Einzelhandelsvermietungen

Rückgang durch Corona-Pandemie

28. Oktober 2020
Redaktion Börsenblatt

In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurden laut einer Erhebung von Jones Lang LaSalle (JLL) 282.800 Quadratmeter Einzelhandelsflächen in Innenstadtlagen vermietet. Das waren rund 25 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Im dritten Quartal wurden danach 91.800 Quadratmeter Einzelhandelsfflächen in Innenstadtlagen vermietet, das waren sogar rund 30 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Das geht aus dem aktuellen "Einzelhandelsmarktüberblick" für das dritte Quartal von JLL hervor. Weitere Ergebnisse für die ersten drei Quartale:

  • Die Anzahl der Abschlüsse ging in den ersten neun Monaten im Jahresvergleich von 885 auf 586 zurück. 58 Prozent der Abschlüsse betrafen dabeu Flächengrößen bis 250 Quadratmeter.
  • Für das Gesamtjahr erwartet JLL nach jetzigem Stand einen Flächenumsatz von 370.000 bis 380.000 Quadratmetern.

Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany, sagt in der Presseinformation: "Dieses Jahresergebnis läge in etwa auf dem Niveau direkt nach der Finanzkrise 2008/09. Der historische Vergleich macht aber auch Mut, denn der Markt hat damals bewiesen, wie schnell er sich wieder erholen kann. Bereits im zweiten Jahr nach der Finanzkrise stieg der Einzelhandelsumsatz wieder merklich an und erreichte 2011 ein Rekordergebnis."
 
Die Pandemie sorge eher für Bewegung statt für Stillstand im Handel. Viele Unternehmen hätten damit begonnen, ihre Click & Collect-Angebote zu optimieren, bestehenden Filialnetze genau zu analysieren und sich, wo es sinnvoll ist, auf neue Ladenformate mit optimierten Flächen zu konzentrieren. Auch Drive-In-Varianten würden mittlerweile geprüft, die in Frankreich, Großbritannien und den USA bereits getestet werden.

Lebensmittelläden legen zu

Treiber des Vermietungsmarktes sei erneut die Sparte Gastronomie/Food mit gut 95.000 Quadratmetern Flächenumsatz innerhalb der ersten neun Monate gewesen. Dies entspriche einem 35 Prozent Anteil am Gesamtflächenumsatz und gehe zu zwei Dritteln auf das Konto der Lebensmittelanbieter, die gearde in Corona-Zeiten Zulauf hatten. Allein Aldi habe ein Dutzend Anmietungen beigesteuert. Neben den Discountern und Supermärkten seien sämtliche Akteure in diesem Segment expansiv – von Biomärkten bis hin zu Unverpackt-Läden.

Gleiches gelte auch für die Gastronomen, trotz der Coronakrise und den daraus resultierenden Einschränkungen habe hier die Expansion wieder Fahrt aufgenommen. Neben Systemgastronomen wie Peter Pane oder Frittenwerk versuchen auch verstärkt lokale Café- und Restaurantbetreiber, in den Innenstadtlagen Fuß zu fassen, so JLL.
 
Der Textilbranche mit 24 Prozent und rund 68.000 Quadratmetern bleibe nur der zweite Rang. Die Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie hätten zu einem Überangebot an Textilien in den stationären Geschäften geführt, was die Expansionslust bremse. Hinzu kämen die allgemeine Kaufzurückhaltung der Verbraucher und ausbleibende Shopping-Touristen. 
 
Die Gesundheit/Beauty-Branche sei weiterhin Stammgast im Führungstrio mit konstanten Anteils-Werten zwischen 15 und 18 Prozent. Die Drogeriemarktketten dm, Müller und Rossmann bestreiten hier fast 50 Prozent des Flächenumsatzes, die zum größten Teil in innerstädtischen Shopping-Centern angemietet wurden.

Corona wirkt sich kaum auf Spitzenmieten aus

Auf die Spitzenmieten in den Big 10-Städte (Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Leipzig, Frankfurt am Main, München, Stuttgart, Nürnberg und Hannover) wirkt sich laut JLL die Pandemie derweil nicht aus – sie bleiben auf stabilem Niveau. Für die 175 weiteren untersuchten Städte außerhalb der Big 10 hätten die Mieten im Durchschnitt seit Jahresbeginn um etwa zwei Prozent nachgegeben.

"Wie sich die Mietpreise zum Jahresende hin entwickeln werden, hängt stark davon ab, ob der Einzelhandel sich weiter erholen kann und so die befürchteten Leerstände in den Innenstadtlagen vermieden werden können", so Dirk Wichner.

Die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden.