Lesepublikum radikal neudenken
Die erste wissenschaftliche Studie zur Diversität im britischen Buchmarkt ruft dazu auf, Vorstellungen über das Lesepublikum „radikal neu zu denken“ und People of Colour nicht länger zu diskriminieren.
Die erste wissenschaftliche Studie zur Diversität im britischen Buchmarkt ruft dazu auf, Vorstellungen über das Lesepublikum „radikal neu zu denken“ und People of Colour nicht länger zu diskriminieren.
Die Studie unter dem Titel „Rethinking ‚Diversity‘ in Publishing“ ist die erste detaillierte Studie in Großbritannien, die sich mit Diversität im Buchmarkt und Verlagswesen beschäftigt. Und besser könnte sie zur Zeit nicht passen. Ausgelöst durch den Tod von George Floyd durch einen Polizisten und die Black Lives Matter-Bewegung, beschäftigt man sich auf der ganzen Welt mit systematischen Rassismus und damit, alte Muster neuzudenken. Bücher wie „Exit Racism“ (Tupoka Ogette) und „Was weiße Menschen nicht über Raissismus hören wollen: aber sollten“ (Alice Hasters) sind in aller Munde.
Die Studie ist ein Projekt in Kooperation zwischen Goldsmiths, University of London, Spread the Word und dem Branchenmagazin The Bookseller. Der Bericht wurde von Dr. Anamik Saha und der deutschen Dr. Sandra van Lente geschrieben und basiert auf qualitativen Interviews unter 113 Branchenteilnehmern und Repräsentanten aller größeren Verlagshäuser.
Vor allem die Bereiche Akquise, Werbung/PR sowie Vertrieb und Verkauf waren Mittelpunkt der Studie.
“Unsere Untersuchung zeigt, dass Verlage und Buchhandlungen nicht die Ressourcen, das Knowhow, oder traurigerweise auch keine Lust haben, ein breiteres Publikum anzusprechen. Sie sehen darin keinen wirtschaftlichen oder kulturellen Nutzen“, so Anamik Saha, leitende Wissenschaftlerin von „Rethinking ‚Diversity‘ in Publishing“ in der Pressemitteilung. „Große Verlage und Buchhandlungen müssen ihr Publikum radikal neu denken. Die ganze Branche ist im Prinzip auf weiße, Mittelklasse-Leserinnen und -Leser ausgerichtet. Das zeigt sich an den Büchern, die produziert werden, den Medien, mit denen sie zusammenarbeitet, sogar am Aussehen von Buchläden und dem Bevölkerungsteil, den sie ansprechen. Das muss sich ändern.“
Kritisiert haben die Wissenschaftler auch, dass Online-Verkäufer, die nicht an der Studie teilgenommen haben, transparenter werden müssen. „Ihre Praxis ist oft undurchsichtig und Veränderungen ihrer Parameter können große Auswirkungen auf die Algorithmen und somit Buchtrends und das Lesepublikum haben.“
Verlage müssen den Wert Schwarzer Narrative verstehen – und nicht als kommerziell weniger wichtig abstempeln. Verlage müssen diese Geschichten zu deren eigenen Bedingungen verstehen, als großartige Erzählkunst – und sie so vermarkten und unterstützen, wie sie es verdienen.
Alex Wheatle
„Jetzt, wo wir die Aufmerksamkeit von allen haben, haben wir eine wundervolle Gelegenheit, die Ungleichheit in Verlagswesen und Buchhandel anzusprechen. Wir wollen in Partnerschaften daran arbeiten, alle diese Ungleichheiten sichtbar zu machen und Verlage müssen nun in den Wert Schwarzen Schreibens investieren“, erklärt der Autor Alex Wheatle in der Pressemitteilung. „Verlage müssen den Wert Schwarzer Narrative verstehen – und nicht als kommerziell weniger wichtig abstempeln. Verlage müssen diese Geschichten zu deren eigenen Bedingungen verstehen, als großartige Erzählkunst – und sie so vermarkten und unterstützen, wie sie es verdienen.“
Die komplette Studie können Sie online einsehen.