Fachpresse-Statistik 2022

Digitalumsätze übertreffen Printgeschäft

28. April 2023
Redaktion Börsenblatt

Die Digitalmedien sind weiter auf Wachstumskurs und übertreffen erstmals die Umsätze des Printgeschäfts, das rückläufig ist. Das geht aus der Fachpresse-Statistik 2022 hervor.

Insgesamt erwirtschafteten die Deutschen Fachmedienhäuser einen Umsatz von 8,33 Milliarden Euro, was einem Plus von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das geht aus der jährlichen Erhebung zum deutschen Fachmedienmarkt hervor, die die Deutsche Fachpresse vorgelegt hat.

Erstmals in ihrer Geschichte haben die Fachmedienhäuser demnach mehr Umsatz mit dem Digitalgeschäft (3,64 Milliarden Euro) als mit dem Printbereich (3,54 Milliarden Euro) erwirtschaftet.

Events wieder auf Vor-Corona-Niveau

Wichtigster Umsatztreiber 2022 war das veranstaltungs- und Messegeschäft, dessen Anteil am Gesamtumsatz gegenüber de Vorjahr um 2,4 Prozentpunkte auf 8,4 % gestiegen ist. Er macht fast zwei Drittel des gesamten Umsatzanstiegs der Fachmedienanbieter aus. Mit einem Jahresumsatz von 700 Millionen Euro ist der Eventbereich wieder auf Vor-Corona-Niveau. Inzwischen machen mehr als drei Viertel der Verlage Umsätze mit Veranstaltungen und Messen.

Hier stiegen vor allem die Umsätze mit Präsenzveranstaltungen (plus 106,8 Prozent), die Umsätze aus Digitalveranstaltungen schrumpften hingegen um 5,5 Prozent.

Digitalgeschäft wächst schwächer als im Vorjahr

Das Digitalgeschäft ist mit einem Plus von 137 Millionen Euro ein wesentlicher Umsatztreiber der Branche. Mit einem Plus von 3,9 Prozent wächst dieser Bereich allerdings schwächer als noch im Jahr zuvor (+ 14 Prozent).

Fast 80 Prozent des Anstiegs der Digitalumsätze entfallen auf die digitalen Vertriebserlöse.

Von den insgesamt im Jahr 2022 mit Digitalen Medien erwirtschafteten Umsätzen in Höhe von 3,64 Milliarden Euro steuert der Vertrieb gut 2 Milliarden Euro bei, die Werbung knapp 1,5 Milliarden Euro.

Anzahl und Auflagen der Print-Titel rückläufig

Leicht gedämpft wird das Gesamtwachstum der Fachmedienbranche durch die Entwicklung im Printgeschäft, das mit einem Minus von -1,3 Prozent rückläufig ist – das entspricht einem Minus von 45 Millionen Euro. Es zeigt, dass Fachmedieninhalte verstärkt über digitale Kanäle verbreitet werden. Auffällig ist, dass das Printgeschäft der kleinen Verlage wächst: um 4,9 Prozent.

Die Zahl der aufgelegten Print-Fachzeitschriftentitel ist von 5616 (2021) um 40 Titel auf 5576 im Jahr 2022 gesunken. Die Auflage sank von 555,7 Millionen Exemplare auf 554 Millionen Exemplare. Der seit 2016 beobachtbare Rückgang der Auflagen hat sich damit auch 2022 fortgesetzt und fällt sogar etwas stärker aus als im Vorjahr.

Erfolgreicher Transformationsprozess bei Fachmedienhäusern

„Die Entwicklung im zurückliegenden Jahr verdeutlicht den erfolgreichen Transformationsprozess, den die Fachmedienhäuser in den vergangenen Jahren durchlaufen haben“, sagt Holger Knapp, Sprecher der deutschen Fachpresse. „Print ist erstmals in der Geschichte nicht mehr das wichtigste Erlösfeld der Fachmedienbranche, und vor allem mit digitalen Vertriebslösungen konnten die Verlage im letzten Jahr gute Wachstumserfolge erzielen. Erfreulich ist auch, dass sich der Bereich Messen und Veranstaltungen nach dem pandemiebedingten Einbruch wieder auf klarem Wachstumskurs zeigt“, so Knapp.

Ein weiteres positives Signal sieht er darin, dass der Digitalisierungsschub unabhängig von der Unternehmensgröße stattfinde. „Gerade die kleinen und mittleren Verlage weisen im Digitalbereich höhere Veränderungsraten auf. Und die Unternehmen mit einem Umsatz bis 5 Mio. Euro zeigen zudem, dass auch mit Print, vor allem in Nischen, noch Wachstum möglich ist.“

Dennoch müsse man sich angesichts der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, dass in vier von zehn Verlagen zumindest einzelne Fachzeitschriftentitel in ihrer Existenz bedroht seien. „Es ist daher höchste Zeit, dass die Politik ihrer Zusage aus dem Koalitionsvertrag entspricht und diskriminierungsfrei Zeitschriften und Zeitungen in ordnungspolitisch einwandfreier Weise fördert“, der der Fachpresse-Sprecher weiter.

Ausbau digitaler Produkte und Services im Fokus

Die meisten Fachmedienhäuser sehen die aktuell größten Herausforderungen bei den Kostensteigerungen, wirtschaftlichen Unsicherheiten und in der Fachkräftesicherung. 37 Prozent der Befragten melden Probleme bei der Personalgewinnung. Für 85 Prozent der teilnehmenden Verlage sei es schwieriger, neue Mitarbeiter:innen zu rekrutieren.

Entwicklungschancen sehen die Verlegerinnen und Verleger vor allem im Ausbau der Digitalisierung und organisatorischen Verbesserungen. Fast alle Verlage planen für dieses Jahr den Ausbau.

Zwei Drittel der Verlage stehen Kooperationen mit Partnern im Bereich Einkauf, IT, Personal und Software offen gegenüber.