Alemannischer Literaturpreis für Julia Weber
Die Schweizer Schriftstellerin Julia Weber wird für ihren Roman "Die Vermengung" mit dem Alemannischen Literaturpreis 2024 der Stadt Waldshut-Tiengen ausgezeichnet.
Die Schweizer Schriftstellerin Julia Weber wird für ihren Roman "Die Vermengung" mit dem Alemannischen Literaturpreis 2024 der Stadt Waldshut-Tiengen ausgezeichnet.
Julia Webers Roman "Die Vermengung", ihr zweiter, ist 2022 im Limmat Verlag erschienen. Die vierköpfige Fachjury würdige damit "ein Kunststück der Einfühlung", das "überzeugend in der Form, so poetisch wie genau in der Sprache" sei, teilt die Stadt Waldshut-Tiengen mit. Der Titel des Romans sei Programm und poetologisches Prinzip zugleich: "Tatsächlich arbeitete die Autorin gerade an ihrem zweiten Roman, als sie entdeckte, dass sie wieder schwanger ist. Ein zweites Kind? Wie wird ihr Leben sein, wie kann es gelingen, das Leben zu viert mitsamt ihrer Kunst? In der Angst, dass das Leben und seine Forderungen ihre Kunst auffressen könnten, beginnt Julia Weber schreibend ein Gespräch mit ihren Romanfiguren. In der buchstäblichen Vermengung von Kunst und Leben, Welt und Sprache, entsteht ein Schreiben, das zugleich seine Bedingungen reflektiert und offenlegt."
Die Montage verschiedener Textsorten – Beobachtungen, Dialoge, Briefe, essayistische Einschübe, Lektürenotizen und Versatzstücke jenes aufgegebenen Romans – führe spielerisch vor, wie Erfahrenes, Erlebtes, Gedachtes sich verselbstständigt, in Literatur verwandelt. "Die Kunst ist ein Gewächs, eine Flechte, die über alles drüberwächst", sage die Ich-Erzählerin Julia, die unverkennbar angelehnt sei an ihre gleichnamige Erfinderin. Themen, Szenen, Motive aus den scheinbar realistisch verankerten Passagen finden sich verdichtet, verschoben, gespiegelt in den Romanfragmenten wieder. "Wie bei einer Mehrfachbelichtung erscheinen sie in anderen Farben und Tönen, öffnen einen vielschichtigen, vielstimmigen Raum." Einen Raum, der die Leserin und den Leser einlade, der Suchbewegung des Textes zu folgen, Schichten familiärer und sozialer Prägung abzutragen, tradierte Vorstellungen von Geschlechterrollen und Mutterschaft, von Partnerschaft und Sexualität zu hinterfragen.
Julia Weber, 1983 in Moshi (Tansania) geboren, zog 1985 mit ihrer Familie nach Zürich, wo sie auch heute wieder lebt und arbeitet. Sie studierte literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel/Bienne. Im Jahr 2017 legte sie ihr literarisches Debüt "Immer ist alles schön" (Limmat) vor, das mehrere Preise erhielt.
Der Festakt zur offiziellen Preisverleihung findet am Freitag, 26. April 2024, in Waldshut-Tiengen statt.
Der Alemannischen Literaturpreis, der alle drei Jahre verliehen wird, ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von der Stadt Waldshut-Tiengen, dem Medienhaus Südkurier und der Sparkasse Hochrhein gestiftet. Mit dem Preis wird die deutschsprachige Literatur – auch die des Dialekts – des alemannischen Sprachraums einschließlich Vorarlberg (Österreich), Deutschschweiz und Elsass (Frankreich) seit 1981 gefördert und ausgezeichnet.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Christoph Keller (2020), Arno Geiger (2017) und Thomas Hürlimann (2014).