Pseudonym "Pascal Mercier"

Peter Bieri ist tot

4. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Der Schweizer Philosoph und Autor Peter Bieri ist am 27. Juni im Alter von 79 Jahren gestorben. Er veröffentlichte Bestseller wie "Nachtzug nach Lissabon" und "Das Gewicht der Worte".

Peter Bieri alias Pascal Mercier

"Seine Bücher bleiben"

Das teilte der Hanser Verlag mit. Zur Todesursache wurden keine Informationen bekannt.

„Wir verlieren einen großen Denker und Romancier. Peter Bieri hat in eigenem Namen und unter seinem nom de plume ein Leben lang gezeigt, wie sich Gedanken und Geschichten gegenseitig beflügeln: Der Philosoph hat vom Erzähler gelernt – und umgekehrt bringen seine Romane die großen Menschheitsfragen zum Leben. Seine Bücher bleiben. Wir sind ihm dankbar dafür“, so Jo Lendle, Verleger des Verstorbenen.

Peter Bieri wurde am 23. Juni 1944 in Bern geboren. Nach der Matura studierte er Philosophie, Klassische Philologie, Indologie und Anglistik in London und Heidelberg. Dort wurde er promoviert (1971) und habilitiert (1981).

Forschungsaufenthalte führten ihn nach Berkeley und Harvard. Nach Stationen in Bielefeld und Marburg wurde er 1993 an die Freie Universität Berlin auf den Lehrstuhl von Ernst Tugendhat berufen, den er bis 2007 innehatte. Seine akademischen Arbeiten beschäftigen sich mit der Philosophie des Geistes, der Erkenntnis und der Sprache.

Für den Roman Perlmanns Schweigen (1995) erfand Peter Bieri das Pseudonym Pascal Mercier, das er 1998 mit dem Erscheinen seines zweiten Romans Der Klavierstimmer lüftete. Die Romane sind thematisch eng mit der philosophischen Arbeit Peter Bieris verflochten. Das literarische Schreiben Merciers setzt dort ein, wo das philosophische Schreiben Peter Bieris an Grenzen stößt – und umgekehrt. Entsprechend erschien das nächste Buch, Das Handwerk der Freiheit (2001), wieder unter dem Namen Peter Bieri. Es entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem philosophischen Bestseller, der auch in andere Sprachen übersetzt wurde.

Es folgte 2004 der Roman Nachtzug nach Lissabon, mit dem Pascal Mercier der Durchbruch zum internationalen Beststellerautor gelang. Das Buch wurde millionenfach verkauft, die Übersetzungsrechte sind in mehr als 40 Sprachen weltweit vergeben. Die Verfilmung unter der Regie von Bille August kam 2013 ins deutsche Kino.

2007 erschien die Novelle Lea, 2013 wieder unter dem Namen Peter Bieri Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde, 2014 mit dem Tractatus Essaypreis des Philosophicum Lech ausgezeichnet.

Sein letzter Roman bleibt Das Gewicht der Worte, der 2020 wiederum zum großen Bestseller avancierte. 

Lektor Tobias Heyl sagte: „Philosoph und Romancier, ein sprachgewaltiger Autor, der in vielen Sprachen zuhause war: Peter Bieri nahm das Schreiben und das Lesen auf eine Art und Weise ernst, die manche Menschen verwunderte. Er hat an die besondere Kraft der Bücher geglaubt. Dass ich ihn fast 25 Jahre als Lektor begleiten durfte und viele Gespräche mit ihm führen konnte, erscheint mir nun als besonderes Glück.“