Der neue Preis soll eine öffentliche Debatte über die staatlichen Kulturfördermaßnahmen im Verlagsbereich anstoßen. „Bislang hat nicht einmal die Hälfte der Verlage, die sich beworben haben, von der Subvention profitiert, während gleichzeitig etwa 60 Verlage den Preis schon zwei- oder dreimal bekommen haben.“
Die Kriterien für die Vergabe des Deutschen Verlagspreises empfindet Gunnar Schedel als völlig intransparent, das Ergebnis erscheine willkürlich. Die staatliche Förderung schütze die verlegerische Vielfalt nicht, sondern gefährde sie.
Schedel rechnet vor: „Das bestehende System ist selektiv. Von den in den letzten vier Jahren verliehenen 12 Hauptpreisen (je 60.000 Euro) und 240 Trostpreisen (erst je 15.000, mittlerweile 24.000 Euro) profitierten bislang nur 157 Verlage – das ist nicht einmal die Hälfte der Verlage, die sich für die Zuwendung beworben hatten; andererseits haben 17 Verlage den Preis bereits dreimal erhalten. Es ist offensichtlich, dass hier staatlicherseits unter den Verlagen eine ‚Zweiklassengesellschaft‘ etabliert wird: Es gibt die Verlage, die sich auf regelmäßige Subventionen verlassen können, und die Verlage, die den Preis nie oder nur einmal in zehn Jahren verliehen bekommen. Da die Jury zwischendurch neu besetzt wurde, liegt das Problem nicht auf persönlicher Ebene; der Vergabemodus ist korrupt und muss deshalb geändert werden.“
Die Folgen seien leicht ausrechenbar. Ein Verlag, der den Preis viel öfter bekommt, habe größere finanzielle Möglichkeiten, die sich positiv auf das Programm, technische Innovationen oder die Öffentlichkeitsarbeit ausrichten würden. „Da wir von Unternehmen sprechen, die in der Regel einen Umsatz haben, der sehr deutlich unter der Bewerbungsobergrenze von drei Millionen Euro liegt, ergeben sich aus dieser Subventionspraxis völlig ungleiche Handlungsmöglichkeiten“, so Schedel.
„Es ist absehbar, dass noch in diesem Jahrzehnt die Mehrheit der Verlage, die sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze vorhält und keine Förderung erhält, verschwinden werden“, so der Verleger in seiner Preisausschreibung weiter. „Für die Bundesregierung wäre das sogar von Vorteil: Wenn sich die Anzahl der potentiell anspruchsberechtigten Verlage auf diese Weise reduziert, wachsen die Aussichten, zu einem späteren Zeitpunkt durch die Einführung einer regulären Förderung die verbliebenen Verlage langfristig zu stabilisieren (denn die Fördermittel für diese Form von Kultur sind begrenzt). Die kulturelle Vielfalt fördert eine derartige staatliche Kulturpolitik allerdings nicht. Sie reproduziert lediglich den Geschmack bzw. das Kulturverständnis jener Kreise, aus denen die Mitglieder einer Kulturpreisjury in der Regel ausgewählt werden.“
Der Alibri Verlag fordert deshalb weiterhin, den Deutschen Verlagspreis in seiner jetzigen Form abzuschaffen.
Dass der mit 1000 Euro dotierte Jakob Schabeltz-Preis die Probleme kleiner Verlage nicht lösen könne und die Folgen der „willkürlichen Vergabe“ des Deutschen Verlagspreises nicht lindern könne, sei ihm bewusst.