Deutscher Fachmedienindex 2023/24

Nach der Krise ist vor der Krise

26. Juni 2024
von Börsenblatt

Der aktuelle "Deutsche Fachmedienindex 2023/24", der auf einer Befragung von 172 Geschäftsführer:innen, Vorständen und Geschäftsführenden Gesellschaftern deutscher Fachmedienunternehmen basiert, zeigt: die aktuelle Lage im Fachmedienmarkt ist zunehmend angespannt. 

Aus dem neuen "Deutschen Fachmedienindex 2023/24" geht hervor, dass die aktuelle Lage der deutschen Fachmedienunternehmen alles andere als rosig ist. Das ergab eine anonyme Umfrage, die das Beratungsunternehmen OPL Partners Ende 2023 zum zweiten Mal unter 172 Geschäftsführer:innen, Vorständen und geschäftsführenden Gesellschaftern deutscher Fachmedienunternehmen, die zusammen für rund 3 Milliarden Euro Umsatz stehen, durchführte:

Im Branchendurchschnitt stagnierten die Umsätze in 2023, selbst online konnten die Wachstumsraten der letzten Jahre nicht mehr erreicht werden. Jahresüberschüsse und Mitarbeiter:innenzahlen gingen zurück. Für 2024 plant die Branche nur sehr vorsichtige Wachstumsraten. Noch sei fraglich, ob diese überhaupt erreicht werden können, nachdem bereits die geplanten Wachstumsraten für 2023 klar verfehlt worden seien. Dies zeigt sich auch in der Prognose von Unternehmer:innen in Bezug auf ihr Unternehmen: Immer mehr von ihnen schätzen die Lage ihres Unternehmens, der Fachmedienbranche und der deutschen Wirtschaft als Ganzes als "schlechter" oder "viel schlechter" als im Vorjahr ein. 

Nahezu alle wesentlichen wirtschaftlichen Indikatoren – Umsatz, Online-Umsatz, Ergebnis, Investitionen, Eigenkapital, Mitarbeiter:innenzahlen – zeigten noch in 2022 bei den befragten Unternehmen im Durchschnitt moderate Wachstumsraten, ähnliche Wachstumsraten wurden für 2023 erwartet. Erreicht wurden diese Wachstumsraten bei weitem nicht: In 2023 verzeichnete die Branche nur minimale Zuwächse bei Umsätzen und Online-Umsätzen, die Jahresüberschüsse und die Mitarbeiterzahlen waren sogar rückläufig, die Investitionen gedrosselt, nur die Eigenkapitalsituation war in 2023 noch relativ stabil. Wichtig ist hier der Hinweis, dass diese Zahlen den Branchendurchschnitt wiedergeben. Auch 2023 gab es noch einige Out-Performer mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten und positiven Zukunftsprognosen; ihre Zahl nimmt allerdings im Vergleich zu 2022 rapide ab, während die Zahl der Unternehmen in einer schwierigeren wirtschaftlichen Lage und mit pessimistischen Zukunftsprognosen deutlich steigt.

Für das Jahr 2024 erwarten die Befragten eine Stagnation beim Umsatz und nur noch moderate bis minimale Zuwächse bei Online-Umsätzen, Jahresüberschüssen und Investitionen, die sehr deutlich unter den in 2022 tatsächlich erreichten Steigerungsraten liegen. Bei den Mitarbeiterzahlen ist ein weiterer Rückgang geplant. War die Stimmung in der Branche im "Nachkrisen-Erholungsjahr" 2022 noch relativ gut, so beschrieben immer mehr Top-Manager:innen die wirtschaftliche Lage des eigenen Unternehmens, der Branche und der gesamtdeutschen Wirtschaft in 2023 als deutlich schlechter als im Vorjahr. In 2022 berichteten 67 % der Befragten, die Lage ihres Unternehmens sei „besser“ oder „viel besser“ als im Vorjahr, in 2023 waren es nur noch rund 37 %, für 2024 erwarten etwa 40 % eine Verbesserung.

Noch pessimistischer ist die Einschätzung der Lage der deutschen Wirtschaft: Sahen in 2022 hier noch ca. 26 % eine Verbesserung im Gegensatz zum Vorjahr, so waren es Ende 2023 nur noch 6 % der Befragten, ebenso viele erwarten dies für 2024. Aus diesen Einschätzungen errechnet sich der Deutsche Fachmedienindex. In 2022 konnte er 10,8 Indexpunkte gegenüber 2021 zulegen, was bedeutet, dass sich die Gesamtsituation der deutschen Fachmedien in 2022 im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert hatte. Für 2023 erwarteten die befragten Manager:innen Ende 2022 eine Eintrübung, die sich in einem Absacken des prognostizierten Indexwerts um 12,2 Indexpunkte auf 98,7 widerspiegelt. Befragt nach der tatsächlichen Ist-Situation Ende 2023 fällt der Fachmedienindex noch stärker ab, nämlich auf 81,7 Punkte. Das bedeutet, aus Sicht der Fachmedienmanager ist das Jahr 2023 tatsächlich deutlich schlechter gelaufen als Ende 2022 erwartet. Für 2024 haben die Befragten Ende 2023 ein weiters Absacken des Index auf 52,6 Punkte prognostiziert. Differenziert nach Teil-Marktsegmenten haben die Anbieter von Fachinformationen und Fachzeitschriften für 2024 die schlechtesten Erwartungen, bei denen dreht der Index mit -46,6 Punkten sogar ins Negative. Differenziert nach Unternehmensgrößen sind die mittelgroßen Unternehmen am wenigsten pessimistisch, von "Optimismus" kann auch hier keine Rede mehr sein.

Abbildung: Jährliche, durchschnittliche Wachstumsraten