Zahlungsverhalten in Deutschland

Vermehrt Zahlungsverzögerungen

11. August 2020
Redaktion Börsenblatt

Die Wirtschaftskrise, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, beeinträchtigt auch das Zahlungsverhalten in Deutschland im B2B-Geschäft. Das hat der Creditreform Zahlungsindikator Deutschland für den Sommer 2020 ergeben. Kreditgeber und Gläubiger verzeichneten in den zurückliegenden Monaten im B2B-Geschäft eine Verschlechterung der Zahlungsweise.

Die durchschnitliche Verzugsdauer für beglichene Rechnungsbelege ist im Vergleich zum 2. Halbjahr 2019 um 0,13 Tage auf 10,82 Tage nach oben gegangen. Insbesondere bei Transaktionen in der Chemieindustrie und der Grundstoffbranche kam es zu Zahlungsverzögerungen; die Logistik dagegen weist geringere Zahlungsverzögerungen auf.

Grundlage für die Analyse ist eine Auswertung von rund 3,5 Millionen Rechnungsbelegen auf Basis des Creditreform Debitorenregisters Deutschland.

Die durchschnittliche Forderungslaufzeit lag im ersten Halbjahr mit 42,88 Tagen leicht unter dem Vorjahreswert mit 43,11 Tagen. Die Zahlungsziele wurden im ersten Halbjahr 2020 dagegen um etwa 0,75 Tage auf 32,06Tage gekürzt.

Insbesondere kleineren Unternehmen seien nicht mehr so lange Zahlungsziele eingeräumt worden, vor allem „um den gestiegenen Ausfallrisiken entgegen zu wirken, haben Kreditgeber und Lieferanten ihre Zahlungsziele bereits gekürzt“. Man befürchtet auch Krettenreaktionen in besonders stark verflochtenen Wirtschaftsbereichen.

Großunternehmen erhielten dafür noch längere Zahlungsziele. „Diese Entwicklung verlängert die Gesamtforderungslaufzeit bei Geschäften mit Großunternehmen auf mittlerweile 45,27 Tage und dürfte den Erhalt der Zahlungsfähigkeit beim Leistungserbringer, der in Vorleistung gehen muss, erschweren“, so Creditreform.

Den größten Zahlungsverzug haben die Metall und Elektrobranche mit 25,7 Prozent, der Großhandel mit etwas über 15 Prozent und Unternehmensdienstleistungen ebenso mit 15 Prozent.

„Dabei sind überdurchschnittlich hohe Rechnungssummen bzw. eine hohe Zahl überfälliger Belege pro Debitor für diese Abhängigkeit verantwortlich. Die Aufmerksamkeit der Kreditgeber bei Geschäften mit diesen sehr wirtschaftsaktiven Branchen dürfte in der aktuellen Krise hoch sein", so Creditreform weiter.

Der durchschnittliche Betrag einer verspätet bezahlten Rechnung im B2B-Geschäft liegt mittlerweile bei 2.188 Euro. Das sind gut 400 Euro mehr als noch vor vier Jahren, was für Gläubiger und Kreditgeber ein erhöhtes Risiko beim Forderungsausfall bedeutet.