Der Literatur- und Übersetzerpreis geht an Stepanova und Radetzkaja für den Roman "Nach dem Gedächtnis", der in deutscher Übersetzung 2018 im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Der seit 2002 vergebene und mit 20.000 Euro dotierte Preis geht je zur Hälfte an die Autorin und ihre Übersetzerin.
Der Roman sei eine Spurensuche, ein "Metaroman" der Recherche nach der weitverzweigten russisch-jüdischen Familie der Autorin, er verbinde Reiseberichte und Erinnerungen, bringe Fundstücke aus der "Bibliothek einer anderen, visuellen Kultur" zusammen mit theoretischen Versuchen über Trauma und Gedächtnis, so die Jury in ihrer Begründung. "Eine große essayistische Erzählung über ein Jahrhundert der Gewalt ist dabei entstanden, ein Spiegel der Zeit, der auf Dialog mit der Leserin, dem Leser von heute, einer Epoche 'nach dem Gedächtnis' angelegt ist." Die Berliner Übersetzerin Olga Radetzkaja, von Beginn an in das Werden des Buches einbezogen, habe "mit Bravour das reiche Repertoire an literarischen Tönen und Gangarten des Romans nachgebildet, den Gedankenströmen und Sätzen der Autorin Elastizität und Klang im Deutschen verliehen und damit das große Ganze in Schwingung versetzt".