Auf Amazon wimmelt es zurzeit von KI-generierten Büchern zu allen möglichen Themen. Jüngst hat das Börsenblatt über die besonders perfide Masche berichtet, lieblos zusammengepromptete Kinderbücher zu verscherbeln, in der Regel fehlt ein Hinweis auf die wahren Urheber. Auch Ratgeber sind ein Feld, das die Erzeuger solcher Machwerke besonders anzieht. Wie ist Ihre Wahrnehmung auf das Thema?
Wolfgang Tischer: Es war schon immer das erklärte Ziel von Amazon-Chef Jeff Bezos, die "bösen" Gatekeeper, die Verlage, vom Markt auszuschließen. Die Lesenden sollen selbst entscheiden, was sie kaufen wollen. Daher ist speziell Amazons Self-Publishing-Portal KDP seit jeher ein Einfallstor für Betrüger und Abzocker. In den Anfängen wurden billig zusammenkopierte Wikipedia-Artikel über Länder als Reiseführer verkauft. Nahezu leere E-Books mit vielen Seiten wurden zeitweise genutzt, um Amazons Lesetracking auszutricksen. Von geklauten Texten will ich gar nicht sprechen. Und jetzt sind es eben KI-generierte Inhalte, die dort hineinfluten. All das mit der Absicht, mit minderwertigen Inhalten Geld zu verdienen, indem inhaltlich etwas vorgespiegelt wird, was sich dann als Textschrott entpuppt.
Wenn man den Berichten über solche Billigbücher und Amazons-Bestsellerplatzierungen glauben kann, dann ist das eigentlich Erschreckende daran, dass es offenbar viele Menschen gibt, die solchen Textschrott ungesehen kaufen. Auch im Buchbereich mangelt es also an der oft geforderten Medienkompetenz. Ein Blick in die Leseprobe und auf den Verlagsnamen sollte doch stutzig machen. Aber das ist den Leuten offenbar egal. Das sollte dem Buchhandel zu denken geben. Es ist besonders erschreckend, wenn es um Bücher für Kinder geht.