration, mit Fragen der Integration, mit der Sprache als trennendem und verbindendem Element, stehe unverkennbar in der Tradition des Denkens Heinrich Bölls.
Helminger weiter: "José F. A. Oliver begreift Lyrik als Seinsform und damit Literatur als grundlegend für die Existenz, weil sie es bei aller erzählerischer Stringenz ermöglicht, die poetische Vieldeutigkeit aufrecht zu erhalten und so das Nebeneinander von Sichtweisen bejaht. Von seinen Gedichtbänden 'nachtrandspuren', 'unterschlupf' oder auch 'wundgewähr' über die Essaybände 'Mein andalusisches Schwarzwalddorf' und 'Fremdenzimmer' bis hin zu seinen didaktischen Anleitungen für das lyrische Schreiben im Unterricht geht ein musikalisches Plädoyer für Toleranz aus jenseits nationaler Identität. Diese Dichtung und Essayistik offenbaren Witz und Schönheit, den verschmitzten Ernst einer spielerischen Neugestaltung von Welt und damit von Zukunft. Selten war Literatur systemrelevanter."
José F. A. Oliver wird den mit 30.000 Euro dotierten Preis am Freitag, 26. November 2021, 18.30 Uhr, im Historischen Rathaus der Stadt Köln entgegennehmen.
An der Jurysitzung am 21. Mai nahmen neben Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, Vertreter*innen aus Politik, Stadtverwaltung und als Fachjuror*innen Prof. Dr. Christof Hamann, Guy Helminger, Andreas Platthaus, Jackie Thomae und Ilija Trojanow teil.
Die Stadt Köln vergibt den den städtischen Literaturpreis seit 1980. Im Gedenken an einen der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit und Literaturnobelpreisträger des Jahres 1972, den Kölner Autoren Heinrich Böll (1917–1985), wird er seit 1985 nach ihm benannt. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert und zeichnet herausragende literarische Leistungen aus dem deutschsprachigen Raum aus.
Bis 1992 wurde der Preis jährlich vergeben, danach alle zwei Jahre und seit 2017 ist die Ehrung in der heutigen Preisgeldhöhe dotiert.
Bisherige Preisträger*innen:
Hans Mayer (1980), Peter Weiß (1981), Wolfdietrich Schnurre (1982), Uwe Johnson (1983), Helmut Heißenbüttel (1984), Hans-Magnus Enzensberger (1985), Elfriede Jelinek (1986), Ludwig Harig (1987), Dieter Wellershoff (1988), Brigitte Kronauer (1989), Günter de Bruyn (1990), Rainald Goetz (1991), Hans Joachim Schädlich (1992), Alexander Kluge (1993), Jürgen Becker (1995), W.G. Sebald (1997), Gerhard Meier (1999), Marcel Beyer (2001), Anne Duden (2003), Ralf Rothmann (2005), Christoph Ransmayr (2007), Uwe Timm (2009), Ulrich Peltzer (2011), Eva Menasse (2013), Herta Müller (2015), Ilija Trojanow (2017) und Juli Zeh (2019).